Kleine Anfrage von den Grünen

Asfaloth · 14. Februar 2013

Das gibt es wohl – manche kommen so auch gut zurecht, andere „bezahlen“ für diese Freiheit auf andere Weise einen hohen Preis. Das Paysex-Businesss insgesamt ist von der Utopie einer allgemeinen Freiheit und Autarkie noch weit entfernt.

Die Paysex-Gefährtin, die ich mag und gern besuche, arbeitet in einem Laufhaus. Die Miete ist horrend. Aber sie beschreibt ihre Lage eher als Win-win-Situation. Mir als Bucher wäre es lieber, es gäbe keine Dritte in unsererm Deal. Man könnte mich als romantisch-naiv bezeichnen.

Meine Erfahrung aus verschiedenen Foren ist, dass es den Kunden/Buchern letztlich überwiegend egal ist, wie der rechtlich-monetäre Hintergrund der jeweiligen Frau ist.

Arianes Bemerkung ist wahrscheinlich der Dreh- und Angelpunkt schlechthin in der P6-Debatte. Alle anderen Dispute führen diese Grundfrage lediglich in sozialer, monetärer oder rechtlicher Hinsicht weiter aus.

Arianes Holzhammer gilt ihren Kolleginnen.

Eigentlich haben wir uns schon öfters darauf verständigt, dass wir die Sexworker nicht gegeneinander ausspielen mit einer „moralischen“ Klassifizierung nach Niveau, Status oder Selbstbewusstsein.

Ich würde gerne die Männer hier fragen, wie sie praktisch damit umgehen. Spielt es für euch eine Rolle, welcher „arbeitsrechtliche“ Status vorliegt? Bedeutet euch „indipendent“ so viel, dass es wahlentscheident ist?

(Bitte keine Diskussion darüber, ob der „Service“ unter den P6-Sparten vergleichbar ist.)

Über den "arbeitsrechtlichen" Status habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, offen gesagt.

Unabhängig arbeitende Damen haben jedoch den Vorteil, dass sich der Kontakt im Vorfeld zur Abgleichung der "Chemie" einfacher gestaltet.

Letztendlich ist das aber kein Werteurteil über Agenturarbeit per se.

Ja, es gibt genügend schwarze schafe, aber es gibt auch seriöse, die sich sehr viel Mühe geben.

Auch am Geschlecht des/der Agenturbetreiber/In würde ich das nicht ultimativ festmachen, dazu kennt man zu wenig details, wie die Organisation dahinter aufgestellt ist.

Ich halte jedoch jede Art von pauschaler Aussage für problematisch, also auch die, Männer hätten grundsätzlich dabei nichts zu suchen.

Seriösität und Integrität ist m.E. nicht geschlechtsspezifisch.

nolensvolens · 14. Februar 2013

Ich fand die Anmerkung von Melanie keineswegs missverständlich. Wenn eine Frau von dem "Agenturdamenstatus" in die selbstständige Vermarktung wechselt, dann ist das zwangsläufig ein "klein anfangen" als Independent, weil frau sich da Fertigkeiten und Kenntnisse aneignen muss, die zuvor von einer (guten) Agentur zur Verfügung gestellt wurden. Angefangen von der Anfertigung zielgruppenorientierter Fotos, über Gestaltung einer HP, Bewertung von Kosten/Nutzen verschiedener Werbeformen und -plattformen, bis hin zu einem funktionierenden Sicherheitskonzept.

Es sollte m.E. durchaus in der Sache gestritten werden, von mir aus auch mit Klauen und Zähnen. Aber nie in der Person. Denn Letzteres führt nicht nur zu einer Spaltung und Schwächung der Schlagkraft, von der Öffentichkeitswirkung gar nicht zu reden, sondern verbaut auch den Blick auf Sachfragen und die Perspektive, aus unterschiedlichen Sachpositionen möglicherweise einen einheitlichen Lösungsansatz zu synthetisieren.

Ganz abgesehen davon, dass diese Thematik von Frauen wohl kaum dazu herangezogen werden sollte, zur Unterhaltung des hiesigen und sonstigen männlichen Publikums beizutragen (halber )

Bearbeitet 14. Februar 2013 von nolensvolens

Lineker · 14. Februar 2013

@Ariane:

mal ne kurze frage:

wenn männer in deinen augen kaputte typen sind, wenn sie in diesem gewerbe im "adminstrativem" bereich tätig sind,

was sind dann frauen, die in vielen agenturen das gleiche machen

manchmal sollen sich frauen sogar schlimmer als männer gebärden....

Wulf · 14. Februar 2013

aber bitte nicht missverstehen: die Betonung liegt auf "Unabhängigkeit", nicht bei der Höhe des Stundenpreises. Ich sehe keine Unabhängigkeit, wenn Leute 30-50% an meinem Einkommen, das ich aus einer höchst intimen Begegnung erwirtschafte, einkassieren.So teuer sind dann die Feuchttücher und die Werbung, der Webspace und die Vermittlungsleistungen dann doch nicht.

Ich kann gerne noch weitere Tabus anführen, über die man ungerne spricht.

Fragen des Ausstiegs, Schulden, also Situationen, wo man als Frau manchmal nicht mehr so viel Verhandlungsspielraum hat und nicht ein noch aus weiss. Nein, diese Realitäten gibt es ja nicht. Stattdessen muss ich permanent lesen, wie geil es ist, für 2000€ die Beine breit zu machen und Männer, die sich das nicht leisten können sind arme Würstchen?

Wenn ich mir deine Beiträge der letzten Wochen anschaue, liebe Ariane, dann stelle ich fest, dass du wohl einen grösseren Mutationsprozess durchmachst; ich sehe nur noch nicht genau, wohin er dich führt.

Und die "Tabus", die du anführst "über die man ungerne spricht", werden z.B. in VE´s Buch umfassend behandelt. Das zeigt schon das Inhaltsverzeichnis in der Leseprobe und auch z.B. der Escort-Coaching-Tipp auf S. 26 der Leseprobe (bzw S. 116 im Buch).

Auf S. 31 (137) wird schliesslich auch das "arme Würstchen" angesprochen:"...Oder sind das vielleicht ganz liebe Kerle, die sich einfach nicht die Mühe machen möchten, eine Frau erst zu umwerben, womöglich weil ihnen auch die Zeit fehlt? Und sind diese Männer dann nicht vielleicht auch ein Stück ehrlicher...."

Du musst dir also nur einmal die Mühe machen, die Leseprobe zu lesen, dann passieren dir solche Fehler auch nicht

Mr. Bond · 14. Februar 2013

An der Ehrlichkeit wird es wohl liegen. Es ist "nur" ein Date.

Und genau das ist es was mir daran gefällt. Es gibt ausser Briefumschlägen mit "Taschengeldern" kein Verpflichtung. Ich "muss" die Dame nicht wieder treffen, ihr keine Handtaschen, Schuhe, Schmuck oder sonstwas alles kaufen, mich nicht an ihren Geburtstag, den Kennnenlerntag oder sonstwas erinnern.

Ich darf einfach nur eine gute Zeit geniessen und hoffe, das sie es auch tut.

Und das beste ist, ich kann bei dieser Art meine Freizeit zu gestalten auch nicht "fremdgehen".

Jakobs Ansicht über Agenturen teile ich gern. Alles und jeden in irgendwelche Schubladen zu stecken, die dann doch nicht wirklich passen, ist sicherlich nicht der richtige Weg.

Bearbeitet 14. Februar 2013 von Mr. Bond

Ariane · 18. Februar 2013

Wollte nur mitteilen, dass ich jetzt und zukünftig sämtliche Beiträge von mir, die hier und im Sexworker Forum zum Thema Sexarbeiter-Rechte erschienen sind und als zu konfliktbehaftet in unsichtbare Kanäle verschoben wurden, um nach aussen das Saubermann/frau-Image zu wahren, auf meinem Blog als Screeshots erscheinen. Hatte in den letzten Tagen noch keine Zeit dazu.