B.sucht-Sexarbeit Sendung vom 1.8.

[jw70]

B.sucht-Sexarbeit , hier als podcast zum nachkucken

 

http://www.wdr.de/tv/bsucht/sendungsbeitraege/2013/0801/index.jsp

 

 

"Ihr Arbeitsplatz ist ein Zimmer im Bordell oder der Bordstein, ein fremdes Auto, eine fremde Wohnung. Ihr Körper ist ihr Kapital. Geschätzte 36.000 Frauen in NRW arbeiten als Prostituierte, wahrscheinlich sogar wesentlich mehr. Genaue Zahlen gibt es nicht, da Sexarbeit auch zehn Jahre nach der Legalisierung durch das Prostitutionsgesetz immer noch kein Beruf wie jeder andere ist."

[Tanja-Squirtfemme]

Danke für das Einstellen!

 

Einfach nur traurig und das Klischee wird voll bestätigt.

Auch das ist leider Realität und so ganz "Selbstbestimmt" kommt es mir nicht vor

[Tabris]

Was ist schon "selbstbestimmt"? Sofern keine Prügelaffen im Hintergrund die Fäden ziehen, ist es ein Job wie jeder andere auf dem Niedriglohnsektor. Es gibt leider durchaus viele Menschen, die wie "Alex" trotz guter Ausbildung in der Heimat im Ausland nur schlechbezahlte Jobs bekommen. Pay6 ist nicht die einzige Option, so geht auch das Kellnern, Putzen, Teller waschen, usw.

 

Die "Gundi" muss nicht auf der Straße leben oder aus der Hand in den Mund, weil zumindest in Deutschland staatlich finanzierte Hilfe geleistet wird. Wenn sie sich dafür zu stolz ist, ihr Problem.

 

Und es gibt auch zahlreiche Menschen, die eine nicht so schöne Kindheit hatten und trotzdem nicht im Pay6 enden.

 

Das mag jetzt alles kalt klingen, aber solange keine OKs (Organisierte Kriminalität) mitmischen, sind deren Schicksale nicht besser oder schlechter, als von hunderten Millionen anderen Menschen weltweit und jeder hat in Deutschland die Wahl, wie man leben möchte.

 

Aufgrund der gesellschaftlichen Tabuisierung dieser Branche wird hier nur allzu gerne gezielt mit Klischees gespielt.

[Tanja-Squirtfemme]

Zitat Tabris:

Die "Gundi" muss nicht auf der Straße leben oder aus der Hand in den Mund, weil zumindest in Deutschland staatlich finanzierte Hilfe geleistet wird. Wenn sie sich dafür zu stolz ist, ihr Problem.

Zitat Ende

 

Ja, das dachte ich mir auch, als ich es angesehen habe.

Ehrlich gesagt bin ich da hin und hergerissen..einerseits bewundere ich ihre Einstellung/ Stolz, keine Staatlichen Mittel in Ansprich zu nehmen.

 

Anderseits ist es "falscher Stolz", da es ihr zusteht und sie in ihrem Alter nicht ewig wohnungslos leben kann.

 

Das Klischee mit der "Schweren Kindheit" regt mich auf.

Ich denke mal die ganze Nachkriegsgeneration hatte eine mehr oder weniger schwere Kindheit.

Im Leben gibt es immer mehrere Wege für die man sich entscheiden kann.

 

Ja, was ist Selbstbestimmt?

Für mich ist selbstbestimmt, wenn ich auswählen kann, mit wem ich meine Zeit verbringen und Intimitäten austauschen möchte.

 

Wenn eine Frau nun im Hinterkopf an ihre Fixkosten denkt, hat sie evtl. den finanziellen Druck dahinter einen Kunden annehmen zu müssen, den sie ohne diesen Druck nicht annehmen würde.

Ist das noch selbstbestimmt?

Edited August 3, 2013 by Tanja-Squirtfemme
Es wurde nicht angezeigt, dass es ein Zitat von Tabris ist.

[Tanja]

 

Wenn eine Frau nun im Hinterkopf an ihre Fixkosten denkt, hat sie evtl. den finanziellen Druck dahinter einen Kunden annehmen zu müssen, den sie ohne diesen Druck nicht annehmen würde.

Ist das noch selbstbestimmt?

 

da frage ich mich gerade, wie selbstbestimmt Menschen sind,die täglich zur Arbeit gehen um Geld zu verdienen damit sie ihre Fixkosten bezahlen können....

 

Wie selbstbestimmt sind die wohl?

 

Selbstbestimmt bedeutet für mich, ich bestimme selbst, wie ich mein Leben führe, mit welchen Menschen ich es teile, welchen Job ich annehme oder ablehne, was ich bereit bin dafür zu tun etwas mehr Geld zu verdienen in der selben Zeit als andere.... und das alles im leider vorgegebenen Rahmen dessen, was unser Stand im Leben ist, welche Prioritäten wir setzen und was wir selbst für nötig erachten, um es uns lebenswert zu machen.

 

Gundi hat einen unheimlichen Stolz, und natürlich Angst... Angst davor abhängig zu sein, Formulare ausfüllen, sich anpassen müssen, Regeln enhalten, die sie bisher nicht hatte...und natürlich die Angst bei Ämtern als Prostituierte weiter stigmatisiert zu werden, wie es sozial schwache sowie so schon sind.....

sie will kein Schmarotzer sein... ich finde ihre Haltung bewundernswert, aber nicht nötig, da gibt es ganz andere, die ich aus der, für sie bequemen, sozialen Hängematte katapultieren würde... (anderes Thema)

 

Viele ältere Menschen kennen diese Angst... wie sonst erklärt es sich, dass sie auf alles verzichten, was ihnen zusteht, nur um niemand zur Last zu fallen?

 

Der Film zeigt meiner Meinung nach relativ nah drei Realitäten, die es so gibt und die keine Einzelfälle sind.

 

Trotzdem hat jede/r dieser Kolleginnen diesen Weg selbst gewählt und das ist zu akzeptieren...sollten sie sich anders entscheiden und neue Wege gehen wollen, finde ichUnterstützung dabei sehr gut, solange sie nicht aufdoktriert ist und die Selbstbestimmung dabei verloren geht, weil man um Opfer stilisiert, bzw degradiert wird und einam damit jegliche Selbstverantwortung abgesprochen und abgenommen wird.

 

LG Tanja

[Tabris]

Wenn eine Frau nun im Hinterkopf an ihre Fixkosten denkt, hat sie evtl. den finanziellen Druck dahinter einen Kunden annehmen zu müssen, den sie ohne diesen Druck nicht annehmen würde.

Ist das noch selbstbestimmt?

 

Ja und nein. Freiheit ist nie absolut, sondern immer eingeschränkt. Wie Tanja schon richtig sagte, jeder Mensch steht unter einem gewissen finanziellen Druck.

 

Ein Kumpel von mir (verheirateter Vater) hat erst gerade seinen zweiwöchigen Urlaub beendet, den er zumeist mit Schwarzarbeit verbracht hat und nicht mit Erholung. Hat er bestimmt auch nicht aus Spaß an der Sache gemacht.

[Bloßeinbesucher]

In den allermeisten Fällen arbeiten die Leute, um wirtschaftlicher Not zu entgehen - zumindest auch aus dem Motiv heraus, wirtschaftlicher Not zu entkommen oder ihr vorzubeugen. Erstaunlicherweise soll es dieses Motiv für Frauen nicht geben dürfen. Diese Ansicht hat nur dann einen Sinn, wenn man der Meinung ist, Arbeit von Frauen habe anderen Zwecken zu dienen, z.B. der Selbstverwirklichung oder der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Man muß ziemlich viel Geld haben oder anderweitig gut versorgt sein, um auf eine solche Idee kommen zu können.

[jw70]

Ein selbstbestimmtes arbeiten, könne über den Weg des bedingungslosen Grundeinkommens gehen