Zum Inhalt springen
Liebe Mitglieder, wir haben derzeit leider technische Probleme mit dem Kalender welche wohl leider noch einige Zeit anhalten werden . Danke für die Geduld. ×

Stigma und Tabu


Bloßeinbesucher

Empfohlene Beiträge

Die Erklärung ist eine blanke Tautologie. Selbstverständlich fließt beim Paysex Geld, das ist die Besonderheit an ihm. Aber auch bei anderen Gelegenheiten fließt Geld, und zwar ohne daß dies mit einer Stigmatisierung der Beteiligten einherginge. Die Sache wird durch das Argument mit dem Kuvert nicht besser. Der Umschlag hat dieselbe Funktion wie der Zahlteller im Kaufladen, und auch in der Bank bekommt man die Scheine im Kuvert ausgehändigt, so daß sie nicht direkt von Hand zu Hand gehen. Das ist eine Formfrage, die den Umgang mit Geld betrifft, nicht, wofür es bezahlt wird. Wenn und soweit bei einem "prostitutiven Date" auf diese Formfrage Wert gelegt wird, handelt es sich überdies um einen Versuch, die Situation zu normalisieren. Mit Stigma und Tabu hat sie also gerade nichts bzw. nur ex negativo etwas zu tun.

 

Sollte das dann ein blanker Widerspruch in sich sein?

 

Strunz hat doch recht - das einzige Stigma was heute den Prostituierten noch anhaftet ist die Käuflichkeit (Sex gegen Geld) als von der Norm abweichende Charaktereigenheit. :smile:

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man einer frei geäusserten Meinung nicht widersprechen darf...

"Alles Leben ist Stellungnehmen" (Edmund Husserl)

Link zu diesem Kommentar
Sollte das dann ein blanker Widerspruch in sich sein?

 

Strunz hat doch recht - das einzige Stigma was heute den Prostituierten noch anhaftet ist die Käuflichkeit (Sex gegen Geld) als von der Norm abweichende Charaktereigenheit. :smile:

 

Nö. Ich habe auch einen Stundensatz und bin insofern "käuflich". Zwar möchten manche gerne meinen Berufsstand mitunter stigmatisieren, aber insgesamt ist er doch eher angesehen. Obwohl ich mich "verkaufe". Ebenso wie bei einer Prostituierten gibts dabei Sachen, die ich mich weigere zu tun. Ganz nach Gusto bzw. Selbstverständnis. Meistens machts mir Spaß, manches ist öde, vieles Routine.

 

Bei der Autowerkstatt zahlst Du auch einen Stundensatz.

 

Als Arbeiter bekommst Du einen Stundenlohn.

 

Der Proktologe hat Sätze dafür, dass er mir im Hintern in der Sch...e herumfingert :schiel:.

 

Also ist das Verkaufen eigener Lebenszeit i.V.m. mit vereinbarten Tätigkeiten eigentlich die normalste Sache der Welt. Die Tatsache der Entgeltlichkeit per se kann daher nicht die Ursache sein.

 

Es kann also nur (und losgelöst von der Entgeltlichkeit) die Natur der vereinbarten Tätigkeit sein. Also Sex. Und was da sonst noch mit verbunden wird.

Bearbeitet von nolensvolens
Link zu diesem Kommentar

Eben.... im Gegensatz zu den aufgeführten Tätigkeiten ist Sex und Eros eingebunden.

 

Dies ist der katalysator, der die Mischung explosiv macht.

 

Stigma auf die Geldübergabe zu beschränken ist viel zu kurz gedacht und spiegelt m. E. eher ein persönliche Bedürfnis nach Erleben wieder.

 

Janelle erwähnte z.B. die Gesundheitsängste ihrer Familie, das ist mindestens genauso beeinflussend dafür.

Bearbeitet von Asfaloth
Link zu diesem Kommentar

Der Begriff des Stigmas führt in die Irre. Weil hier weit und breit keine Stigmata im Spiel sind. Stigmata sind "Brandmale", "Kainsmale", "Schandmale" - Zeichen für Schuld, Zeichen für die Abweichung von einer (vom Establishment geltend gemachten) Norm. Stigmatisierung geht so: Du und Du und Du ... also Ihr ... Ihr weicht da und dort von der Norm ab ... und damit das jeder sieht ... dass Ihr anders seid ... dass Ihr abnorm seid ... dass ihr böse und eine einzige Schande für die Gemeinschaft seid ... damit das wirklich jeder sofort sieht ... und sich vor Euch in Acht nehmen kann ... deshalb kleben wir Euch ein Kainsmal auf Eure Haut. Gut sichtbar für alle Guten!

 

Das klassische Beispiel für Stigmatisierung in der deutschen Geschichte ist die Ausgrenzung der Juden - und die Sichtbarmachung dieser Ausgrenzung durch den sog. Judenstern. Der Judenstern - das war ein Stigma. Eine Kennzeichnung, eine Sichtbarmachung: Ihr gehört nicht zu uns!

 

Sowas fehlt im Falle der Prostitution völlig. Den Prostituierten wird kein Kainsmal aufgeklebt. Man sieht es der Frau nicht an, ob sie als Prostituierte oder als Geliebte zu mir ins Hotel kommt. Man müsste ihr schon die Geldscheine, die geflossen sind, auf den Hintern kleben - um sichtbar zu machen: schaut, das ist eine, die Geld nimmt, was für ein abnormes, durchtriebenes Weibsstück.

Bearbeitet von Strunz
Link zu diesem Kommentar
Nö. Ich habe auch einen Stundensatz und bin insofern "käuflich". Zwar möchten manche gerne meinen Berufsstand mitunter stigmatisieren, aber insgesamt ist er doch eher angesehen. Obwohl ich mich "verkaufe". Ebenso wie bei einer Prostituierten gibts dabei Sachen, die ich mich weigere zu tun. Ganz nach Gusto bzw. Selbstverständnis. Meistens machts mir Spaß, manches ist öde, vieles Routine.

 

Bei der Autowerkstatt zahlst Du auch einen Stundensatz.

 

Als Arbeiter bekommst Du einen Stundenlohn.

 

Der Prokologe hat Sätze dafür, dass er mir im Hintern in der Sch...e herumfingert :schiel:.

 

Also ist das Verkaufen eigener Lebenszeit i.V.m. mit vereinbarten Tätigkeiten eigentlich die normalste Sache der Welt. Die Tatsache der Entgeltlichkeit per se kann daher nicht die Ursache sein.

 

Es kann also nur (und losgelöst von der Entgeltlichkeit) die Natur der vereinbarten Tätigkeit sein. Also Sex. Und was da sonst noch mit verbunden wird.

 

Genau deshalb schrieb ich Käuflichkeit (Sex gegen Geld) :zwinker::smile:

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man einer frei geäusserten Meinung nicht widersprechen darf...

"Alles Leben ist Stellungnehmen" (Edmund Husserl)

Link zu diesem Kommentar

Bitte nicht schon wieder, Surfer. Aber auf die Mögiichkeit hin, daß Deine Begriffsstutzigkeit tatsächlich nicht nur gespielt ist: Die Dienste von Prostituierten sind per definitionem käuflich. Man kann auch sagen, die Käuflichkeit sei die spezifische Differenz der Prostituierten. Noch anders: Die Käuflichkeit ist der Prostituierten konsubstantiell. Die Käuflichkeit ist aber nur dann eine Erklärung für Stigmatisierung, wenn die Käuflichkeit einer Dienstleistung generell zur Stigmatisierung des Dienstleisters führt. Das ist jedoch nicht der Fall. Also beißt sich die Erklärung von Stigmatisierung durch Käuflichkeit in den Schwanz.

Link zu diesem Kommentar

@Strunz

 

Zu Deinem Judenstern die Anmerkung, ist Dir unbekannt, dass in der Vergangenheit in vielfacher Weise sozusagen analoge "Hurensterne" existierten? Pflichten zum permanenten Tragen von Kennzeichen in der Öffentlichkeit (mir fällt z.B. gerade der gelbe Schal ein, weiss nicht mehr wann und wo das war).

 

Klar, so etwas gibts heute nicht mehr. Du kommst also deswegen zu dem Ergebnis, dass die Gesellschaft insgesamt zu Prostituierten mittlerweile den Standpunkt hat, "Ihr gehört zu uns"? Das wäre aber in völligem Widerspruch zu Deiner und Janas Betonung des "Verruchten" bzw. "Verbotenen", oder?

Bearbeitet von nolensvolens
Link zu diesem Kommentar
Stigmata sind "Brandmale", "Kainsmale", "Schandmale" - Zeichen für Schuld, Zeichen für die Abweichung von einer (vom Establishment geltend gemachten) Norm.

 

Nicht nur..der Empfang der Stigmata also der Wundmale Christi gilt in der katholischen Kirche als Auszeichnung und besondere spirtuelle Nähe zum Erlöser..wie bei Franz von Assisi und Resl von Konnersreuth..

 

1597-st-francis-receives-the-stigmata-cigoli.jpg

 

Therese_Neumann_von_Konnersreuth3.jpg

 

---------- Beiträge zusammengefügt um 17:09 Uhr ---------- Vorheriger Beitrag war um 16:57 Uhr ----------

 

Pflichten zum permanenten Tragen von Kennzeichen in der Öffentlichkeit (mir fällt z.B. gerade der gelbe Schal ein, weiss nicht mehr wann und wo das war).

 

 

Die Vorschriften zum Tragen bestimmter Kleidungsstücke für Prostituierte gab es seit dem Mittelalter in vielen größeren Städten... in Köln war es ein roter Schleier, in Leipzig und Dresden ein kurzer gelber Mantel, in Augsburg ein Schleier mit einer grünen Stoffeinfassung

Aber vielleicht ist dies der stärkste Zauber des Lebens: es liegt ein golddurchwirkter Schleier von schönen Möglichkeiten über ihm, verheißend, widerstrebend, schamhaft, spöttisch, mitleidig, verführerisch. Ja, das Leben ist ein Weib! - F. N.

Link zu diesem Kommentar
@Strunz

 

Zu Deinem Judenstern die Anmerkung, ist Dir unbekannt, dass in der Vergangenheit in vielfacher Weise sozusagen analoge "Hurensterne" existierten? Pflichten zum permanenten Tragen von Kennzeichen in der Öffentlichkeit (mir fällt z.B. gerade der gelbe Schal ein, weiss nicht mehr wann und wo das war).

 

Das war mir in der Tat unbekannt! Danke für den Hinweis. - Das war natürlich Stigmatisierung. War! Heute gibt es das in dem Bereich aber nicht mehr - oder? Und ich habe nur vom "Heute" sprechen wollen.

 

Der Witz an der Stigmatisierung ist, dass die Stigmatisierten den Spieß umdrehen können. Selbststigmatisierung - sozusagen gegen den Strich gebürstet! Sie werfen der Zwangsmoral des Establishments den Fehdehandschuh hin: Nicht wir sind verkehrt - sondern ihr! So kann Stigma in Charisma umgedreht werden: die gerade noch im Abseits stehenden Geächteten werden zu Charismatikern, die sozialen Wandel anstoßen. Wenn sie genügend große und genügend mächtige Gefolgschaft finden. Wieder das Beispiel der Juden. Schaut her: wir sind das auserwählte Volk! Und ihr die doofen Spießer!

 

Man müsste mal darüber nachdenken, ob es im Bereich der Prostitution Ansätze für Selbststigmatisierung gibt. Wahrscheinlich müsste ich mal wieder nach Hamburg fahren ... Herbertstraße ... nicht nur in den spießigen Hotels verkehren.

Bearbeitet von Strunz
Link zu diesem Kommentar

Der Witz an der Stigmatisierung ist, dass die Stigmatisierten den Spieß umdrehen können. Selbststigmatisierung - sozusagen gegen den Strich gebürstet! Sie werfen der Zwangsmoral des Establishments den Fehdehandschuh hin: Nicht wir sind verkehrt - sondern ihr! So kann Stigma in Charisma umgedreht werden: die gerade noch im Abseits stehenden Geächteten werden zu Charismatikern, die sozialen Wandel anstoßen. Wenn sie genügend große und genügend mächtige Gefolgschaft finden.

 

Auch das gab es, ja. Man denke nur an die Kreise um und mit Toulouse Lautrec. Kunst und Debattierzirkel verschiedenster Typen bei und vor allem auch mit Prostituierten. Vergnügt hat man sich natürlich auch. Gibts sowas eigentlich heute noch (außer hier vielleicht im Moment ein bissl)?

Bearbeitet von nolensvolens
Link zu diesem Kommentar
Auch das gab es, ja. Man denke nur an die Kreise um und mit Toulouse Lautrec. Kunst und Debatierzirkel verschiedenster Typen bei und vor allem auch mit Prostituierten. Gibts sowas eigentlich heute noch (außer hier vielleicht im Moment ein bissl)?

 

Ja..bei Jörg Immendorf war das noch nicht so lange her...

 

---------- Beiträge zusammengefügt um 17:35 Uhr ---------- Vorheriger Beitrag war um 17:31 Uhr ----------

 

Das war mir in der Tat unbekannt! Danke für den Hinweis. - Das war natürlich Stigmatisierung. War! Heute gibt es das in dem Bereich aber nicht mehr - oder? Und ich habe nur vom "Heute" sprechen wollen.

 

 

Ich bin kein Ethnologe...Für andere Kulturkreise würde ich das nicht ausschließen..

bei dem in Indien immer noch teilweise praktizierten System der Jogini-Prostituierten kann man stigmatisierende Elemente festmachen...

Aber vielleicht ist dies der stärkste Zauber des Lebens: es liegt ein golddurchwirkter Schleier von schönen Möglichkeiten über ihm, verheißend, widerstrebend, schamhaft, spöttisch, mitleidig, verführerisch. Ja, das Leben ist ein Weib! - F. N.

Link zu diesem Kommentar

Dass der Llosa den Literaturnobelpreis gewonnen hat, ist doch auch ein schönes Zeichen. "Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto" - das ist ein absolut erotischer Roman. Einfach genial. Als ich den Don Rigoberto zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich mir: so müsste man mal einen Datebericht schreiben! Akribisch detailgenaue Beschreibung von Lust und Sinnlichkeit, Besessenheit und Fetischen. Und das, was im beobachtenden und handelnden Subjekt dabei passiert. Wunderschön zu lesen, einfach Klasse! - Vor 30 oder 40 Jahren wäre der Don Rigoberto wohl auf den Index gekommen.

 

Aber auch hier wieder ganz deutlich: die Rede von "den geheimen (!!!) Aufzeichnungen des Don Rigoberto". Sinnlichkeit und Lust und Besessenheit brauchen das Zwielicht des Geheimen und Heimlichen. Um ihren Zauber ganz entfalten zu können. Das Dunkle und Tabuisierte. Mein kleines Geheimnis. Ein Hotelzimmer zu buchen. Einen Termin zu erfinden. Zwei Tage Urlaub vom Alltag. Dazwischen eine Nacht. Von der niemand weiß. Noch wissen darf. Ein schönes reines Tabu. Wenn es das Tabu nicht gäbe, man müsste es erfinden!

Bearbeitet von Strunz
Link zu diesem Kommentar

Wie gesagt ist JEDER Teil dieser Gesellschaft und trägt somit Anteil an deren Werten und Moralvorstellungen.

 

Stell Dir nur mal vor, die meisten Kunden/Freier würden dazu stehen, dass sie die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. DAS würde einen Wandel bewirken!

 

BINGO!!! TREFFER! VERSENKT!!!!

 

Wer ist denn Bereit sich als Freier zu outen? Hier gehen ja viele mit ihrem Umfeld spazieren, und tun so großbürgerlich und tolerant. Aber wenn man bei vielen an der Oberfläche kratzt, wird es sehr schnell spießbürgerlich.

Viele ziehen dann den "Joker" Partnerin, oder geschäftliche Nachteile, ect.

 

PS:

Ich darf meine Fresse in dem Punkt aufreißen, weil ich schon oft genug in Zeitung und Film, Radio, ect. war, und das alles ohne schwarzen Balken oder Stimmverzerrer...

Ich bin nicht behindert - ich werde behindert! :zwinker::zwinker:

 

Mein Sturschädel ist mir heilig!!!:heilig::heilig::heilig:

 

Mein Blog: http://www.rollimans-erfahrungen.de/

Link zu diesem Kommentar

Ha, jetzt mir eingefallen, woher ich das mit dem gelben Schal habe. Von einem Disput über die Identität der Mona Lisa. Hierzu auszugsweise ein Text aus der NZZ:

 

Ein gelber Schal

Verschiedene renommierte Leonardo-Forscher haben sich nun wiederholt mit recht unterschiedlichen Interpretationen dieses neuen Fundes und der bekannten Dokumente und Fakten zu Wort gemeldet; von einem schlüssigen Beweis, wer die Porträtierte sei, ist man jedoch noch immer weit entfernt. Es scheint daher an der Zeit, einen neuen Zugang zu suchen, der sich an den «Realien» des Bildes orientiert.

 

Sollte es sich um ein Privatporträt der Lisa del Giocondo handeln, überrascht nicht nur die Tatsache, dass ihr Gatte, der mögliche Auftraggeber des Bildes, dieses offenbar nicht in Empfang genommen hat, sondern auch die grosse Zahl der vorhandenen Repliken. Zudem schliessen Frisur und Kleidung der Dargestellten ihre Identität mit einer Florentiner Bürgersfrau von vornherein aus und geben mit wünschenswerter Deutlichkeit Hinweise auf ihre gesellschaftliche Stellung. Denn vergleicht man sie mit den zahlreichen Brautbilderm oder Hochzeitsbildnissen von Florentiner Malern, vor allem aus der Werkstatt von Sandro Botticelli oder Domenico Ghirlandaio, aber auch von der Hand des jungen Raffaello Santi, so wird deutlich, dass die Darstellung der Gioconda in keinem Detail die für Frauen diesen Standes gesetzlich vorgeschriebenen Normen respektiert.

 

Offenes Haar galt als unsittlich, nur der Jungfrau Maria – die weder Braut noch Matrone ist – kam solches zu. Ein unter dem Kinn verknüpftes Stück Leinen hielt den Haarknoten fest, der dann noch mit einem Käppchen bedeckt wurde. Ältere Frauen trugen darüber einen Schleier. Das Décolleté war mit einem hauchfeinen Coverciere (ein Tuchstück, das entfernt an einen Schal erinnert) verdeckt, am Hals durfte während der ersten Ehejahre kostbarer Schmuck getragen werden.

 

Über die Gewandfarbe der Gioconda geben die über 60 Kopien Auskunft: Sie trug ein rotes Samtkleid, gelbseidene Stulpenärmel, einen durchsichtigen Schleier über der Stirne und einen langen gelben Schal, der vom Hinterkopf über ihre linke Schulter geschlungen ist und bis in den Schoss herabreicht. Das entspricht den Farben, welche die reflektographischen Untersuchungen des Pariser Bildes festgestellt haben. Jahrhundertealte Firnisschichten – die auch jetzt nicht entfernt worden sind – haben die «Lesbarkeit» der Farbskala verhindert.

 

Eine Frage der Kleiderordnung

Unser Augenmerk gilt dem gelben Schal. Er ist von der mit der zeitgenössischen Gesetzgebung, das heisst den Kleiderordnungen der italienischen Stadtrepubliken und Dynastien nicht vertrauten kunsthistorischen Literatur zur Gioconda in seiner Bedeutung nicht wahrgenommen worden. Auf welche soziale Schicht er verweist, zeigt eine über die Jahrhunderte hinweg wiederholte Vorschrift. Ein Beispiel vom Jahr 1421 muss genügen: «Prostituierte müssen, wenn sie in der Stadt Venedig unterwegs sind, über ihrer Oberkleidung ein gelbes um den Hals geschlungenes Tuch tragen, so dass es gut sichtbar und nicht verborgen ist» ( meretrices publicae, deberent portare super vestem superiorem faziolum zalum circa collum).

Link zu diesem Kommentar

 

Die Vorschriften zum Tragen bestimmter Kleidungsstücke für Prostituierte gab es seit dem Mittelalter in vielen größeren Städten... in Köln war es ein roter Schleier, in Leipzig und Dresden ein kurzer gelber Mantel, in Augsburg ein Schleier mit einer grünen Stoffeinfassung

 

Gibt es heute auch noch. HighClass-Escorts zum Beispiel müssen Manolo-Blahniks oder Loubotins tragen. Ist verpflichtend. SDL in Saunaclubs diese durchsichtigen Acryl-Heels.

 

Da hat sich gar nix geändert!

Link zu diesem Kommentar
Das aus Sicht der Stigmatisierungsanstalt "Gesellschaft" einzig Anstößige an der Prostitution dürfte der Umstand sein, dass Geld fließt. Alles andere was während eines prostitutiven Rendezvous passiert, passiert in anderen Sexual Relations ganz genauso. Mir jedenfalls fällt wirklich nichts ein, was - außer dem Geld - bei einem prostitutiven Date anders wäre.

 

Die Erklärung ist eine blanke Tautologie. Selbstverständlich fließt beim Paysex Geld, das ist die Besonderheit an ihm. Aber auch bei anderen Gelegenheiten fließt Geld, und zwar ohne daß dies mit einer Stigmatisierung der Beteiligten einherginge.

 

Sei doch nicht so schwer von Begriff, Mann. Dass bei der Prostitution das fließende Geld den Zugang zu einem fremden Körper erschließt - das ist der Grund für die gesellschaftliche Ächtung. Natürlich fließt überall Geld - aber nur im Falle der Prostitution wird dafür sexuelle Intimität gewährt.

 

All das, was prostitutive Beziehungen sonst noch auszeichnet, ist mittlerweile in den gesellschaftlich anerkannten Kanon aufgenommen worden. Dass wildfremde Menschen gleich am ersten Abend miteinander ins Bett steigen, dass zwei Menschen Sex haben, ohne verheiratet oder verlobt zu sein, dass die Frage nach der Religionszugehörigkeit keine Rolle mehr spielt, oder Altersunterschiede - all das wird heute durchgewinkt. Auch die tollsten Sexpraktiken - kein Hahn kräht heute mehr danach.

 

Wenn man von der Prostitution alles abzieht, was mittlerweile als "normal" durchgeht, bleibt wirklich nur noch der Umstand, dass Geld für die Gewährung des Zugangs zu einem fremden Körper fließt.

 

Das ist umso verwunderlicher, als tatsächlich heute überall Geld fließt! Universelle Geldwirtschaft. Nichts, was man nicht kaufen kann. Und alle selbstverständlich immer wieder ihren Marktwert testen. Nur beim Geschlechterverhältnis muckt die Moralanstalt Gesellschaft auf: igitt, die lässt sich für Geld vögeln! Und schon schnappen die Moralzähne zu: Schaut sie an, die Schlampe! Am liebsten würden sie ihr durch den dünnen Armanistoff hindurch ein Kainsmal in die Schulter beißen.

 

Ich finde das spannend. Dass es in der modernen Geldgesellschaft nach wie vor diese Moralvorstellung und Normvorgabe gibt: dass sexuelle Intimität nicht gegen Geld gewährt werden soll. Bei Liebe: na klar! Bei Geilheit: mittlerweile auch okay! Aber rein gegen Geld: igitt!

 

Dass sich die moderne Geldwirtschaft, in der sich das Geld wirklich (beinahe!) als das universelle Medium etabliert hat, dieses Moralreservat nach wie vor bzw. noch immer leisten will, das ist der eigentlich zu erklärende Sachverhalt. - Was um Himmels willen soll so schlimm daran sein, wenn eine Frau sexuelle Gunst gegen Geld gewährt?

Bearbeitet von Strunz
Link zu diesem Kommentar
Sei doch nicht so schwer von Begriff, Mann. Dass bei der Prostitution das fließende Geld den Zugang zu einem fremden Körper erschließt - das ist der Grund für die gesellschaftliche Ächtung. Natürlich fließt überall Geld - aber nur im Falle der Prostitution wird dafür sexuelle Intimität gewährt.

 

Sei doch nicht so schwer von Begriff, Mann. Dass bei der Bäckerei das fließende Geld den Zugang zu warmen Semeln erschließt - das ist der Grund für die gesellschaftliche Ächtung der Bäcker. Natürlich fließt überall Geld - aber nur im Falle der Bäckerei werden dafür warme Semmeln geliefert. Die Bäckerstochter, die geile S. ist eine ehrenwerte Frau, weil sie die Bäckergesellen umsonst vögelt.

 

Strunz du hast in diesem Falle Recht! Ich hab dein Zitat nur mal bisserl verändert um zu zeigen wie verrückt das eigentlich ist...

Bearbeitet von alfder
Link zu diesem Kommentar

Du hast das Symptom erkannt, aber nicht die Ursache, werter Strunz.

 

Die Ursache liegt darin begründet, dass die freie verfügbarkeit von Sex mit Hilfe des Geldes möglich ist und damit von den Risikofaktoren einer emotionalen verwicklung befreit.

 

das böse Tier Sex, das unter dem Ehebett eingesperrt auf seine sporadische Freilassung harrt, ist somit befreit und läuft unkontrolliert durch die gesellschaft.

oder die Währung Sex, mit der Gunst eingefordert wird und die in einer althergebrachten Beziehung beziehung als teil der bindenden kette aneinander angesehen wird, verliert seine Macht

 

Damit schlägt in einer beziehung die Stunde der wahrheit...was bindet ein Paar aneinander, wenn die Erotik wegfällt ? Die Frage ist unbequem und somit wird sie tabuisiert und diehjenigen, die diese Unbequemlichkeit erst ermöglichen, stigmatisiert.

 

Andererseits: Das Geld zieht Grenzen und wahrt die Würde der fremden Frau, die sich nicht mehr als Freiwild anzusehen braucht.

 

Natürlich nur eine Hypothese, das Ganze...genau wie die Deine.... :zwinker:

Bearbeitet von Asfaloth
Link zu diesem Kommentar

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=JkhX5W7JoWI]YouTube - Money - Pink Floyd + Lyrics[/ame]

 

 

Money, get away

Get a good job with more pay

And your O.K.

 

Money, it's a gas

Grab that cash with both hands

 

And make a stash

 

 

New car, caviar, four star daydream

Think I'll buy me a football team

 

Money get back

I'm all right Jack

Keep your hands off my stack

 

Money, it's a hit

Don't give me that

Do goody good bullshit

 

I'm in the hi-fidelity

First class traveling set

And I think I need a Lear jet

 

Money, it's a crime

Share it fairly

But don't take a slice of my pie

 

Money, so they say

Is the root of all evil

Today

 

But if you ask for a rise

It's no surprise that they're

Giving none away

Away

Away

Away

Away...

 

"Hu Huh! I was in the right!"

"Yes, absolutely in the right!"

"I certainly was in the right!"

"You was definitely in the right. That geezer was cruising for a bruising!"

"Yeah!"

"Why does anyone do anything?"

"I don't know, I was really drunk at the time!"

"I was just telling him, he couldn't get into number 2. He was asking

Why he wasn't coming up on freely, after I was yelling and

Screaming and telling him why he wasn't coming up on freely.

It came as a heavy blow, but we sorted the matter out "

 

 

See you on the dark side of the moon!

Link zu diesem Kommentar

...

 

Wenn man von der Prostitution alles abzieht, was mittlerweile als "normal" durchgeht, bleibt wirklich nur noch der Umstand, dass Geld für die Gewährung des Zugangs zu einem fremden Körper fließt...

 

Das hat doch immer schon den Unterschied ausgemacht und wird auch immer so sein. Daß Geld fließt, gehört zum Begriff der Prostitution. Zu behaupten, Prostitution werde stigmatisiert, weil Geld fließt, ist aussagenlogisch äquivalent mit "Prostitution wird stigmatisiert, weil sie Prostitution ist" oder "Prostitution wird stigmatisiert, weil sie stigmatisiert wird". Was ich spannend finde ist, daß eine offenkundige Nullerklärung, eine bloße Tautologie, eine solche Evidenzwirkung entwickeln kann, daß sie auch von überdurchschnittlich intelligenten Menschen als Erklärung akzeptiert wird. Wenn man sie zugleich für "verwunderlich" hält wie Du bzw. für "verrückt" wie Alf, besagt das jedoch auch nichts anderes, als daß die Erklärung eben nichts taugt.

Link zu diesem Kommentar
Das hat doch immer schon den Unterschied ausgemacht und wird auch immer so sein. Daß Geld fließt, gehört zum Begriff der Prostitution. Zu behaupten, Prostitution werde stigmatisiert, weil Geld fließt, ist aussagenlogisch äquivalent mit "Prostitution wird stigmatisiert, weil sie Prostitution ist" oder "Prostitution wird stigmatisiert, weil sie stigmatisiert wird". Was ich spannend finde ist, daß eine offenkundige Nullerklärung, eine bloße Tautologie, eine solche Evidenzwirkung entwickeln kann, daß sie auch von überdurchschnittlich intelligenten Menschen als Erklärung akzeptiert wird. Wenn man sie zugleich für "verwunderlich" hält wie Du bzw. für "verrückt" wie Alf, besagt das jedoch auch nichts anderes, als daß die Erklärung eben nichts taugt.

 

Da ist Dir wieder ein schön kompliziert zu lesendes Posting gelungen. Aber eine Antwort darauf, was nun eigentlich das Skandalon der Prostitution aus Sicht der ächtenden Moralanstalt Gesellschaft ist, finde ich darin nicht.

 

Wenn Du schon so schlau bist, dann sag' mir doch endlich, was das Skandalon der Prostitution ist!!! - Ich hab' nicht so viel Erfahrung in prostitutiver Praxis. Und bei meinem letzten Date (es war das einzige in den letzten 12 Monaten) passierte wirklich nichts, was nicht auch zwischen meiner Frau und meiner (Ex-)Geliebten passiert bzw. passiert ist. Bis eben auf die Geldzahlung!

 

Einen weiteren Unterschied will ich nicht verhehlen. Ich hatte ganz bewusst kein Geschenk für sie dabei. Sowas finde ich einem prostitutiven Date nicht angemessen. Systemwidrig. Fast ein wenig indiskret liebeskasperhaft! Einfach nur respektlos!

 

Sei es wie es mag: Was ist Witz an der Prostitution???

Bearbeitet von Strunz
Link zu diesem Kommentar
@Strunz: lies mal #1.

 

Gerade noch mal (hatte ich schon!) gelesen. Ich versteh's einfach nicht. Ist mir zu funktionalistisch, systemtheoretisch. Aber immerhin musste ich wieder lachen bei Deinem Hinweis auf die FAZ und auf Kaczynski: "Er muß den homosexuellen Akt für unwiderstehlich halten".

 

Das ist das Schöne an MC, dass man immer wieder herzhaft lachen muss. Bei Deinem Kaczynski/FAZ oder vorhin bei Aldfers "Bäckerstochter".

Bearbeitet von Strunz
Link zu diesem Kommentar

Dein Kommentar

Sie schreibst als Gast. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.
Note: Your post will require moderator approval before it will be visible.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.



Unser Support Team

Neue Beiträge

Neue Galerie Einträge

Neue Escort Links

Über uns

Seit über 10 Jahren ist MC-Escort die grösste deutschsprachige Escort Community. Wir bieten Kunden und Anbietern eine Plattform um sich gegenseitig auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

mc-banner-klein.png

Kontakt

  Raingärten 1, 79780 Stühlingen, Deutschland

  info@mc-escort.de

  +49(7744)929832 KEINE AGENTUR - WIR VERMITTELN KEINE DAMEN!

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert um dein Nutzer Erlebnis auf dieser Webseite zu verbessern. Du kannst deine Cookie Einstellungen anpassen, ansonsten nehmen wir an dass es für dich in Ordnung ist deinen Besuch fortzusetzen.