Belgische Krankenkasse bezahlt Sexualberatung

michaelDO · 29. Dezember 2017

Laut Berichten in der belgischen Presse:

https://www.rtbf.be/info/societe/detail_une-mutuelle-belge-va-rembourser-les-consultations-sexuelles-pour-les-seniors-et-handicapes?id=9799897

http://www.gva.be/cnt/dmf20171228_03271689/ziekenfonds-stimuleert-seksuele-gezondheid

(konnte leider keinen deutschsprachigen Bericht finden) wird in Flandern demnächst eine Kasse die Kosten von Sexualberatung für Senioren und Behinderte übernehmen. Ergebnis dieser Beratung könnte die Empfehlung sein, regelmäßig die Dienste eines/einer Sexdienstleisters/in in Anspruch zu nehmen. Die Kosten für diese Dienste werden aber von der Kasse nicht übernommen :(

Thea · 29. Dezember 2017

Zumindest könnte diese Empfehlung die Angehörigen aufrütteln und ihnen verständlich machen, dass auch Senioren und Behinderte ganz normal menschliche Bedürfnisse haben, die befriedigt werden müssen, weil sie zur Gesundheit/Gesunderhaltung beitragen.

Bisher wird dies ja weitestgehend ignoriert und nicht zugestanden. Hier spielt m.E. eher die "falsche Moral" eine Rolle als das Finanzielle.

Ich höre oft von Beschäftigten aus Krankenhäusern oder Seniorenheimen, dass die Angehörigen kaum nachvollziehen können, dass das Bedürfnis nach Körperlichkeit nichts mit dem Alter oder der Konstitution zu tun hat. Und es geht nicht vorrangig um das schichte "Ficken"... sondern um körperliche Nähe.

Ich freu mich und hoffe, D bekommt diesbezgl auch bald die Kurve..

Benno · 30. Dezember 2017

Ergebnis dieser Beratung könnte die Empfehlung sein, regelmäßig die Dienste eines/einer Sexdienstleisters/in in Anspruch zu nehmen.(

Ich hatte keine Beratung und nehme die Dienste schon geraume Zeit in Anspruch...

War ich meiner Zeit vorraus?

Nein nun im Ernst... ich denke, dass man sich ueber dieses Thema moralisch wertneutrale Gedanken macht, ist mehr als gut. Und das was koerperliche Naehe betrifft, darin kann ich Thea nur zustimmen.

Ich habe meine beiden Elternteile bis zu ihrem Ableben zu Hause mit professioneller Unterstuetzung betreut. Sie hatten jeder ein Zimmer, was aber durch eine Tuere verbunden war. Mein Vater war schon laengere Zeit ans Krankenbett gefesselt, das so Seitenteile gegen das Herausfallen hatte. Meine Mutter nur ein Jahr juenger, schlecht, aber doch halbwegs mobil, jedoch ziemlich von Alzheimer gezeichnet. Eines Morgens lag sie neben ihm im Bett. Wie sie das geschafft hat, ist uns heuten noch allen ein Raetsel? Sie konnte es zwar nicht erklaeren, wie sie es gemacht hatte, aber sie erinnerte sich, dass das ihr Mann ist und sie koerperliche Naehe spueren wollte.

Meine Pflegerinnen waren moralisch entsetzt, aber ich meinte nur, dass sie dagegen nichts unternehmen sollten, weil ich das als sehr natuerlich empfunden hatte. Leider passierte das nie mehr..

inaktiv20 · 30. Dezember 2017

Ich habe meine beiden Elternteile bis zu ihrem Ableben zu Hause mit professioneller Unterstuetzung betreut. Sie hatten jeder ein Zimmer, was aber durch eine Tuere verbunden war. Mein Vater war schon laengere Zeit ans Krankenbett gefesselt, das so Seitenteile gegen das Herausfallen hatte. Meine Mutter nur ein Jahr juenger, schlecht, aber doch halbwegs mobil, jedoch ziemlich von Alzheimer gezeichnet. Eines Morgens lag sie neben ihm im Bett. Wie sie das geschafft hat, ist uns heuten noch allen ein Raetsel? Sie konnte es zwar nicht erklaeren, wie sie es gemacht hatte, aber sie erinnerte sich, dass das ihr Mann ist und sie koerperliche Naehe spueren wollte.

Meine Pflegerinnen waren moralisch entsetzt, aber ich meinte nur, dass sie dagegen nichts unternehmen sollten, weil ich das als sehr natuerlich empfunden hatte. Leider passierte das nie mehr..

ich musste beim lesen echt weinen, eine schöne Geschichte und diese Nähe ist und bleibt unheimlich wichtig.

Wulf · 30. Dezember 2017

Das Thema Sex im Alter hat ja mittlerweile auch Eingang gefunden in Spielfilmen. Allerdings wurde das Thema im Film "Honig im Kopf" völlig geschmacklos behandelt. Da wendet sich beim Besuch eines Pflegeheims eine ältere Dame an Til Schweiger und fragt ihn mehrere Male ob er sie ficken wolle....Und damit nicht genug....sie dreht sich dann noch um, streckt ihren Hintern raus und sagt, dass es hier auch ginge...

Ich frage mich, was solch eine Szene in einem Film verloren hat, der zudem FSK ab 6 Jahre läuft.

Escoreal Escort · 30. Dezember 2017

@ Wulf:

Vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass die besagte ältere Lady eine Alzheimer Patientin ist und in ihrem Fall sich die Krankheit auch durch ein gesteigertes sexuelles Bedürfnis bemerkbar macht: http://www.vitanet.de/krankheiten-symptome/demenz-alzheimer/ratgeber-selbsthilfe/sexualitaet

Eine meiner Tanten ist auch an Alzheimer gestorben, sie war in einem ähnlichen Pflegeheim, wie bei "Honig im Kopf" gezeigt wird, untergebracht und hat sich dort in einen älteren Herren verliebt. Die beiden haben Händchen gehalten und sich wie frisch verliebte Jugendliche verhalten. Zu dem Zeitpunkt hat sie schon nur noch im Hier und Jetzt gelebt und konnte sich überhaupt nicht mehr erinnern, dass sie einen Ehemann hat...

Mit diesem Hintergrund finde ich die Szene im Film gar nicht so geschmacklos dargestellt.

Die Anspielung auf Analsex werden 6-Jährige mit Sicherheit noch nicht verstehen, zumal die "Oma" ja auch komplett bekleidet ist.

MC · 31. Dezember 2017

Ein sehr nettes Mitglied hat den Text im ersten Link übersetzt, vielen Dank dafür:

Eine belgische Privatkrankenkasse wird Sexualberatung für Senioren und Behinderte zurückzahlen

Senioren die Hilfe benötigen um sexual aktiv zu sein, können ab Januar einen Teil ihrer Kosten zurückerstattet bekommen. Dies hat die flämische Privatkrankenkasse Bond Moyson entschieden, verrät am Freitag Gazet van Antwerpen.

Privatkrankenkassen liefern sich heutzutage sehr wilde Konkurrenzkämpfe und bieten jedes Jahr neue Zurückzahlungen. Diese Entscheidung hat aber nichts mit den eigentlichen Entscheidungen zu tun, verrät Tom Bosman von Bond Moyson dem „quotidien“, der zu den sozialistischen Kranken- und Versicherungskassen zählt. „Unsere Arbeit besteht darin die sexuale Gesundheit unserer Mitglieder zu unterstützen. Deswegen schalten wir uns auch bei Verhütungsmittel (hier Pille) ein, z.B. Wir sehen Sexualität als Grundrecht. Aus diesem Grund können wir, verletzliche/gefährdete Gruppen, nicht fallen lassen.“ Sachlich, werden Senioren und Behinderte 40€ pro Beratung beim fachärztlichen Verband ADITI rückerstattet werden.

Diese Beratung, die insgesamt 90€ kostet, ist ein Gespräch mit einem Psychologen oder Sexologen über die Probleme der Patienten um sexual aktiv zu sein und um diesbezüglich praktische Lösungen zu finden. Eine Lösung könnte regelmäßige Hausbesuche eines „Anbieters sexualer Dienstleistungen“ sein. Eine Dienstleistung, die, nicht zurückerstattet wird.

Die Gewerkschaft/Verband ADITI ist seit mehr als 10 Jahren aktiv und bekommt jedes Jahr mehr 600 Hilfeanfragen, von denen ¾ von behinderten Personen stammen. Nur 15 % Senioren fragen diese Dienstleistung an, auch wen man davon ausgehen kann, dass der Bedarf viel höher liegt.

Wulf · 31. Dezember 2017

@ Wulf:

Vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass die besagte ältere Lady eine Alzheimer Patientin ist und in ihrem Fall sich die Krankheit auch durch ein gesteigertes sexuelles Bedürfnis bemerkbar macht: http://www.vitanet.de/krankheiten-symptome/demenz-alzheimer/ratgeber-selbsthilfe/sexualitaet

Eine meiner Tanten ist auch an Alzheimer gestorben, sie war in einem ähnlichen Pflegeheim, wie bei "Honig im Kopf" gezeigt wird, untergebracht und hat sich dort in einen älteren Herren verliebt. Die beiden haben Händchen gehalten und sich wie frisch verliebte Jugendliche verhalten. Zu dem Zeitpunkt hat sie schon nur noch im Hier und Jetzt gelebt und konnte sich überhaupt nicht mehr erinnern, dass sie einen Ehemann hat...

Mit diesem Hintergrund finde ich die Szene im Film gar nicht so geschmacklos dargestellt.

Die Anspielung auf Analsex werden 6-Jährige mit Sicherheit noch nicht verstehen, zumal die "Oma" ja auch komplett bekleidet ist.

„Honig im Kopf“ ist ja eine sehr schöne Umschreibung für Demenz. Was mich an der Szene stört ist, dass es sich zwar um eine in der Realität vorkommende Situation handelt (auch meine Mutter ist an Demenz erkrankt), die aber die Ausnhame von der Ausnahme darstellt. Das wird auch in dem von dir eingestellten Link deutlich. Schliesslich hätte man ja auch die von dir beschriebene Szene einstellen können - ein sehr verliebtes altes Pärchen, turtelnd und Händchen haltend oder auch knutschend....Solch eine Szene hätte die Thematik sehr viel besser umschrieben, denke ich.

Bei den 6-jährigen gebe ich dir Recht - aber bei 10-jährigen sieht das dann schon anders aus....