Jump to content
Liebe Mitglieder, wir haben derzeit leider technische Probleme mit dem Kalender welche wohl leider noch einige Zeit anhalten werden . Danke für die Geduld. ×

von der Wissenschaftlerin zur Sexarbeiterin zur Aktivistin zur Kritikerin


Recommended Posts

Hi Ariane, ich zitiere mal daraus

Am 16.6.2025 um 13:26 schrieb Ariane:

Stattdessen müssen wir die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten angehen, die Prostitution für so viele zu einer gangbaren Option machen.

Der letzte Halbsatz dürfte der Kern sein. Dass eine "Einkommenschance" oberhalb des Durchschnitts zu der "gangbaren Option" werden kann. Das liegt aber m.E. nicht an strukturellen Ursachen, sondern ist vielmehr in persönlichen Einstellungen der ProtagonistInnen zu suchen.

Ich spreche nicht über Menschenhandel, MigrantInnen (die migrantische und äußerst präkäre Stricherszene wird ja gerne vergessen; dass diese recht groß sei, darf man nicht sagen, weil "homophob"), etc., sondern allein über die sogenannte freiwillige Prostition, ohne Migrationszusammenhänge.

Und diese freiwillige Prostitution wird es m.E. immer geben, egal welches Gesellschaftsmodell gelebt wird. Eben weil, und dies unabhängig von den gesellschaftlichen Umständen, es immer Individuen geben wird, die Prostitution nicht nur für eine "gangbare Option" halten, sondern sich aus persönlichen Motiven aktiv dafür entscheiden. Ungeachtet der Stigmatisierung und daraus resultierenden "Langzeitfolgen" (beispielsweise Altersarmut). 

Insbesondere dürfte beispielsweise ein bedingungsloses Grundeinkommen, auch deutlich oberhalb der Bürgergeld-Sätze, kaum Menschen davon abhalten Prostitution, in der augenblicklichen Befindlichkeitssituation der betreffenden ProtagonistInnen, für eine "gangbare Option" zu halten.

Vielleicht alles nur Quatsch, was ich schreibe. Aber Du hattest gefragt ... :schuechtern:

  • Thanks 1
  • Agreement 4
Link to comment

Hey Jakob, danke fürs Lesen. Letztlich geht es doch darum, dass niemand gezwungen ist, Sex zu verkaufen, um zu überleben, weil andere Optionen ausgeschlossen sind. Und hier kann man nicht mehr von Freiwilligkeit sprechen, wenn man keine andere Option für sich sieht. Deshalb finde ich die Kritik an sog. privilegierten, alten, weißen Aktivistinnen, wie ich es bin, die sich outen und artikulieren seitens der Nachfolgegenerationen absurd; schließlich sollten 1. alle Sexarbeiter in der Situation einer Wahl sein und informierte Entscheidungen treffen können und 2. sollte man nicht vergessen, dass die Rechtsprechung und Rechtedurchsetzung eine Mehr-Generationen-Aufgabe ist, wo jede Aktivistin mitwirkt, so wie sie es kann. Aber Leute wie mich herabzusetzen und die Lebensleistung in der politischen zähen Arbeit zu delegitimieren halte ich für völlig kontraproduktiv. Sog. Privilegierte sind ja auch stigmatisiert, wobei Tantra und Domina weniger vom Stigma betroffen sind und sich deshalb leichter artikulieren können. Sich für einen Hochrisiko-Job zu entscheiden, wo man gesundheitliche Gefahren in Kauf nimmt, um mit relativ wenig Arbeit schnelles Geld zu verdienen, halte ich für dumm, weshalb die Bildungsferne ein Kernproblem ist. Auch die Tatsache, dass viele Sexarbeitende bereits vor ihrem Einstieg psychische Probleme oder Schulden haben sind keine guten Voraussetzungen in diesem Hochrisikojob.

 

 

  • Agreement 2
Link to comment
vor 36 Minuten schrieb Ariane:

Hey Jakob, danke fürs Lesen. Letztlich geht es doch darum, dass niemand gezwungen ist, Sex zu verkaufen, um zu überleben, weil andere Optionen ausgeschlossen sind.

Ja, darum geht es. In dem Zusammenhang ist es aber auch nötig, den Begriff des Zwanges zu definieren, weil es einen Unterschied macht, ob hinter den Sexarbeiterinnen ein Zuhälter steht, der unmittelbar gewaltsamen Zwang anwendet, oder der Zwang darin besteht, dass Rechnungen kommen, die bezahlt werden müssen. Dem Zwang könnte man entgehen, wenn man für weniger Geld bei Mäcki Fritten schubst. Ist aber deutlich weniger lukrativ. 

Und hier kann man nicht mehr von Freiwilligkeit sprechen, wenn man keine andere Option für sich sieht.

Da müsste man jetzt eine philosophische Debatte über die Freiheit des Willens generell beginnen, aber geschenkt, das sprengt den Rahmen.

Deshalb finde ich die Kritik an sog. privilegierten, alten, weißen Aktivistinnen, wie ich es bin, die sich outen und artikulieren seitens der Nachfolgegenerationen absurd

Berechtigte Kritik ist nie absurd, egal wen es trifft. Solche Immunisierungsargumente machen mich generell skeptisch, egal von wem sie kommen.

schließlich sollten 1. alle Sexarbeiter in der Situation einer Wahl sein und informierte Entscheidungen treffen können

Absolut, das ist der Idealzustand, die Realität sieht in den meisten Fällen komplett anders aus.

und 2. sollte man nicht vergessen, dass die Rechtsprechung und Rechtedurchsetzung eine Mehr-Generationen-Aufgabe ist, wo jede Aktivistin mitwirkt, so wie sie es kann. Aber Leute wie mich herabzusetzen und die Lebensleistung in der politischen zähen Arbeit zu delegitimieren halte ich für völlig kontraproduktiv.

In dem Thread habe ich jetzt keine Delegitimierung wahrgenommen.

Sog. Privilegierte sind ja auch stigmatisiert, wobei Tantra und Domina weniger vom Stigma betroffen sind und sich deshalb leichter artikulieren können.

Im aufmerksamkeitsökonomischen Betrieb muss offenbar jeder sein Stigma vor sich hertragen, sonst gibt es wohl keine Aufmerksamkeit mehr.

Sich für einen Hochrisiko-Job zu entscheiden, wo man gesundheitliche Gefahren in Kauf nimmt, um mit relativ wenig Arbeit schnelles Geld zu verdienen, halte ich für dumm, weshalb die Bildungsferne ein Kernproblem ist.

Unterschreibe ich völlig, allerdings gibt es im Leben auch ein Recht auf Dummheit bei individuellen Entscheidungen. Nur darf man dann halt für die Entscheidungen nicht die Gesellschaft, die Eltern, die Schule, die Freunde, den Partner etc. dafür verantwortlich machen.

Auch die Tatsache, dass viele Sexarbeitende bereits vor ihrem Einstieg psychische Probleme oder Schulden haben sind keine guten Voraussetzungen in diesem Hochrisikojob.

Exakt, auch sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend gehört wohl dazu.

 

 

 

Edited by Preiselbär
  • Thanks 1
  • Agreement 2
Link to comment
Posted (edited)
vor 48 Minuten schrieb Preiselbär:

 

1. Zwang und Freiwilligkeit hab ich in meinem Buch Sexwork 3.0 und in meinem langjährigen Blog Nuttenrepublik ausführlich ausbuchstabiert, aus einer liberalen Perspektive. Ich kann das nicht hier alles wiederholen, das würde den Rahmen sprengen.

2. Du schreibst, berechtigte Kritik ist nie absurd, völlig richtig, aber ich habe keine inhaltlichen Diskussionen in aktivistischen Kreisen erlebt, sondern nur Vorwürfe, weil man weiss, alt etc. ist. Offenbar sind viele Aktivisten nicht in der Lage, zu lesen und den Wert einer Leistung adäquat zu justieren, sonst würde man Machtkonflikte zwischen den Aktivisten-Generationen nicht durch Identitätspolitik kaschieren.

3. Im Thread selbst hier gab es keine Delegitimierung, ich hab nur auf einen Exkurs verwiesen, wie Leute aus der Szene mit mir umgegangen sind, auch Sozialarbeiter, die mein Buch gesilenced haben. Da ich keinen Kontext geliefert habe, war mein Beitrag dazu nicht nachvollziehbar. In Bezug auf meinen Blog ist es ein Beispiel, wo mein Vorwurf zutrifft, dass sich die Branche nicht nur spalten läßt und aktiv spaltet, sondern selber das Stigma perpetuiert, indem man sich gegenseitig schwächt, statt zusammen zu arbeiten.

4. Auch hier stimme ich dir zu, was die Aufmerksamkeitsökonomie betrifft. Ich bezog mich auf den Zusammenhang von Sprecherinnen, die weder GV noch OV passiv ausüben, aber ständig als Sprecher für Prostituierte fungieren, wo es kaum Gemeinsamkeiten gibt, da sie entweder als Tantra oder Dominas erotische Dienstleistungen ohne Sex bieten. Anders als die Mehrheit der Frauen im Gewerbe.

5. Wenn das Ideal ist, eine informierte Entscheidung zu treffen, ob man der Prostitution nachgehen will oder nicht, weise ich immer auf den Umstand von Orientierungsberatungen z.B. bei Hydra hin, daß die überwiegende Mehrheit nach einem Orientierungsgespräch zum Einstieg in den Job von ihrem Vorhaben ablassen, eben weil sie informiert sind und die Risiken erkennen, die in keinem Verhältnis zum sog schnellen Geld stehen.

Danke für Dein Feedback Preiselbär.

 

 

 

 

 

Edited by Ariane
  • Thanks 1
  • Informative 1
  • Agreement 1
Link to comment
Am 16.6.2025 um 13:26 schrieb Ariane:

Na was meint Ihr zu meinem letzten Blog?

 

 

Gar nichts!

Du diskutierst in einem Steakhouse vegane Gerichte. 

Wolltest im Dezember noch ganz vollmundig als Domina durchstarten um dann im Januar Deine Karriere gleich wieder zu  beenden. Heischt nun im Steakhouse um Deine veganen Klickzahlen - ich bevorzuge Mitmenschen die auch morgen noch ihre Meinung von gestern vertreten und mich nicht heute als Moneymachine benutzen wollen um mich morgen wieder zu verteufeln.

  • Agreement 1
Link to comment
vor 5 Stunden schrieb Ariane:

Letztlich geht es doch darum, dass niemand gezwungen ist, Sex zu verkaufen, um zu überleben, weil andere Optionen ausgeschlossen sind

Hi Ariane,

folgerst Du daraus, daß der Verkauf von Sex seine Legitimation nur durch die Existenz von Alternativen erlangt?

  • Like 1
Link to comment
vor 5 Stunden schrieb Ariane:

Letztlich geht es doch darum, dass niemand gezwungen ist, Sex zu verkaufen, um zu überleben, weil andere Optionen ausgeschlossen sind. Und hier kann man nicht mehr von Freiwilligkeit sprechen, wenn man keine andere Option für sich sieht.

Die Gleichsetzung der grundsätzlichen Notwendigkeit, Geld zu verdienen mit einer generell fehlenden Freiwilligkeit in der Prostitution ist aus meiner Sicht unredlich. Das ist der gleiche Trick, den die Abolitionisten verwenden. Nach dieser Logik wäre jede Lohnarbeit, die von jemandem ausgeübt wird, der oder die nicht über ein den Lebensunterhalt sicherndes Vermögen verfügt, eine Form der Sklaverei. Und auch ein Zuhälter könnte sich darauf berufen, dass er nicht freiwillig, sondern aus ökonomischen Zwängen handelt.

Deinem Fazit stimme ich allerdings zu: Wer Armuts- und Zwangsprostitution bekämpfen will, muss die gesellschaftlichen Ursache bekämpfen, die sie hervorbringen, also Armut und Machtverhältnisse. Ein Prostitutionsverbot verschlimmert die Zustände nur und hilft den Betroffenen nicht. 

  • Agreement 2
Link to comment
vor 12 Stunden schrieb Sebastian:

Gar nichts!

Du diskutierst in einem Steakhouse vegane Gerichte. 

Wolltest im Dezember noch ganz vollmundig als Domina durchstarten um dann im Januar Deine Karriere gleich wieder zu  beenden. Heischt nun im Steakhouse um Deine veganen Klickzahlen - ich bevorzuge Mitmenschen die auch morgen noch ihre Meinung von gestern vertreten und mich nicht heute als Moneymachine benutzen wollen um mich morgen wieder zu verteufeln.

Ein bißchen Veganismus würde der Fleischbranche sicher gut tun. Hast du kein Interesse, dass sich die Branche zum Humanen wenden könnte, wo Respekt die Spielregeln bestimmt und nicht die Not oder Gelddruck? Wenn du keine Veränderungsnotwendigkeit siehst, sag mir doch bitte, was ich meinen ehemaligen Kunden sagen soll, die sich hilfesuchend an mich wenden, weil Zwangsprostituierte sich in ihrer Not an sie wenden, wie es allein in diesem Jahr 2x der Fall war.

 

Domina musste ich mir als Nebenverdienst aus dem Kopf schlagen leider, weil ich kein Bock auf Registrierung habe. Aber auch nicht auf Schwarzarbeit. 

 

  • Thanks 2
  • Agreement 2
Link to comment

Tatsächlich gehe ich mit Ariane konform, dass ich nichts Schlechtes daran erkennen kann, Verbesserungen in der Branche zu verfolgen.

Neben dem ethischen wäre das sogar noch ein utilitaristisches Argument, das man gegen die Abolitionisten ins Feld führen könnte, die meinen, dass ausschließlich Verbote zu Verbesserungen führen.

  • Thanks 2
Link to comment
1 hour ago, Ariane said:

Ein bißchen Veganismus würde der Fleischbranche sicher gut tun. Hast du kein Interesse, dass sich die Branche zum Humanen wenden könnte, wo Respekt die Spielregeln bestimmt und nicht die Not oder Gelddruck?

100% das ist doch der Kern des Ganzen

Link to comment

Hi Ariane,

daß Du hier liest und reagierst, ist ja offensichtlich. Ich habe Dir eine ganz ernst gemeinte Frage gestellt – das war keine Rhetorik – und wäre an Deiner Sicht tatsächlich interessiert.

Deine Gegenfrage auf @Fulano macht das Problem deutlich: eine Lösung in dem Sinne, daß die Branche, wie Du es nennst, sich zum humanen Beruf wandelt, wo Respekt die Spielregeln bestimmt und nicht die Not oder Erwerbsdruck, scheint mir illusorisch zu sein. Nicht, weil die Gesellschaft es nicht wollte, sondern wegen des Produktes, das verkauft wird, d.h. wegen der Gleichsetzung von Bedürfnis, Liebesmangel, Libido etc. mit Geld und den daraus entstehenden Abhängigkeiten auf beiden Seiten

Du siehst es an den Diskussionen hier: alle paar Wochen kommt das Thema auf, ist Escorting bzw. Sex nun eine Dienstleistung wie alle anderen oder nicht? Und beide Seiten, Escorts und Kunden, haben innerhalb ihrer eigenen Reihen absolut konträre Haltungen dazu. Seit ich dabei bin, schloß noch kein einziger Thread mit einer übergreifenden  Conclusio ab.

 

Ich halte es für zu einfach, Gegenargumenten mit "also willst Du nichts dagegen tun" zu begegnen, so als ob die von Dir geäußerte Aussage inhaltlich alternativlos sei. Es ist unrealistisch, in Generalismen zu sprechen, so ungleich verteilt sind die Schicksale bzw. das Los, auf dessen Verbesserung Deine und andere Aktionen hinarbeiten. Die Mehrzahl der Damen in der rechten Spalte hier auf der Seite hätte wahrscheinlich durchaus Optionen, nicht in prekäre Lebensumstände zu geraten, entschied sich jedoch für Escorting, und ich wage die Vermutung, daß diese Entscheidung ausschließlich mit dem zu erwartenden Mehrverdienst zusammenhängt. Damit spreche ich ausdrücklich nicht über Zwangsprostitution.

Dein Thema ist, scheint mir, viel eher die Tatsache, daß nicht einmal die Aktivistinnen in diesem Prozeß einheitlich bzw. geschlossen agieren können. Das ist in der Tat tragisch und hat starke Parallelen zum Zerwürfnis zwischen Feminismus und feministischer Identitätspolitik.

 

  • Thanks 1
Link to comment
vor 22 Minuten schrieb JBb:

Deine Gegenfrage auf @Fulano macht das Problem deutlich: eine Lösung in dem Sinne, daß die Branche, wie Du es nennst, sich zum humanen Beruf wandelt, wo Respekt die Spielregeln bestimmt und nicht die Not oder Erwerbsdruck, scheint mir illusorisch zu sein. Nicht, weil die Gesellschaft es nicht wollte, sondern wegen des Produktes, das verkauft wird, d.h. wegen der Gleichsetzung von Bedürfnis, Liebesmangel, Libido etc. mit Geld und den daraus entstehenden Abhängigkeiten auf beiden Seiten

Wenn man dem folgen würde, müsste man sich für ein Verbot der Prostitution stark machen , weil es nach der Argumentation keine humanen Arbeitsbedingungen in der Branche geben kann, u.a. wegen des "Produktes" (dabei ist es eher eine Dienstleistung) und den wohl zwangsläufig entstehenden Abhängigkeiten. Das ist eine sehr subjektive Sicht auf Prostitution, die man nicht zwangsläufig teilen muss. Schon gar nicht kann man sie verobjektivieren, was z. B. wechselseitige Abhängigkeiten betrifft. Es ergibt keinen Sinn, möglicherweise anekdotische Evidenz zu verallgemeinern.

vor 22 Minuten schrieb JBb:

Du siehst es an den Diskussionen hier: alle paar Wochen kommt das Thema auf, ist Escorting bzw. Sex nun eine Dienstleistung wie alle anderen oder nicht? Und beide Seiten, Escorts und Kunden, haben innerhalb ihrer eigenen Reihen absolut konträre Haltungen dazu. Seit ich dabei bin, schloß noch kein einziger Thread mit einer übergreifenden  Conclusio ab.

Das kann ja auch nicht das Ziel sein, dass sich alle hinter einer allgemeingültigen Wahrheit zu dem Thema versammeln. 

 

Ich halte es für zu einfach, Gegenargumenten mit "also willst Du nichts dagegen tun" zu begegnen, so als ob die von Dir geäußerte Aussage inhaltlich alternativlos sei. Es ist unrealistisch, in Generalismen zu sprechen, so ungleich verteilt sind die Schicksale bzw. das Los, auf dessen Verbesserung Deine und andere Aktionen hinarbeiten. Die Mehrzahl der Damen in der rechten Spalte hier auf der Seite hätte wahrscheinlich durchaus Optionen, nicht in prekäre Lebensumstände zu geraten, entschied sich jedoch für Escorting, und ich wage die Vermutung, daß diese Entscheidung ausschließlich mit dem zu erwartenden Mehrverdienst zusammenhängt. Damit spreche ich ausdrücklich nicht über Zwangsprostitution.

Der Mehrverdienst dürfte tatsächlich entscheidend sein, wobei das Escorting in vielen Fällen eine auch altersbedingt vorübergehende Lebensphase ist. Damit meine ich nicht nur, dass in höherem Alter die Nachfrage nachlässt sondern beispielsweise auch Berufsbeginn nach einem Studium, evtl. Ehe und Familiengründung.

vor 22 Minuten schrieb JBb:

Dein Thema ist, scheint mir, viel eher die Tatsache, daß nicht einmal die Aktivistinnen in diesem Prozeß einheitlich bzw. geschlossen agieren können. Das ist in der Tat tragisch und hat starke Parallelen zum Zerwürfnis zwischen Feminismus und feministischer Identitätspolitik.

Naja, auf gewisse gemeinsame Nenner kann man sich da schon einigen. Andererseits ist es völlig normal, dass die Heterogenität der Branche, auch andere Interessenslagen nach sich zieht. Die Frau, die am Berliner Straßenstrich steht, hat andere Themen als das Escort, das im Adlon vögelt.

 

  • Agreement 1
Link to comment
vor 15 Stunden schrieb JBb:

Hi Ariane,

folgerst Du daraus, daß der Verkauf von Sex seine Legitimation nur durch die Existenz von Alternativen erlangt?

Mein Traum ist, dass niemand gezwungen ist, egal aus welchen Gründen, einem Job uninformiert nachzugehen. Dass jeder privilegiert ist, informierte Entscheidungen für das eigene Wohlergehen zu treffen, ohne Druck und ohne Zwang. Es ist so dumm, wie wenn Leute KI Texte bei GPT entwickeln, ohne die Bedeutung zu verstehen, ohne sie zu hinterfragen und dabei halluzinierender KI aufzusitzen, die Fake produziert, wo Wahrheit und Lüge keinen Unterschied mehr macht. Oder in der Prostitution Gewalt und Ausbeutung, die seitens interessierter Kreise gerne ignoriert oder relativiert wird. 

  • Thanks 2
  • Agreement 1
Link to comment
vor 7 Stunden schrieb Ariane:

Domina musste ich mir als Nebenverdienst aus dem Kopf schlagen leider, weil ich kein Bock auf Registrierung habe. 

 

Und als langjährige Sexarbeiterin und Aktivistin wußtest Du das nicht vorher sondern hast erst einmal vollmundig die Welle gemacht um dann wenige Wochen später wieder zurückzurudern ? Mensch Mädel !

Link to comment
vor 7 Stunden schrieb Ariane:

Mein Traum ist, dass niemand gezwungen ist, egal aus welchen Gründen, einem Job uninformiert nachzugehen. Dass jeder privilegiert ist, informierte Entscheidungen für das eigene Wohlergehen zu treffen, ohne Druck und ohne Zwang.

Dem kann man nur zustimmen, aber diese Aussage geht in eine andere Richtung als Dein Post bzw. Deine Frage, was bzgl. Deines Blogs zu kommentieren sei. Eben wollte ich ihn erneut lesen, was leider wg. Abo nicht mehr geht.

Link to comment

Mir ist beim Lesen des Blogs ein anderer Punkt aufgefallen. 

Soweit ich mich noch daran erinnere, wird erwähnt, dass weit mehr als die Hälfte der sexworker Migranten seien. Nun gehöre ich weder zu denen, die in Migranten die Wurzel allen Übels  sehen noch zu denen , die Migranten als unverzichtbares heilmittel zur Lösung unserer zunehmenden demografischen Probleme ansehen.

Darüber hinaus halte ich den Begriff auch nicht unbedingt für zutreffend, davon ausgehend, dass sehr viele sexworker, die nicht aus Deutschland sind, ihre Heimat eher im Umfeld des Balkan haben. Dazu gehören auch Staaten, die bereits der EU angehören. 

Da ich aus privaten Gründen ab und zu durch diese länder Reise und auch etwas Einblick in die reale wirtschaftliche Situation habe, speziell außerhalb von großstädten, ist mir die Motivation junger Frauen durchaus klar, in Deutschland das Geld etwas leichter und mehr davon zu verdienen. Ungeachtet dessen gibt es dann natürlich eine begleitende Kriminelle Zuhälterstruktur, die dieses ausnutzt, 

Dies ist allerdings eine andere Diskussion. 

Ich frage mich nur, ob die angestrebte Verbesserung der wirtschaftlichen Situation von sexworkern in Deutschland außerhalb des Business nicht hier noch eine zusätzliche Sogwirkung verursacht, die das Problem eher verschärft als mindert.

  • Thanks 1
  • Informative 1
  • Agreement 1
Link to comment
Am 19.6.2025 um 23:51 schrieb Fulano:

Die Gleichsetzung der grundsätzlichen Notwendigkeit, Geld zu verdienen mit einer generell fehlenden Freiwilligkeit in der Prostitution ist aus meiner Sicht unredlich. Das ist der gleiche Trick, den die Abolitionisten verwenden. Nach dieser Logik wäre jede Lohnarbeit, die von jemandem ausgeübt wird, der oder die nicht über ein den Lebensunterhalt sicherndes Vermögen verfügt, eine Form der Sklaverei. Und auch ein Zuhälter könnte sich darauf berufen, dass er nicht freiwillig, sondern aus ökonomischen Zwängen handelt.

Deinem Fazit stimme ich allerdings zu: Wer Armuts- und Zwangsprostitution bekämpfen will, muss die gesellschaftlichen Ursache bekämpfen, die sie hervorbringen, also Armut und Machtverhältnisse. Ein Prostitutionsverbot verschlimmert die Zustände nur und hilft den Betroffenen nicht. 

generell fehlenden Freiwilligkeit? Wo liest du das? Sorry, aber mir gehts nicht darum, Freier als Kriminelle darzustellen, sondern letztlich - über 20 Jahre - zu einer Kultur der Erotik und des gegenseitigen Respekts beizutragen, dass vulnerable Menschen nicht in eine Falle tappen lässt.

vor 1 Stunde schrieb Asfaloth:

Mir ist beim Lesen des Blogs ein anderer Punkt aufgefallen. 

Soweit ich mich noch daran erinnere, wird erwähnt, dass weit mehr als die Hälfte der sexworker Migranten seien. Nun gehöre ich weder zu denen, die in Migranten die Wurzel allen Übels  sehen noch zu denen , die Migranten als unverzichtbares heilmittel zur Lösung unserer zunehmenden demografischen Probleme ansehen.

Darüber hinaus halte ich den Begriff auch nicht unbedingt für zutreffend, davon ausgehend, dass sehr viele sexworker, die nicht aus Deutschland sind, ihre Heimat eher im Umfeld des Balkan haben. Dazu gehören auch Staaten, die bereits der EU angehören. 

Da ich aus privaten Gründen ab und zu durch diese länder Reise und auch etwas Einblick in die reale wirtschaftliche Situation habe, speziell außerhalb von großstädten, ist mir die Motivation junger Frauen durchaus klar, in Deutschland das Geld etwas leichter und mehr davon zu verdienen. Ungeachtet dessen gibt es dann natürlich eine begleitende Kriminelle Zuhälterstruktur, die dieses ausnutzt, 

Dies ist allerdings eine andere Diskussion. 

Ich frage mich nur, ob die angestrebte Verbesserung der wirtschaftlichen Situation von sexworkern in Deutschland außerhalb des Business nicht hier noch eine zusätzliche Sogwirkung verursacht, die das Problem eher verschärft als mindert.

Wie ich in meinem Buch schrieb: es gibt kaum Möglichkeiten ohne Bildung soviel Geld zu verdienen, wie ein Wirtschaftsprüfer außer Sexarbeit. Mir gehts auch nur um den Zusammenhang, die Gier nach Geld im Kontext der Verluste, Verletzungen und gesellschaftliche Folgekosten zu sehen und für Rahmenbedingungen zu kämpfen, die allen Seiten weiterhelfen: Sexarbeitern, ausgebeuteten Frauen, Kunden und Betreibern von Plattformen, Bordellen oder Agenturen, Studios. Wer mein Buch nicht kennt, kann diesen Artikel kostenfrei lesen, den ich vor 2 Jahren veröffentlicht habe, der manche Augen öffnen wird. 

 

https://www.novo-argumente.com/artikel/prostitution_in_schwierigem_fahrwasser

Am 20.6.2025 um 16:42 schrieb Sebastian:

Und als langjährige Sexarbeiterin und Aktivistin wußtest Du das nicht vorher sondern hast erst einmal vollmundig die Welle gemacht um dann wenige Wochen später wieder zurückzurudern ? Mensch Mädel !

Der Prozess der Registrierung hat mir erst später Kopfzerbrechen gemacht. Wärst du an meiner Stelle, würdest du es nachvollziehen können, dass die Auswirkungen einer Registrierung in einer zukünftig wahrscheinlich durch eine AFD mitregierte Gesellschaft bedeuten. Nämlich Verfolgung und Tod.

Am 20.6.2025 um 22:41 schrieb JBb:

Dem kann man nur zustimmen, aber diese Aussage geht in eine andere Richtung als Dein Post bzw. Deine Frage, was bzgl. Deines Blogs zu kommentieren sei. Eben wollte ich ihn erneut lesen, was leider wg. Abo nicht mehr geht.

ich kanns dir gerne als PDF per mail schicken.

Am 20.6.2025 um 11:08 schrieb Linguist:

100% das ist doch der Kern des Ganzen

Ich möchte, das Prostitution sich selber abschafft, so wie wir es kennen mit all den negativen Begleiterscheinungen. Ich möchte, dass die Freier nicht kriminalisiert werden und die Frauen autonom handeln, sicher sind und Risiken erkennen und vermeiden. Es braucht eine Kultur der Erotik, nicht des De-Respekts oder Verbots.

https://susannewilp.substack.com/p/sex-gewalt-und-die-versteckte-rechnung

 

Da ich diesem Forum seit langem freundschaftlich verbunden bin und darüber wunderbare Kunden, Menschen kennengelernt habe, stelle ich diesen Text, hinter der Paywall versteckt, einfach mal hier rein:

 

Text:

Sex, Gewalt und die versteckte Rechnung: warum das Prostituiertenschutzgesetz Deutschland in eine Kostenfalle treibt

Einleitung: Eine Debatte jenseits der Moral

Prostitution polarisiert: Für die einen ist sie ein Ausdruck persönlicher Freiheit, für die anderen eine moralische Schande. Doch während Moral die Diskussion oft dominiert, bleibt eine pragmatischere Frage im Schatten: Welche Kosten verursacht Prostitution für die Gesellschaft? In Deutschland, einem Land mit legalisierter Sexarbeit seit 2002, sollte das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) von 2017 Schutz und Ordnung bringen. Stattdessen hat es eine Kette von Folgekosten ausgelöst – finanziell, gesundheitlich, sozial und kriminell –, die weit über die Bordellwände hinausreichen.

Basierend auf meiner Untersuchung in Sexwork 3.0, die 2019 etwa 50.000 Sexarbeiter*innen durch Werbeanzeigen zählte – eine Zahl, die den offiziellen Registrierungen nahekommt –, zeigt dieser Essay, wie das Gesetz Menschen in die Illegalität treibt, Gewalt fördert und die Gesellschaft mit einer versteckten Rechnung belastet. Von Steuerverlusten über Gesundheitskrisen bis hin zu Menschenhandel: Prostitution ist kein Moralproblem, sondern eine Kostenfrage – und Deutschland zahlt einen hohen Preis.

1. Gesellschaftliche Folgekosten: Eine teure Bilanz

Die gesellschaftlichen Folgekosten der Prostitution sind vielschichtig und betreffen mehrere Bereiche: Steuer- und Sozialsysteme, Gesundheit, Strafverfolgung und soziale Strukturen. Eine nüchterne Analyse zeigt, dass diese Kosten nicht nur finanziell messbar sind, sondern auch langfristige Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.

1.1 Steuerverluste und Sozialsysteme

Meine Untersuchung in Sexwork 3.0 ergab 2019 etwa 40.400 Sexarbeiterinnen durch eine Zählung von Online Werbeanzeigen in bundesweiten Portalen, während offizielle Statistiken (z. B. Nordrhein-Westfalen, 2020) etwa 32.800 Registrierte nennen. Die Diskrepanz deutet auf einen großen informellen Sektor hin, in dem Einkünfte nicht versteuert werden. Laut Schätzungen des Bundesrechnungshofs könnten jährlich Millionen Euro an Steuern verloren gehen, die für Bildung, Infrastruktur oder Renten fehlen. Viele Sexarbeiterinnen zahlen keine Sozialversicherungsbeiträge, doch im Alter oder bei Krankheit greifen sie auf staatliche Unterstützung zurück – eine doppelte Belastung für das System.

Schwarzarbeit und Sozialhilfebetrug verschärfen das Problem. In einem großzügigen Sozialstaat wie Deutschland beziehen einige Sexarbeiter*innen Leistungen, während sie undeklariertes Einkommen erzielen. Die Verwaltungskosten zur Aufdeckung solcher Fälle binden Ressourcen, die anderswo effizienter genutzt werden könnten. Das ProstSchG, das Registrierung und Transparenz fördern sollte, hat diesen Trend nicht gestoppt – im Gegenteil, es hat den informellen Sektor gestärkt.

1.2 Gesundheitskosten

Gesundheit ist ein zentraler Kostenfaktor. Sexarbeiter*innen im informellen Sektor sind überdurchschnittlich oft mit sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs) wie HIV (10-15 % der Neuinfektionen, RKI) oder Hepatitis konfrontiert, da Schutzmaßnahmen fehlen. Eine HIV-Therapie kostet etwa 20.000 Euro jährlich, Hepatitis-Behandlungen bis zu 50.000 Euro – oft vom öffentlichen Gesundheitssystem getragen, da Versicherungsschutz selten ist. Gewaltverletzungen (z. B. Frakturen) kosten 1.000-5.000 Euro pro Krankenhaustag, während psychische Erkrankungen wie PTBS Therapien (80-120 Euro pro Sitzung) oder Klinikaufenthalte (Tausende Euro) erfordern. Eine Studie der Universität Hamburg (2019) schätzt die gesundheitlichen Folgekosten auf Hunderte Millionen Euro jährlich.

1.3 Strafverfolgung und Kriminalität

Die Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsprostitution bindet erhebliche Ressourcen. Europol stuft die Sexindustrie als profitablen Bereich für organisierte Kriminalität ein, und das BKA meldet jährlich Hunderte Fälle – 406 Opfer im Jahr 2022 allein. Polizei, Gerichte und Haftkosten verschlingen Millionen, doch die Aufklärungsquote bleibt niedrig. Das ProstSchG hat die Kriminalität nicht reduziert, sondern verlagert, da der informelle Sektor schwerer kontrollierbar ist.

1.4 Soziale Kosten

Sozialarbeit ist ein weiterer Kostenpunkt. In Deutschland gibt es Dutzende Beratungsstellen wie Hydra (Berlin) oder Kassandra (Nürnberg), die Sexarbeiter*innen unterstützen. Berlin gab zwischen 2017 und 2020 über 5 Millionen Euro für solche Einrichtungen aus – etwa 90 Euro pro Beratung bei 56.000 Fällen. Bundesweit könnten die Kosten im zweistelligen Millionenbereich liegen. Stigmatisierung führt zudem zu Ausgrenzung, Armut und Abhängigkeit, was langfristig Sozialhilfe- und Jugendhilfekosten erhöht.

2. Das Prostituiertenschutzgesetz: Ein Fehlschlag mit Konsequenzen

Das ProstSchG sollte Sexarbeiterinnen schützen, doch es hat paradoxe Effekte. Die Registrierungspflicht, Gesundheitschecks und strengere Betriebsauflagen haben viele – insbesondere Migrantinnen – in den informellen Sektor gedrängt. Ban Ying (2020) schätzt, dass 30-40 % der Sexarbeiter*innen illegal arbeiten, eine Entwicklung, die mit meiner Untersuchung (40.400 vs. 32.800 Registrierte) übereinstimmt. Warum ist das Gesetz gescheitert?

Bürokratie und Stigma: Die Registrierung wird als stigmatisierend empfunden, und die Offenlegung persönlicher Daten schreckt ab – insbesondere Migrant*innen ohne Aufenthaltsstatus.

Kosten: Gesundheitsberatungen (20-50 Euro) sind für viele unerschwinglich, und Bordellauflagen reduzieren legale Arbeitsplätze.

Mangelnde Umsetzung: Behörden sind oft schlecht geschult, und Unterstützungsangebote (z. B. Sprachkurse) fehlen.

Das Ergebnis ist ein größerer informeller Sektor – ein Nährboden für Gewalt, Gesundheitsrisiken und Menschenhandel.

3. Gewalt im informellen Sektor: Eine brutale Realität

Der informelle Sektor ist geprägt von Unsichtbarkeit und Schutzlosigkeit, was Gewalt eskaliert. Studien zeigen, dass bis zu 75 % der Sexarbeiter*innen hier Gewalt erleben, gegenüber 20-30 % im regulierten Bereich.

3.1 Formen und Ursachen

Physische Gewalt (Schläge, Vergewaltigungen), sexuelle Übergriffe, psychische Belastungen (Drohungen, Erpressung) und ökonomische Ausbeutung (Schuldenknechtschaft) sind alltäglich. Ursachen sind fehlender Rechtsschutz, Machtgefälle und wirtschaftlicher Druck. TAMPEP (2019) meldet, dass über 60 % der Sexarbeiter*innen im informellen Sektor jährlich Gewalt erleben.

3.2 Häufigkeit

Bei 8.000-12.000 Sexarbeiter*innen im informellen Sektor (20-30 % von 40.400) könnten Tausende betroffen sein. Beratungsstellen wie Hydra melden steigende Zahlen seit 2017, mit 12.000 Beratungen 2019, viele gewaltbezogen.

4. Migrant*innen: Die vulnerabelste Gruppe

Migrant*innen (24.000-28.000, 60-70 % von 40.400) sind überproportional betroffen:

Rechtliche Unsicherheit: Angst vor Abschiebung verhindert Registrierung.

Sprachbarrieren: Mangelnde Deutschkenntnisse erschweren Hilfe.

Menschenhandel: Viele sind Opfer, angelockt durch falsche Versprechen.

KOK (2021) zeigt, dass migrantische Opfer bis zu 80 % häufiger Gewalt ausgesetzt sind. Gewaltformen umfassen physische Angriffe, sexuelle Übergriffe und psychische Traumata, oft verstärkt durch Drohungen gegen Familien im Herkunftsland.

5. Gesundheitliche Auswirkungen: Eine tickende Zeitbombe

Die Gewalt im informellen Sektor hat gravierende gesundheitliche Folgen:

5.1 Physische Schäden

Verletzungen (Frakturen, Prellungen) kosten 1.000-5.000 Euro pro Krankenhaustag, STDs wie HIV (20.000 Euro/Jahr) oder Hepatitis (bis 50.000 Euro) sind häufiger ohne Schutzmaßnahmen. Gynäkologische Schäden oder chronische Schmerzen verschlimmern die Lage.

5.2 Psychische Belastungen

PTBS (60 % Betroffene), Depressionen (über 50 %) und Sucht (5.000-15.000 Euro pro Entzug) sind weit verbreitet. Migrant*innen verzögern oft Behandlungen, was Kosten steigert.

5.3 Langfristige Folgen

Arbeitsunfähigkeit, verkürzte Lebenserwartung (10-15 Jahre) und transgenerationelles Trauma belasten das System über Jahrzehnte. Gesamtkosten könnten Hunderte Millionen Euro jährlich betragen.

6. Menschenhandel: Das dunkle Herz der Prostitution

Menschenhandel bleibt ein Kernproblem:

Daten: 406 Opfer 2022 (BKA), meist Migrant*innen, mit hoher Dunkelziffer.

ProstSchG-Effekt: Der informelle Sektor erleichtert Ausbeutung, da Kontrolle fehlt.

Niedrige Verurteilungen: Weniger als 20 pro Jahr (2018-2021), trotz Hunderter Fälle.

Menschenhandel ist mit globaler Armut und restriktiver Migrationspolitik verknüpft, die das ProstSchG nicht adressiert.

7. Lösungsansätze: Ein pragmatischer Weg

Das ProstSchG braucht Reformen:

Anonyme Registrierung: Weniger Stigma und Angst.

Kostenfreie Dienste: Gesundheitschecks und Beratung ohne Gebühren.

Sprachunterstützung: Mehrsprachige Angebote für Migrant*innen.

Fokus auf Menschenhandel: Mehr Ressourcen für Ermittlungen statt Bürokratie.

Schlussfolgerung: Die Rechnung begleichen

Prostitution ist kein moralisches Rätsel, sondern eine gesellschaftliche Kostenfrage. Das ProstSchG hat versagt, Schutz zu bieten – stattdessen treibt es Menschen in die Illegalität, fördert Gewalt und belastet Gesundheit, Sozialsysteme und Strafverfolgung. Bei 40.400 Sexarbeiter*innen und einem informellen Sektor von 20-30 % zahlt Deutschland einen hohen Preis – in Euro, Leben und sozialer Stabilität. Es ist Zeit für eine pragmatische Neubewertung, die Kosten minimiert und Schutz maximiert. Denn am Ende ist es die Gesellschaft, die die Rechnung begleicht – und sie verdient eine, die sich lohnt.

 

 

  • Thanks 1
  • Informative 3
  • Like 1
Link to comment
vor 12 Minuten schrieb Ariane:

Wärst du an meiner Stelle, würdest du es nachvollziehen können, dass die Auswirkungen einer Registrierung in einer zukünftig wahrscheinlich durch eine AFD mitregierte Gesellschaft bedeuten. Nämlich Verfolgung und Tod.

 

Opferhierarchie der übelsten Sorte

Sicher hat die AfD keine anderen Pläne als Prostituierte zu ermorden. Das kommt gleich nach dem Einmarsch in Polen....

Es muss einen nicht wundern, wenn Vertreter der Branche in der breiten Öffentlichkeit kein Gehör mehr finden, wenn solcher substanzloser Schwachsinn ventiliert wird und am Ende irgendwann ein Pay6-Verbot steht.

  • Off Topic 1
  • Agreement 3
Link to comment
vor 3 Stunden schrieb Ariane:

generell fehlenden Freiwilligkeit? Wo liest du das? Sorry, aber mir gehts nicht darum, Freier als Kriminelle darzustellen, sondern letztlich - über 20 Jahre - zu einer Kultur der Erotik und des gegenseitigen Respekts beizutragen, dass vulnerable Menschen nicht in eine Falle tappen lässt.

 

Ich kann deinen Text aufgrund der Paywall nicht mehr aufrufen um ihn zu zitieren, aber du hast darin argumentiert, dass es eine wirkliche Freiwilligkeit aufgrund ökonomischer Zwänge in der Prostitution nicht gibt, dabei auch deine eigene Lebensgeschichte angeführt und darauf verwiesen, dass du dies an anderer Stelle bereits nachgewiesen hättest.

Link to comment
Am 16.6.2025 um 13:26 schrieb Ariane:

Na was meint Ihr zu meinem letzten Blog?

Ich teile die ideologische Herleitung zwar nicht, unterm Strich stimme ich der Aussage aber zu, dass das Gros der Prostitution unter prekären Bedingungen stattfindet - wenn ich bedenke, dass selbst im sog. "High Class"-Escort die Dienstleisterinnen regelmäßig mittels eines justiziablen, dirigistischen Gebarens seitens der Agentur ausgebeutet werden. 

  • Agreement 2
Link to comment
Am 20.6.2025 um 11:55 schrieb JBb:

Hi Ariane,

daß Du hier liest und reagierst, ist ja offensichtlich. Ich habe Dir eine ganz ernst gemeinte Frage gestellt – das war keine Rhetorik – und wäre an Deiner Sicht tatsächlich interessiert.

Deine Gegenfrage auf @Fulano macht das Problem deutlich: eine Lösung in dem Sinne, daß die Branche, wie Du es nennst, sich zum humanen Beruf wandelt, wo Respekt die Spielregeln bestimmt und nicht die Not oder Erwerbsdruck, scheint mir illusorisch zu sein. Nicht, weil die Gesellschaft es nicht wollte, sondern wegen des Produktes, das verkauft wird, d.h. wegen der Gleichsetzung von Bedürfnis, Liebesmangel, Libido etc. mit Geld und den daraus entstehenden Abhängigkeiten auf beiden Seiten

Du siehst es an den Diskussionen hier: alle paar Wochen kommt das Thema auf, ist Escorting bzw. Sex nun eine Dienstleistung wie alle anderen oder nicht? Und beide Seiten, Escorts und Kunden, haben innerhalb ihrer eigenen Reihen absolut konträre Haltungen dazu. Seit ich dabei bin, schloß noch kein einziger Thread mit einer übergreifenden  Conclusio ab.

 

Ich halte es für zu einfach, Gegenargumenten mit "also willst Du nichts dagegen tun" zu begegnen, so als ob die von Dir geäußerte Aussage inhaltlich alternativlos sei. Es ist unrealistisch, in Generalismen zu sprechen, so ungleich verteilt sind die Schicksale bzw. das Los, auf dessen Verbesserung Deine und andere Aktionen hinarbeiten. Die Mehrzahl der Damen in der rechten Spalte hier auf der Seite hätte wahrscheinlich durchaus Optionen, nicht in prekäre Lebensumstände zu geraten, entschied sich jedoch für Escorting, und ich wage die Vermutung, daß diese Entscheidung ausschließlich mit dem zu erwartenden Mehrverdienst zusammenhängt. Damit spreche ich ausdrücklich nicht über Zwangsprostitution.

Dein Thema ist, scheint mir, viel eher die Tatsache, daß nicht einmal die Aktivistinnen in diesem Prozeß einheitlich bzw. geschlossen agieren können. Das ist in der Tat tragisch und hat starke Parallelen zum Zerwürfnis zwischen Feminismus und feministischer Identitätspolitik.

 

Ja ich kann dir nur zustimmen. Leider gibt es aber auch im Escort Bereich Probleme, die aber nicht unlösbar sind. Aber das ist ein anderes Thema. Ich schreib hier auch nur, weil ich wirklich respektvolle Männer nur im höherpreisigen Bereich kennengelernt habe, wobei ich kein High Class Segment bedient habe, sondern middle class, die Schicht aus der ich komme. Jedenfalls sind die Probleme der Mehrheit ein Problem für die gesamte Branche und deshalb geht es auch die High Class Szene an, Kunden wie Escorts, welche Gesetze gemacht werden und welche Auswirkungen das hat. Auch auf Menschen, die sehr darauf achten, keine ausgebeuteten und kaputten Frauen zu daten. Das Stigma betrifft wie gesagt alle Personen in diesem Sex-Gewerbe, auch respektvolle Männer in allen Paysex Segmenten. Jedenfalls muss sich was ändern, bevor Politik und bekloppte Aktivisten etc. die Lebenssituation von uns allen weiter verschlimmbessern, weil sie wenig Ahnung haben. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich hier schreibe, weil es evtl sog Entscheidungsträger unter den Kunden lesen, die die Macht haben, etwas zum Besseren zu wenden. Der Status Quo ist keine Lösung.

  • Agreement 1
Link to comment

Danke für die Ausführung und Klarstellung. Ich hatte es in dieser Konsequenz nicht gesehen, daß die Probleme der Mehrheit ein Problem für die ganze Branche darstellen, ich hielt dieses höher- und vllt. auch das höchstpreisige Segment eher für unabhängig von diesen Strömungen.

Stutzig macht mich Deine Aussage

vor 21 Stunden schrieb Ariane:

weil ich wirklich respektvolle Männer nur im höherpreisigen Bereich kennengelernt habe

Das, sollte es tatsächlich allgemeine Wirklichkeit sein, fände ich geradezu niederschmetternd. Nicht nur wegen des Loses der SDLs, die das Niedrigpreissegment bedienen müssen, sondern weil es eine Aussage über die (Nicht-)Durchlässigkeit der sozialen. Schichten wäre, die dazu noch fatalistisch ist.

Link to comment

Join the conversation

You are posting as a guest. If you have an account, sign in now to post with your account.
Note: Your post will require moderator approval before it will be visible.

Guest
Reply to this topic...

×   Pasted as rich text.   Paste as plain text instead

  Only 75 emoji are allowed.

×   Your link has been automatically embedded.   Display as a link instead

×   Your previous content has been restored.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

Unser Support Team

Neue Beiträge

Neue Galerie Einträge

Neue Escort Links

Über uns

Seit über 10 Jahren ist MC-Escort die grösste deutschsprachige Escort Community. Wir bieten Kunden und Anbietern eine Plattform um sich gegenseitig auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.

mc-banner-klein.png

Kontakt

  Raingärten 1, 79780 Stühlingen, Deutschland

  info@mc-escort.de

  +49(7744)929832 KEINE AGENTUR - WIR VERMITTELN KEINE DAMEN!

×
×
  • Create New...

Important Information

We have placed cookies on your device to help make this website better. You can adjust your cookie settings, otherwise we'll assume you're okay to continue.