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Interview mit Volkmar Sigusch


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Interessant finde ich die bittere Erkenntnis der Austreibung der Erotik aus der Sexualkultur, dank Pornographie und warenförmig inszenierter Sexualität. Dies ist auch meine Auffassung.

 

Es gibt viele Aspekte und viele Formen der Trauer bis hin zur Rage über das Abhandenkommen von Erotik und einer tieferen Befriedigung durch Sexualität.

 

Natürlich geht es um den Preis, den wir für die Enttabuisierungen und die stetig höher werdende Drogen-Dosis der allgegenwärtigen Sexualisierung zahlen. Es geht um den Warencharakter. Es geht um das Opfer der Erotik zugunsten kommerzialer Werbung.

 

Und es geht um den Betrug, dem wir ausgesetzt sind – um die Lüge der scheinbar freien Verfügbarkeit von Lust und Ekstase.

 

Ja, wir fliegen demnächst zum Mars, aber wir haben es kulturell nicht geschafft, eine gemeinsame Ars erotica zu entwickeln.

 

Aber ich habe trotzdem keine Lust, in das Lamento des Interviews einzustimmen. Vielleicht ist es bei mir auch der Gedanke, dass ich – bei aller Kritik und Enttäuschung über unsere Realität – nicht hinter die historische Entwicklung zurück möchte. Irgendwie kommt mir das Lamento von Sigusch doch ein Stück weit vor wie eine Verklärung sowohl vergangener als auch unerreichter utopischer Gesellschaftsformen. Er bestreitet dies natürlich; sagt, dass „die Umstände immer paradoxal waren“. Aber warum dann die Rage? „Rage“ klingt so hilf- und ziellos.

 

Vielleicht, wenn man das Augenmerk ganz auf eine zunehmende kommerzielle Verdinglichung und gleichzeitig das Verschwinden des Begehrens richtet. Dann wären die emotionalen Antworten darauf präziser ausgedrückt Wut und Trauer.

 

Aber auch die gesellschaftlichen Antworten darauf sind nicht eindimensional. Sie sind höchst vielfältig, verwirrend und widersprüchlich.

 

Obskur und absurd empfinden die meisten hierzulande den neuen Puritanismus in den USA mit den Kampagnen von „Abstinence Only“ und „Love waits“.

 

Ambivalent und gefährlich sehen wir die skandinavische Initiative für einen sozialdemokratischen, nicht-puritanischen Weg, der versucht, die Sexualität von der Kommerzialisierung zu befreien.

 

Kritisch sehen wir in unserer eigenen Gesellschaft die Werteverschiebung in der jungen Generation – weg von einer Freiheitsorientierung, hin zu einer Treue- und Zugehörigkeitsmoral.

 

Ziemlich hilflos und verständnislos nehmen wir die Paradoxien in islamischen Bevölkerungsgruppen beim Umgang mit der Sexualität wahr.

 

Ja, Sigusch hat recht, das Dilemma lässt sich nicht lösen und alles ist kompliziert.

 

Also?

 

Also muss jeder selbst persönlich reden. Von dem, was einen enttäuscht und von was man träumt. Von Entwicklungslinien und von Widersprüchen.

 

Zum Beispiel: Mir ist der Blick der Alten verlorengegangen, die noch vor hundert Jahren beim heimlichen Blick durch ein Zaunloch auf die entblößte Schulter der Nachbarin erregt wurden. Als Fünfzehnjähriger kannte ich es noch, dass ich meiner Erregung am Badesee hilflos ausgeliefert war. Heute kann ich in einen FKK-Club gehen – und nichts passiert. Der Blick ist viel weniger erregt, dafür sehr viel ästhetisch wertender. Ist das nun eine Frage der hormonellen Entwicklungsgesetze oder eine Frage der gesellschaftlichen Veränderung? Und wäre eine Reduzierung der zugänglichen sexuellen Reize einer Antwort darauf? Ist dieses Gefühl des Verlusts nicht gleichzeitig die Erinnerung an eine erbärmliche Verklemmtheit und Hilflosigkeit in jener Phase, die ich niemandem wünschen würde?

 

Heute ist Pornografie in fast jeder Dosis zugänglich, die man für eine gewünschte Wirkung braucht. Manchmal befriedigt das. Manchmal ist es nur schal. Wovon hängt das ab? Und was genau ist daran eine Errungenschaft? Und was wünsche ich mir anders?

 

Der Paysex – Sex als monetär vergoltene Dienstleistung: Sigusch konstatiert die triebbedingte Notwendigkeit von Prostitution. Aber er hat keinen Begriff von Wertschätzung für diese besondere sexuelle Begegnungsform ohne die Konsequenz einer nachhaltig sozialen Beziehung und ohne die Voraussetzung einer besonderen persönlichen Zuneigung. Schwach beschrieben von Sigusch. Man kann nur vermuten, dass in seiner Utopie die Prostitution keinen Bedarf mehr vorfindet und überflüssig wird.

 

(Der eine Satz hat natürlich politische Sprengkraft: „Je aggressiver öffentliche Personen gegen Prostituierte auftreten, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie deren Dienste in Anspruch genommen haben.“ Wobei man den Satz auch so interpretieren kann, dass die P6-Gegner anscheinend doch besser wissen, wovon sie reden, als man ihnen in unseren Kreisen zugesteht…)

 

Und wie ist es im Blick auf eine nicht-utopische Realität? Auch wir beschreiben diesen Blick sehr widersprüchlich in der Bandbreite von hymnischem Enthusiasmus über traumhafte Dates bis hin zu entnervten Einsichten über eine Scheinwelt. Vor dreißig Jahren habe ich von Einrichtungen geträumt, die es heute überall, zum Beispiel in Form von FKK-Clubs, gibt. Der Traum wurde ziemlich nüchtern. Warum bei mir? Warum sind andere damit glücklich?

 

Oder die Lebensformen mit Beziehungen: Ein interessantes Dilemma. In festen Beziehungen verschwindet das Begehren nach wenigen Jahren. Ohne Beziehung bleiben das Begehren und die Reihung von neuem Verliebtsein. Aber die Singles bekommen laut Sigusch keinen Sex ab. Wut oder Trauer?

 

Das fehlende Reden miteinander sei das Problem. Ich glaube, das stimmt. Und schlimmer: Ich kenne nur wenige Menschen, mit denen ich Lust dazu hätte. Jetzt muss das Forum dafür herhalten. Auch schön, dass man einen Artikel schwach finden kann und dann aber anfängt, seitenlang drauflos zu schreiben…

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Natürlich geht es um den Preis, den wir für die Enttabuisierungen und die stetig höher werdende Drogen-Dosis der allgegenwärtigen Sexualisierung zahlen. Es geht um den Warencharakter. Es geht um das Opfer der Erotik zugunsten kommerzialer Werbung.

 

Na, der "Warencharakter" wird doch gerade hier explizit gelebt ...

 

Und es geht um den Betrug, dem wir ausgesetzt sind – um die Lüge der scheinbar freien Verfügbarkeit von Lust und Ekstase.

 

Nüchtern gesagt, 1) ist beides nicht frei verfügbar, 2) wissen gerade "wir" das und deshalb ist es auch kein Betrug, allenfalls Selbstbetrug, 3) trägt diese "freie Verfügbarkeit" nicht der von Dir andernortes (s.u.) scheinbar sinngemäß beklagten Abstumpfung bei?

 

 

Kritisch sehen wir in unserer eigenen Gesellschaft die Werteverschiebung in der jungen Generation – weg von einer Freiheitsorientierung, hin zu einer Treue- und Zugehörigkeitsmoral.

 

Mal doof gefragt, warum sehen wir das kritisch (so "wir" das tatsächlich tun)? Darf/soll nicht jeder seine eigenen Werte entwickeln und (für sich!) leben dürfen?

 

 

Zum Beispiel: Mir ist der Blick der Alten verlorengegangen, die noch vor hundert Jahren beim heimlichen Blick durch ein Zaunloch auf die entblößte Schulter der Nachbarin erregt wurden. .... Ist dieses Gefühl des Verlusts nicht gleichzeitig die Erinnerung an eine erbärmliche Verklemmtheit und Hilflosigkeit in jener Phase, die ich niemandem wünschen würde?

 

Was hat das mit Verklemmtheit zu tun? Ist es nicht eher Abstumpfung heutzutage? Diesen "Blick der Alten" verloren zu haben? Bzw. warum sollte der eigentlich verloren gehen (siehe unten zum Stichwort "Sonnenaufgang)?

 

 

Der Paysex – Sex als monetär vergoltene Dienstleistung: Sigusch konstatiert die triebbedingte Notwendigkeit von Prostitution. Aber er hat keinen Begriff von Wertschätzung für diese besondere sexuelle Begegnungsform ohne die Konsequenz einer nachhaltig sozialen Beziehung und ohne die Voraussetzung einer besonderen persönlichen Zuneigung. Schwach beschrieben von Sigusch. Man kann nur vermuten, dass in seiner Utopie die Prostitution keinen Bedarf mehr vorfindet und überflüssig wird.

 

Nochmal ganz doof gefragt, was wäre so schlimm an einer Utopie, in welcher Sex stets ein beidseitiges Geschenk ist und nicht der pekuniären Entlohnung bedarf? Etwa (nur?) der damit (scheinbar! ohne Moos nix los im P6) einhergehende Verlust der freien Verfügbarkeit?

 

Der Traum wurde ziemlich nüchtern. Warum bei mir? Warum sind andere damit glücklich?

 

Weil die Realität selten einem Traum entspricht? Ist halt so. Man kann darüber lamentieren oder die Realität, auch die schönen Seiten, einfach leben.

 

Oder die Lebensformen mit Beziehungen: Ein interessantes Dilemma. In festen Beziehungen verschwindet das Begehren nach wenigen Jahren. Ohne Beziehung bleiben das Begehren und die Reihung von neuem Verliebtsein. Aber die Singles bekommen laut Sigusch keinen Sex ab. Wut oder Trauer?

 

Diese gerne verbreitete These halte ich persönlich (= für mich) für falsch. Auch jeder Tag fängt mit dem Sonnenaufgang an. Es ist immer die gleiche Sonne. Langweilig? Man kann sich auch jeden Tag erneut darüber freuen, oder nicht? OK, ich wäre recht betrübt und würde zur Depression neigen, wenn ich das nicht könnte. Ob man das "wieder erlernen" kann? Ich meine schon.

Bearbeitet von nolensvolens
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Interessant finde ich die bittere Erkenntnis der Austreibung der Erotik aus der Sexualkultur, dank Pornographie und warenförmig inszenierter Sexualität. Dies ist auch meine Auffassung.

 

Trägt nicht auch der Sexual-Wissenschaftler Sigusch selbst mit seinen tollen wissenschaftlichen Forschungen dazu bei, dass die Erotik verkümmert? Sigusch rühmt sich selbst, welch tolle Begriffe er doch erfunden hat, die sich sogar weltweit durchgesetzt haben sollen. Umso beschämender ist es, dass er als Wissenschaftler nicht einmal in der Lage ist, zwischen Sexualität und Erotik klar zu differenzieren! Beide Begriffe werden von ihm wild durcheinander gewürfelt und nach Belieben verwendet.

 

Er mag ja ein guter Sexualwissenschaftler sein, aber von Erotik hat er keinen blassen Schimmer. Wohl auch, weil sich die Erotik einem wissenschaftlichen Zugang verweigert.

 

@ lust4fun: Und das ist auch der Grund, warum Sigusch in Rage ist – er ist tatsächlich hilf- und ziellos.

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Weil die Realität selten einem Traum entspricht? Ist halt so. Man kann darüber lamentieren oder die Realität, auch die schönen Seiten, einfach leben.

 

Diese gerne verbreitete These halte ich persönlich (= für mich) für falsch. Auch jeder Tag fängt mit dem Sonnenaufgang an. Es ist immer die gleiche Sonne. Langweilig? Man kann sich auch jeden Tag erneut darüber freuen, oder nicht? OK, ich wäre recht betrübt und würde zur Depression neigen, wenn ich das nicht könnte. Ob man das "wieder erlernen" kann? Ich meine schon.

 

Ersteres hängt mit zweiterem zusammen.

Wenn man es schafft für den Moment rezeptiv zu bleiben, die Neuheit jedes Moments zu erkennen, denn genau das ist jeder Moment, da das einzig permanente die Veränderung ist, ohne ständig in die Vergangenheit zu denken und zu vergleichen oder in die Zukunft und zu erhoffen, erträumen oder zu erwarten, dann paradoxerweise- weil es nicht mehr wichtig ist bzw. weil man es schlicht nicht mehr erträumt-, erfährt man oft Dinge, die man sich niemals hätte vorstellen können.

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Fuck inhibitions. If your body wants to make love in the rain; do it. If your spirit wants to sing Beyoncé in the grocery store; let her.

If your soul tells you to body paint a giant canvas in rainbow colors; go and make some supersized art.

 

If your heart wants to fall in love every single day; give it the freedom to run free and seduce the world.

Get juicy, get wild, get wanton and lusty. Get turned on by life.

 

Really turned on.

 

Feel everything. Deeply.

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( http://www.rebellesociety.com/2012/11/07/let-yourself-be-moved/ )

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Kurze Antworten:

 

@ novo

 

Danke für die Kommentare, die eine ganze Reihe von Stichworten aufnehmen. (Du behältst eine ältere Auseinandersetzung unter uns in Erinnerung, wo es darum ging, dass Forenbeiträge oft nur einen Aspekt herausgreifen, wodurch die eigentlichen Anliegen schnell aus dem Blick geraten...)

 

Du wirst nicht erwarten, dass ich alle Punkte noch einmal aufgreife, auch wenn du sie als Fragen an mich formulierst.

 

Ich glaube, dein Zentrum ist das Problem der "Abstumpfung". Du stellst diesen Begriff meinem Begriff des Verlusts entgegen. Wo ich versuche, die Sache offen zu halten (Verlust/Fortschritt; ich/andere), führst du es eng. Glaubst du wirklich, dass dies der Hebel ist: Der Abstumpfung entgegenzutreten? Denn auf der anderen Seite schlägst du auch (umgekehrt?) vor, "die Realität, auch die schönen Seiten, einfach (zu) leben"...

 

@ SpielerX

 

Ich glaube nicht, dass hier der Unterschied zwischen Sexualität und Erotik die entscheidende Frage ist. Jedenfalls nicht, wenn es um eine Beurteilung von Sigusch geht. Ich werfe ihm nicht vor, dass er keinen Schimmer von Erotik hätte, und ich glaube nicht, dass dies der Schlüssel gegen die "paradoxalen Umstände" wäre. Die negative Dialektik lässt sich auch mit diesen Begriffen nicht so leicht aushebeln.

 

Schade, dass du den ehemaligen User "lolo" nicht mehr kennen kannst. Du hast seine Botschaft von der Erotik wunderbar auf den Punkt gebracht...

 

@ Karina

 

Ich liebe deine Einwürfe. Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Doch ich schmunzle auch über meine Phantasie, die du auslöst: "... erfährt man oft Dinge, die man sich niemals hätte vorstellen können." Was da wohl alles zum Vorschein kommen kann? Mit "logisch und folgerichtig" (novo) wäre ich da vorsichtig...

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@ Karina

 

Ich liebe deine Einwürfe. Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Doch ich schmunzle auch über meine Phantasie, die du auslöst: "... erfährt man oft Dinge, die man sich niemals hätte vorstellen können." Was da wohl alles zum Vorschein kommen kann? Mit "logisch und folgerichtig" (novo) wäre ich da vorsichtig...

 

:zwinker:

Das ist insofern korrekt, als dass "Dinge die man sich niemals vorstellen könnte" in quasi alle Richtungen gehen können, multidimensional sein können. Wertfrei gesagt.

Beudeutet in des Menschens bewertender Sicht- sowohl gut als auch schlecht.

Life is marvelous.

 

Als kleines Beispiel:

Ich habe mal einen aussergewöhnlichen Mann getroffen, wo meine Mutter meinte das wäre ja wie im Film.Unwahrscheinliche zeit gehabt und Intimität und Sex erlebt die jenseits meiner- beschränkten- Vorstellungskraft waren. Als es vorbei war, hab ich gelitten wie ein Hund und hab Jahre gebraucht um darüber wegzukommen. Um darüber weg zu kommen, habe ich Dinge gemacht, die ich mich vorher nicht zu machen trauen wagte, hab mir nen Traum erfüllt in meiner Verzweiflung, neuer Job hat sich daraus ergeben, in dem ich aufgegangen bin. So aufgegangen, dass ich völlig ausgebrannt war nach einiger Zeit, Ne Kur gemacht hab,die mir extrem gut getan hat und zusätzlich dadurch wieder auf neues Terrain begeben. Den Job gekündigt, war ziemlich grauslig das Gespräch,...etc pp...

Sorry OT- war zur Veranschaulichung für L4F

Bearbeitet von Karina Devi

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Ich glaube, dein Zentrum ist das Problem der "Abstumpfung". Du stellst diesen Begriff meinem Begriff des Verlusts entgegen. Wo ich versuche, die Sache offen zu halten (Verlust/Fortschritt; ich/andere), führst du es eng. Glaubst du wirklich, dass dies der Hebel ist: Der Abstumpfung entgegenzutreten? Denn auf der anderen Seite schlägst du auch (umgekehrt?) vor, "die Realität, auch die schönen Seiten, einfach (zu) leben"...

 

Wieso "auf der anderen Seite"? Ich sehe den für Dich scheinbar existierenden Widerspruch/Unterschied nicht. Ganz im Gegenteil, das eine bedingt doch das andere.

 

Oder meinst Du, dass wer sich (auch) über vermeintliche Selbstverständlichkeiten im "ist" (vielleicht sogar zum 100sten mal) ein Loch in den Bauch freuen kann, der sei abgestumpft, weil scheinbar befreit von Phantasien, Träumen etc. ("Fortschritt")? Dann wäre jedes Victim der Werbung also eher nicht abgestumpft, weil "offen" für Neues? Rein vorsorglich gesagt, ich will Dich nicht ärgern, es sind echte Verständnisfragen meinerseits.

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@ SpielerX

 

Ich glaube nicht, dass hier der Unterschied zwischen Sexualität und Erotik die entscheidende Frage ist. Jedenfalls nicht, wenn es um eine Beurteilung von Sigusch geht. Ich werfe ihm nicht vor, dass er keinen Schimmer von Erotik hätte, und ich glaube nicht, dass dies der Schlüssel gegen die "paradoxalen Umstände" wäre. Die negative Dialektik lässt sich auch mit diesen Begriffen nicht so leicht aushebeln.

 

Schade, dass du den ehemaligen User "lolo" nicht mehr kennen kannst. Du hast seine Botschaft von der Erotik wunderbar auf den Punkt gebracht...

 

 

Das freut mich, danke für die Blumen. Aber ich denke und hoffe, dass es hier noch mehr User bzw Erotiker gibt, die nicht die Erotik als Teil der Sexualität sehen, sondern die Sexualität als Teil der Erotik. Und wer hat das besser auf den Punkt gebracht als:

 

Georges Bataille

 

L'érotisme

 

Das Thema Erotik ist halt nur bei den Franzosen richtig aufgehoben.

 

Ich kann dir das Buch sehr empfehlen.

 

Ich freue mich auf einen interessanten Austausch. Und noch zum Thema: Gerade bei Bataille ist der gesamte Bereich der Erotik von Paradoxien durchzogen. Das Verlangen verzehrt uns oder sein Objekt wird aufhören uns zu erregen, wenn wir es besitzen. Leidenschaftliches Verlangen wird nur erzeugt, wenn es einen Widerstand oder ein Hindernis gegen die sofortige Erfüllung gibt.

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Ich habe den Eindruck, es ist ein grundlegenderes Thema. Karina D. hat es bereits umschrieben....

 

Wir scheinen nur Freude auf etwas zu empfinden, weniger Freude bei etwas. Erinnern wir uns an etwas, dass uns Freude bereitet hatte, schieben wir es gleich wieder in die Zukunft, in dem wir eine Wiederholung suchen. Aber es lässt sich nichts wiederholen, sondern nur immer neu und jedesmal etwas anders erleben, im Hier und Jetzt.

Alles Schöne ist endlich, sonst wäre es nicht mehr schön, sondern banal.

 

Bei der Sexualität (von der Erotik ein Teil ist und keineswegs ein Gegensatz) kommt es nur klarer zum Ausdruck, weil auch körperliche Erfahrungen damit verknüpft sind.

 

Stimme ich zu, jedoch würde ich den letzten Satz insofern erweitern, als dass jegliche Erfahrung, sprich auch der Sonnenaufgang den novo als Beispiel genommen hat, initial eine körperliche, sensuelle ist, einfach weil wir verkörperte Wesen sind. Man spürt die Sonne auf der Haut bevor der Kopf 1 Sekunde später kommentiert " Haaach wie schön" oder " Mann, gestern war der aber schöner", man spürt Schmerz bevor der Kopf sagt " Au". Man spürt eine Resonanz hinter Wörtern, bevor der Ratio seine Senf dazu gibt.

Es stimmt, dass wenn die Verkörperung quasi direkt berührt wird, dies leichter zu direktem Empfinden führt und man wahrlich im Moment ist, jedoch entsteht Berührung und Empfindung nicht nur durch oder mit andren Menschen, sondern generell und in allem was wir erleben im Moment.

Bearbeitet von Karina Devi

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( http://www.rebellesociety.com/2012/11/07/let-yourself-be-moved/ )

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:oha::denk: Bei Dir vielleicht, bei mir brauchts keine "Widerstände" oder "Hindernisse", im Gegenteil, Widerstand läßt bei mir jegliches Verlangen sofort erlöschen. :denk:

 

Na klar doch....es gibt auch ein leidenschaftsloses Verlangen, da stimme ich dir zu.

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Überwindung eines Widerstandes im zwischenmenschlichen Bereich hat nichts mit Leidenschaft zu tun, sondern ist Ausdruck von Macht und der eigenen Aufwertung zu Lasten der Abwertung des anderen

 

Auf einer spielerischen Ebene im gegenseitigen Konsens (und bisweilen wechselnden Rollen) kann das reizvoll sein. Verlässt es jedoch die spielerische Ebene, fällt dem Reiz des "Überwindens" der Respekt vor den Grenzen des Gegenübers zum Opfer.

 

Stalker zum Beispiel reden sich ihre Übergriffe auch gern damit schön, in dem sie von der eigenen Leidenschaft sprechen, die sie zu den Taten treibt.

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Überwindung eines Widerstandes im zwischenmenschlichen Bereich hat nichts mit Leidenschaft zu tun, sondern ist Ausdruck von Macht und der eigenen Aufwertung zu Lasten der Abwertung des anderen

 

Auf einer spielerischen Ebene im gegenseitigen Konsens (und bisweilen wechselnden Rollen) kann das reizvoll sein. Verlässt es jedoch die spielerische Ebene, fällt dem Reiz des "Überwindens" der Respekt vor den Grenzen des Gegenübers zum Opfer.

 

Stalker zum Beispiel reden sich ihre Übergriffe auch gern damit schön, in dem sie von der eigenen Leidenschaft sprechen, die sie zu den Taten treibt.

 

Wenn im Zusammenhang mit Leidenschaft/Erotik von Hindernis und Widerstand gesprochen wird, dann hat das ganz bestimmt nichts mit Gewalt oder Macht zu tun - das sollte doch eigentlich klar sein.

 

Widerstand sollte verstanden werden im Sinne von widerstehen, einer Versuchung nicht sofort erliegen. Also keine Ablehnung, die mit Gewalt oder Macht überwunden wird. Sondern wie Karl Kraus so schön gesagt hat:

 

"Erotik ist Überwindung von Hindernissen. Das verlockendste und populärste Hindernis ist die Moral".

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