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Rolliman in Red Light District - 1. Kapitel


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Der Einstieg

 

Wenn man nicht wusste, wo man war, so konnte man es locker hören. Bässe wummerten an jeder Straßenecke und die Beats überschlugen sich. Dabei war die „Loveparade“ in Berlin erst 4 Tage später, aber scheinbar hatte fast Jedermann das innere Bedürfnis seine Boxen für die große Schlacht der Raver am folgenden Wochenende vorzuglühen.

Als Jemand, der diesem Musikstil überhaupt nix abgewinnen kann, war ich schon binnen weniger Stunden tüchtig genervt.

 

Als Abschlussfahrt der Berufsschule kam dann noch das nervige Pflichtprogramm dazu. Reichstag hier, Museum dort, Gedenkstätte wieder hier und irgendwo anders Bau und Fall der Mauer.

Ich war irgendwie am zweiten Tag schon dazu fähig, irgendeinen zu meucheln. Zu allem Überfluss meinten dann auch noch die Hühner unserer Klasse jede Gelegenheit zum shoppen nutzen zu müssen, was die Flüssigkeit unserer Aktivitäten vollends ins Stocken brachte.

Am letzten Tag hatten wir dann freien Ausgang. Nach dem Besuch der Hackeschen Höfe stellten wir uns mit fünf Jungs die Frage:“Was jetzt?“

 

„Nun! Was haltet ihr davon, wenn wir zurück zum Hotel fahren, uns etwas frisch machen und uns dann mal hier die Rotlichtmeile ansehen?“ schlug Tomekk vor.

Ein überraschtes Gemurmel innerhalb der Gruppe kam als Antwort, ehe ich fragte:“Wie sollen wir das als Azubis bezahlen? Wenn die uns überhaupt da rein lassen, dann haben wir gerade mal Geld genug um an der Cola und am Daumen zu lutschen, geschweige denn dass wir in die Nähe der Frauen kommen!“

Tomekk legte mir mit gönnerhaft überlegenem Blick die Hand auf die Schulter:“Hast Du ne Ahnung! Heutzutage kommst Du schneller in so ein Teil rein, wie du gucken kannst, allerdings ’nen Hunderter werden wir wohl jeder pro Nase investieren müssen.“

Nach kurzer Diskussion waren wir uns einig und wir nahmen die nächste Straßenbahn und fuhren in unser Hotel zurück.

Jeder ging auf sein Zimmer und machte sich frisch. In mir stieg langsam die Spannung. Was sollte der heutige Abend bringen? Sollte ich nach unendlich langer Zeit noch mal eine Frau berühren? Wollte überhaupt eine Frau mit mir Vollkrüppel was zu tun haben? Sind Puffs wirklich so ein heißes und gnadenloses Pflaster wie man immer hört und liest?

Als ich meinen Brustbeutel sortierte schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Urplötzlich zog ich ganz automatisch einen hundert Mark Schein aus dem Brustbeutel und legte ihn in das Schließfach im Schreibtisch. Falls man mich heute Abend ausnehmen sollte wie eine Weihnachtsgans, hatte ich wenigstens noch Reserven, um nach Hause zu kommen.

Nach dieser Vorsichtsmassnahme fuhr ich etwas befreiter ins Erdgeschoß, und nachdem die Anderen auch alle so langsam eingetrudelt waren, machten wir uns gemeinsam auf, um das Nachtleben von Berlin zu erkunden.

 

Die S-Bahn hielt am Berliner Hauptbahnhof und wieder dröhnten an jeder Ecke die Bässe und es hämmerten die Beats. Nun wusste ich auch, warum sich die meisten Raver immer mit irgendwelchen Drogen die Rübe voll dröhnten. Im klaren Schädel war diese Art von Geräusch, Musik oder Lärm ist für mich persönlich was ganz anderes, gar nicht zu ertragen. Da es noch relativ früh am Abend war, suchten wir uns erstmal ein passendes Restaurant, damit jeder von uns fünfen die Löcher in seiner Magengegend stopfen konnte. Hierbei ergab es sich, dass uns einer der Kellner auch noch einen Tipp für die späteren Abendstunden geben konnte.

Das Essen haute einen nicht vom Hocker, aber da es auch nicht schlecht war, verließen wir zufrieden das Restaurant nach einer Weile wieder, und legten den restlichen Weg zu Fuß zurück.

Das Thermometer zeigte gegen Neunzehn Uhr immer noch eine Temperatur von Siebenundzwanzig Grad an, aber da der Wind zwischendurch immer wieder auffrischte, war der Abendspaziergang Richtung Berliner Rotlicht-Ecke mehr als angenehm.

 

Tomekk war mit einem Stadtplan bewaffnet und machte den Spürhund, und wir Anderen dackelten schön brav hinterher. In einigen Phasen fühlte ich mich wie ein treu-doofes Opferlamm, welches sich freiwillig zur Schlachtbank führen lässt, ohne zu wissen, was da passiert.

Aber ich stand jetzt mit in der Reihe der Freiwilligen, und deswegen gab es bei mir innerlich nur noch die Losung:“Stahlhelm auf, ducken, und schauen was passiert.“

 

Endlich blitzten uns die Neonlichter im dunklen Berliner Abendhimmel entgegen. Es blitzte gelb, rot und silbern und ich kam mir vor, wie auf dem Rummel. Vor jedem Club stand jemand und bequatschte die möglichen heran nahenden Kunden. Wir wurden ziemlich häufig angesprochen, denn dass Fünf Leute auf einmal kamen versprach wohl großen Gewinn.

Doch irgendwie passte es am Anfang nie, denn entweder war der Eintritt schon im Wucherbereich anzusiedeln oder ich war das Problem. Eingang zu schmal, Treppe zu steil oder zu eng, usw.

Doch so leicht ließ sich unser „Scout“ Tomekk nicht von seinem Vorhaben abbringen, heute Abend noch etwas abschießen zu wollen, also trabten wir weiter langsam den Berliner Rotlichtparcours entlang. Irgendwann kam wieder einer dieser „Marktschreier“ auf uns zu und meinte, dass er unsere Probleme einen passenden Club für uns zu finden, mitbekommen habe. Sein Club hätte eine ebenerdige Hintertüre und mit Zwanzig D-Mark Eintritt wären wir dabei.

Nach einigen Blicken untereinander nickten wir kurz und stimmten zu. Jochen und ich gelangten durch einen engen Seitengang an die Hintertüre des Clubs. Dort wartete schon ein Türsteher der uns öffnete.

Im Inneren des Clubs wurde es nun richtig dunkel, und ich hätte mir Scheinwerfer für meinen Elektro-Rollstuhl gewünscht.

Hinter einer Zwischentüre wurde es etwas heller und wir standen mitten im Barraum. Richtig umsehen war bei diesem diffusen Licht momentan nicht.

Es dauerte eine Weile bis sich die Augen an diese Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Der Türsteher hatte uns mittlerweile zu einem Tisch geführt, wo unsere Gefährten schon warteten. Eine Bedienung kam und nahm unsere Bestellungen auf. Nachdem uns die Getränke serviert wurden, wuchsen einige Damen sprichwörtlich aus dem Boden und verteilten sich an unserem Tisch. Es waren durchweg junge Russinnen, die gut deutsch sprachen und recht attraktiv waren. Mich ließen sie zu Beginn meistenteils in Ruhe, und somit wurden nur meine vier Begleiter umgarnt.

Tomekk ließ sich direkt mal von einer langbeinigen Blondine einfangen, und somit war uns allen klar, dass dieser Aufenthalt hier in dieser Lasterhöhle doch etwas länger dauern sollte. Wir staunten auch alle nicht schlecht, als unser „Scout“ mal eben für Hundertfünfzig DM eine Pulle Sekt für die Damen hüpfen ließ. Jochen tippte mich an und raunte mir zu:“Die gleiche Pulle bekommst Du im Supermarkt für maximal Zehn DM.“

„Hübsche Gewinnspanne für ein wenig Blubberwasser“, nickte ich.

 

Während die Anderen sich mit Ihren Damen unterhielten, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, der ziemlich groß war und dennoch recht spartanisch eingerichtet. Eine Theke und drei Sitzecken waren alles, was sich in diesem Raum befand. Am Kopfende befand sich ein großer Fernseher, in dem irgendwelche Pornos liefen, um die Gäste zu animieren und anzuheizen.

Es gab aber noch einen zweiten Raum, in dem sich schon einige Gäste mit Damen auf Tuchfühlung befanden.

Durch das diffuse Licht, was durch heftigen Zigarettendunst weiter geschwächt wurde, und durch die Tatsache, das alle zwei Minuten irgendwelche vierkantigen Köpfe, die alle aussahen, als hätten sie schon einen Kampf zuviel, ihre Nasen in den Club warfen, wurde ich eher vorsichtiger und angespannter, denn lockerer und ruhiger.

Jochen und ich waren die Einzigen in unserer Gruppe die sich nichts Alkoholisches bestellt hatten und recht sorgsam ihre Blicke durch den Club schweifen ließen. Irgendwie hatte ich eine rote Alarmglocke im Kopf aber weswegen genau, wusste ich nicht, da es bisher nicht den geringsten Anlass dazu gab.

Nach einer Weile ließ sich Tomekk recht bereitwillig von seiner Blondine entführen. Die anderen Damen bastelten immer mehr an den anderen drei Herren unserer Gruppe rum. Mich ließ man immer noch etwas in Ruhe, was mir ehrlich gesagt, recht angenehm war, denn ich fühlte mich ganz und gar nicht wohl in meiner Haut.

Ob es Angst vor einer neuen Erfahrung war, oder ob es die Angst war, nach so vielen Jahren eine Frau anzufassen, die mir völlig Fremd war? Ich weiß es nicht.

Es gab mit Sicherheit noch viele andere Gründe, die mein damaliges Unwohlsein erklärten. Jeder für sich war schon ein Grund für sich um das Etablissement sofort zu verlassen, während ein anderer sagen würde:“Mensch, bist du ein Weichei!“

Ich hatte schlichtweg Panik und Angst! Panik etwas falsch zu machen und Angst, vor den Kumpels als kompletter Depp da zu stehen.

Im Grunde genommen war es mir deswegen ganz recht, dass sich die russischen Frauen nicht für einen behinderten Kunden interessierten, denn so hätte ich immer sagen können:“Mich wollte ja keine.“

Die Tasse Kaffee war schon längst leer und gedankenverloren kaute ich an meinem Strohhalm rum, und starrte auf die Wand. Dort hing irgendein moderner Kunstdruck, in den ich mich vertiefte, oder besser gesagt, flüchtete. Bloß nichts von den Anderen sehen oder mitkriegen.

 

Doch was war das? Ich merkte etwas Sanftes auf meinem rechten Oberschenkel und ich erschrak richtig heftig. Wenn sich ein Spastiker wie ich heftig erschreckt, das gleicht einem Erdbeben, und die gesamte nähere Umgebung hat etwas davon. Die Knie schnellten hoch und donnerten unter die Tischplatte. Die Tasse flog durch die Gegend, doch Jochen konnte sie gerade mit einem Hechtsprung noch auffangen. Mein Herz raste und die Lunge drohte unter der hohen Atemfrequenz zu zerreißen. Augenblicklich schnürte ein dicker Klos die Kehle zu. Nach der ersten Eruption donnerten die Beine wie eine Schnellfeuerwaffe auf das Fußbrett des Rollstuhles. Das Klatschen ähnelte einem Trommelwirbel im Zirkus. Ich hörte das Herz im Ohr pochen und spürte jeden einzelnen Herzschlag oben an der Halsschlagader. Es war, als würde mich das Killerkommando zum Schafott zur fälligen Hinrichtung führen.

Auch das Rauschen des Blutes klang im Ohr, als wären die bekannten Niagarafälle nur ein Meter von mir entfernt.

 

Als ich meinen Kopf langsam zur Seite drehte, hockte eine junge Frau von ca. Fünfundzwanzig Jahren neben meinem Rollstuhl und sie schien zur Salzsäule erstarrt. Ihr stand aufgrund meiner Reaktion ebenfalls der Schreck ins Gesicht geschrieben. Nur die Bewegungen ihrer Augen verrieten, dass sie noch beweglich schien.

Ich schätzte sie auf ca. 1,70 Meter und sie hatte brünette schulterlange Haare und war mit einem schwarz-weiß gestreiften Bikini bekleidet.

Jochen hatte die gefangene Tasse wieder auf dem Tisch abgestellt und grinste locker:“Kollege! Zwei Pulsschläge in der Minute mehr, und Du würdest dröhnen wie eine komplette Büffelherde bei der Indianerjagd. Die Dame wollte doch nur etwas Kontakt aufnehmen.“

Der hatte gut reden. Ich kämpfte mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Herztod und der macht blöde Sprüche.

Nach einiger Zeit holte ich tief Luft und wollte was sagen, aber ich brachte keinen Ton über die Lippen. Die ganze eingeatmete Luft entwich meinem Körper und ebenso fiel ich zusammen, ähnlich wie ein heißer Hefezopf, der zu schnell an die frische Luft kam. Zu tief saß der Schreck in mir.

 

Es dauerte eine Ewigkeit bis ich wieder einigermaßen normal agieren, bzw. reagieren konnte. Meine Hand bewegte sich langsam in ihre Richtung und ergriff die Ihre. Die junge Frau erwiderte meinen Händedruck, und ich bemerkte, dass wir beide noch völlig unter Strom standen.

Langsam trafen sich unsere Blicke und ich lächelte ein wenig verlegen. Als Sie beides langsam erwiderte löste sich meine Spannung, oder besser gesagt Panik, etwas, und ich zog die junge Frau mit meiner rechten Hand etwas zu mir ran. Sie folgte diesem Wink und hockte sich neben meinem Rollstuhl. Diese junge Frau war näher betrachtet nicht hässlich, aber auch nicht unbedingt der Typ Frau, nachdem ich mich auf der Strasse umdrehen würde.

Gut: Leute die mich real kennen, werden sich beim lesen dieser Zeilen gerade schlapp lachen und denken:“Der grandiose Trümmerhaufen muss gerade etwas davon erzählen, nach wem es sich lohnen würde, sich auf der Strasse umzudrehen.“

Hier würde wieder der Spruch mit dem Glashaus und dem Steine werfen hervorragend passen.

 

Die junge Russin fand langsam wieder etwas mehr Vertrauen und kam wieder ein Stück näher. Sie musterte mich, streichelte mir über das rechte Bein und fragte mich etwas mitleidig:“Du aua Bein von Unfall?“

Ich schüttelte den Kopf:“Nein! Von Geburt an!“

Sie nickte verständnisvoll und fragte wieder:“Du spüren meine Hand?“

Diesmal nickte ich:“Ja ich spüre und merke alles, was Du da mit und auf meinem Bein machst.“

„Das gut?“ fragte sie weiter während sie wie zufällig mit ihrem linken Busen an meinem rechten Knie vorbei strich und mich dabei fragend herausfordernd ansah.

Ich versuchte cool zu bleiben und entgegnete:“Nun, schlecht ist es nicht…“

„Du wollen mehr?“ bewarb sie sich nun weiter um meine Gunst. In meinem Schädel fing es wieder an zu dröhnen. Denn ich hatte so einer Frau noch nie einen Korb gegeben. Was ist, wenn mir die russischen Kleiderschränke da hinter mir, schon die Messer gewetzt hatten?

Als blutiger Neuling in solchen Häusern fühlte ich mich just in diesem Moment irgendwie schutzlos ausgeliefert, denn alles was ich bis zu diesem Zeitpunkt aus dieser eigenen Welt kannte, kannte ich nur vom hören sagen, aus der Presse und aus dem Fernsehen.

Jeden Tag standen in der Yellow-Press neue, abenteuerliche Geschichten aus dem Rotlichtmilieu. Von Bandenkriegen, prügelnden Zuhältern, drogenabhängigen Frauen, Glücksspiel und abgezockten Freiern.

Und nun saß ich selber mit meinem Rollstuhl in diesem riesigen Getümmel und fand keine Antwort auf eine furchtbar einfache Frage.

Hilflos fragend blickte ich mich um. Jochen bemerkte meine Not und meinte:“Du wolltest doch mal auf Toilette. Sollen wir mal kurz verschwinden?“

Schnell nickte ich zustimmend:“Besser wäre es!!“

Die Frau deutete nach draußen:“Toilette nix gut für Dich! Ist im Keller! Du gehen besser auf Hof!“

Also bewegten Jochen und ich uns Richtung Innenhof. Zwischen einigen Müllcontainern parkte ich meinen Rollstuhl während mir Jochen die Pinkelpulle aus dem Rucksack gab.

„Willst Du das Geschoß?“ fragte er.

Ratlos schüttelte ich den Kopf:“Scheint ja nett zu sein, aber am liebsten wäre ich hier schneller wieder draußen, wie ich hier rein gekommen bin. Irgendwas passt mir hier nicht. Die Jungs von der Russenfraktion gefallen mir überhaupt nicht.“

„Dachte mir schon so was! Die Typen gefallen mir auch nicht besonders! Am besten ist es, Du gibst der Schnepfe einen charmanten Korb! Am besten sagst Du, Du hättest Dich noch nicht entschieden und möchtest Dich noch etwas umsehen. Das sollte klappen.“

 

Nachdem das menschliche Bedürfnis erledigt und alles wieder an seinem Platz verstaut war, kehrten die Freunde in den Barraum zurück. Gott sei Dank war Tomekk nach erfolgreicher Nummer wieder zurück. Da seine Gespielin ihn aber noch auf einen Drink auf Kosten des Hauses eingeladen hatte, mussten wir notgedrungen noch bleiben, und ich wäre so gerne abgehauen…

 

Kaum waren wir wieder an unserem Tisch angelangt und hatten Platz genommen, hockte sich die junge Russin wieder an meine rechte Seite und „bearbeitete“ mit ihren Händen wieder mein Bein. Plötzlich zog sie ihr Oberteil vom Bikini aus und hängte es mir mit erwartungsvollem Blick um den Hals. Ihre Brüste waren wohlgeformt und nicht zu groß und nicht zu klein. Sie gab sich alle Mühe mich anzumachen, doch je mehr sie in dieser Richtung unternahm, umso panischer und ängstlicher wurde ich.

Obwohl ich sonst eine große Klappe habe und Selbstbewusstsein mit Löffeln fresse, so klein und hilflos fühlte ich mich jetzt.

Es war auch eine völlig neue Lebenserfahrung für mich, aus der ich mich trotz aller negativen Gefühle selber und alleine befreien musste.

„Du wollen mich jetzt?“ fragte die Frau wieder, die mittlerweile halb auf meinem Schoß hing. Erst ihre erneute Frage riss mich aus meinen Gedanken.

Nun nahm ich all meinen Mut zusammen, atmete tief durch und sagte:“Nein! Ich bin heute zum ersten mal in so einem Club und möchte mich zunächst noch etwas umsehen. Sorry! Vielleicht später!“

In ihrem Gesicht sah ich, dass diese Bombe eingeschlagen und getroffen hatte. Ihr bislang freundlicher und erwartungsvoller Blick wurde schlagartig zu Stein. Sie nahm das Oberteil von meinem Hals und verschwand wort- und grußlos.

Jochen grinste und zwinkerte mir zu:“Ich denke, diese Dame kannst getrost Du von Deiner Weinachtsgrußkartenliste streichen.“

„Mein russisch wäre eh nicht so toll gewesen, “ konterte ich, „außerdem hätte ich nichts dagegen, dieses Etablissement jetzt schnellstmöglich zu verlassen, bevor den breitschultrigen Kürbisschädeln einfällt, dass man aus meinem Rollstuhl eine tolle Achterbahn machen kann.“

Gott sei Dank verstanden meine Mitstreiter meinen Wink mit dem Zaunpfahl, oder besser gesagt habe ich ja schon mit dem Gartenzaun gewunken, und erhoben sich von ihren Plätzen. Aber wie von Geisterhand gezaubert sprangen fünf bis sechs neue Frauen in unseren Weg und versuchten uns zum bleiben zu überreden. Ich ließ mich jedoch nicht beirren, und steuerte meinen Elektrorollstuhl weiter gen Hintertüre, also genau denselben Weg nehmend, welchen ich gekommen war.

Die Anderen störten mich nun egoistischer weise gar nicht mehr, denn ich nur noch diesen Ort verlassen. Ich wollte da raus, und wenig später stand ich wieder vor der vorderen Eingangstür und atmete wieder die etwas frischere Berliner Abendluft, während Tommekk sich lachend mit der Hand auf den Oberschenkel schlug:“Eh! Das glaube ich ja jetzt nicht. Unser Mario war mal kleinlaut mit Hut! Dazu mussten erst über zwei Jahre Ausbildung vergehen um das zu erleben.“

Ich bin nicht behindert - ich werde behindert! :zwinker::zwinker:

 

Mein Sturschädel ist mir heilig!!!:heilig::heilig::heilig:

 

Mein Blog: http://www.rollimans-erfahrungen.de/

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Ich drehte mich zu ihm hin und meinte:“Lieber lass ich mich von euch zwanzig Jahre lang aufziehen und als feige Sau hopp nehmen, als mir da von den russischen Kühlschränken einen Karnickelfangschlag zu holen. Der wäre nämlich wirklich endgültig!“

Und wieder wummerte diese schreckliche Ravermucke über die Strasse, aber nun konnte ich ihr doch etwas Positives abgewinnen. Es war ein untrügliches Zeichen, das ich aus diesem Russenteil draußen war, was für mich in diesem Moment das allerwichtigste war.

 

Wir zogen einige Zeit ziellos durch die Stadt und beobachteten die Verrückten, die zu den Beats undefinierbar hin- und herzuckten, als wären sie an ein Elektrokabel angeschlossen worden.

Mittlerweile lag die Stadt in völliger Dunkelheit und nur noch die Massen an diversen Neonreklamen beleuchteten die Strassen, aber auch die so genannten „lichtscheuen Elemente“ hatten mittlerweile die Strasse erobert.

Jetzt war es ein buntes Allerlei was man in den Strassen Berlins antreffen konnte, und es war sehr spannend mit anzusehen, was sich in diesen Strassen so alles ereignete.

An einem Biergarten hielten wir an und genehmigten uns ein Bierchen. Ganz nebenbei fragte Marcus:“Hmm, Hätte jetzt schon noch Lust darauf, was zu verknuspern, was meint ihr denn?“

„Aber nicht wieder zurück zur Russenmafia! Da bekommst du mich nicht mehr hin, “ protestierte ich.

„Na ja! In einer vier Millionen City wie Berlin, wird es mit Sicherheit auch noch mehr schöne Adressen geben, aber in meinen Vorbereitungen habe ich mich halt nur um den Redlight District gekümmert, und andere Möglichkeiten ganz außer Acht gelassen.“

Nun dachte ich laut nach:“Nun, interessante Adressen finden, sollte kein Problem sein. Für das ein oder andere Trinkgeld haben Taxifahrer schon einen guten Tipp in der Hinterhand!“

„Das ist es“, schlug mir Tomekk jetzt mit der flachen Hand auf den Rücken, sodass ich meinen Strohhalm beinahe verschluckte, an dem ich gerade die Reste von meinem Bier austrank.

„Danke für das Implantieren einer zweiten Luftröhre, Du Arsch!“ prustete ich nach Luft schnappend durch die Gegend.

Nun klopfte mir mein Berufsschulkamerad lachend auf den Rücken, um meinen Hustenanfall zu lindern.

 

Wenig später standen wir an einem Taxistand. Da wir zu fünft inklusive meines Elektrorollstuhles waren, mussten die dort anwesenden Taxifahrer zunächst über Funk einen größeren Wagen ordern. Als wir dann dort eingestiegen waren, der Rollstuhl im Kofferraum verstaut war und der Fahrer uns nach dem Ziel fragte, hielt ich ihm einen Zehner hin:“Wo können denn fünf Jungs wie wir auf Abschlussfahrt heute Abend noch etwas Spaß und was fürs Herz finden?“

Der Taxifahrer grinste schelmisch vielsagend:“Ich kenne da eine Adresse, da ist genau das, was ihr sucht.“

Ich gab ihm den Zehner mit den Worten:“Dann fahr uns mal zu dieser Adresse!“

Der Mann steckte sich den Zehner ein und fuhr los.

 

Wie immer wenn man in einer fremden Stadt ist, ertappte auch ich mich nun dabei, während der Taxifahrt auf irgendwelche Wiedererkennungsmerkmale entlang der Fahrstrecke zu achten. Hier die Eisenbahnbrücke, da die Kirche, hier das große Gebäude mit der auffälligen Reklame.

Jedoch stellte ich dieses Vorhaben nach knapp zehn minütiger Fahrzeit wegen Überforderung wieder ein, und ließ mich fast teilnahmslos vom Taxifahrer durch Berlin gondeln.

Nach über zwanzig Minuten hielt er seinen Wagen am Bürgersteigrand an, und deutete auf ein unscheinbares Haus inmitten einer Wohnsiedlung:“Da vorne ist es! Da wo das rote Herz im Fenster blinkt!“

Ich schaute fragend zu ihm rüber:“Das Teil sieht eher aus als hätte jemand vergessen, die Weihnachtsdekoration aus dem Kinderzimmer zu holen…“

Der Mann lachte:“Auch eine tolle Tarnung! Nee, das ist ein Wohnungspuff, klein aber fein.“

Tomekk gab dem Fahrer dreißig Mark ehe ich etwas Anderes sagen konnte:“Da wir uns in Berlin eh nicht auskennen, verlassen wir uns mal auf Ihren Tipp! Der Rest ist für Sie!“

„Na Super!“ dachte ich, „damit hängst Du wieder mit Deinem Arsch auf dem Grill! Solche Momente liebe ich, wenn andere Leute für Dich die Entscheidung treffen!“

Während die anderen vier meinen Rollstuhl aus dem Kofferraum des Taxis holten und die verschiedenen Einzelteile wieder zu einem ganzen zusammen setzten, trat ein Mann an die Fahrertüre und reichte dem Taxifahrer einen Schein durchs Fenster.

Zunächst dachte ich mir nix dabei, bis der Mann, der mit einer grauen Jogginghose und weißen Turnschuhen bekleidet war, am Kofferraum meine Gefährten vollquatschte:“Die Herren wollen etwas besonderes erleben? Da sind Sie in unserem Club goldrichtig! Wir sind zwar nicht die Größten in Berlin, aber wir gehören mit großer Sicherheit mit zu den Besten!“ Jetzt ging sogar mir ein Licht auf! Der Taxifahrer schaffte fickwillige Touristen zum Club und bekam dann dafür ein Trinkgeld!

Auch keine schlechte Kundenwerbung. Später erfuhr ich, dass diese Art des Nebenverdienstes für Taxifahrer höchst normal war.

„Sie haben einen Rollstuhlfahrer dabei“, fragte der „Aufreißer“ nun.

„Nee! Wir haben den Rollstuhl zum Spaß dabei, falls einer von uns zu besoffen zum laufen ist!“ Hörte ich Jochen sagen ehe er hinzufügte:“Klar haben wir einen Behinderten dabei, oder ist das ein Problem?“

Der Mann beeilte sich zu sagen:“Nein! Auf gar keinen Fall! Es ist nur so, dass dieses Haus ein Altbau ist und bis zum Club-Eingang geht es zehn Stufen hoch und einen Aufzug haben wir hier nicht!“

„Was? Nur zehn Stufen?“ legte Markus jetzt einen drauf, „wir haben unseren Kumpel die letzten Tage schon die komplette U-Bahn hoch- und runter getragen. Da sollten diese zehn Stufen auch kein großes Problem mehr sein.“

Währenddessen hatte ich mich an der Beifahrertüre hochgezogen und schwang meinen Hintern in den bereitstehenden Rollstuhl.

Der „Vorturner“ zeigte uns nun den Weg zur Eingangstüre. Dort angekommen, bezahlte jeder von uns zehn Mark Eintritt und er verschwand mit dem Geld in dem Haus.

Wenig später stand er wieder bei uns und teilte uns mit:“Jetzt geht ihr dort die zehn Stufen hoch und klingelt an der ersten Türe auf der linken Seite. Ihr seid schon angemeldet!“

 

Jochen schob mich durch die Eingangstüre und schon standen wir vor einer sehr breiten aber auch etwas steileren Eingangstreppe.

Jochen grinste zu Markus rüber:“Naja! Die achtzig Kilo von Mario und seinem Elektrorolli bekommen wir spielend die zehn Stufen hoch. Du bist eine feine Blitzbirne!“

„Man kann ja mal ein wenig danebenliegen, oder?“ verteidigte sich Markus.

„Sicher, den Rest machen wir schon! Also Jungs – zwei vorne zwei hinten dann sollte das gehen, “ übernahm Jochen jetzt das Kommando und zugleich hoben mich die vier Kollegen an, und wagten die ersten Stufen.

Auf Circa der Hälfte der Strecke öffnete sich über uns die besagte Türe, und ein Mann kam aus den besagten Räumlichkeiten. Er trug einen dunklen Kapuzenpullover mit einem Hut tief ins Gesicht gezogen und dunkler Sonnenbrille. Er stürmte wortlos an uns vorbei zum Ausgang und wechselte eiligen Schrittes die Straßenseite.

„Dem war wohl warm, so mit Kapuze und Hut“, bemerkte Markus, „wozu aber mitten in der Nacht noch die Sonnenbrille?“

Urplötzlich merkte ich wie der Rollstuhl hinten hart aufsetzte und Jochen vor lauter Lachen kaum noch Luft bekam.

Nach einigen Momenten antwortete er mit fast vor Lachen erstickender Stimme:“Den Kapuzenpulli hat er sicher getragen, weil es ihm mitten im Sommer zu kalt war, weil er die Anderen alle nackig gesehen hat, und Sonnenbrille und Hut hatte er auf, damit er nicht vom Mond geblendet wird, du Esel!!!

Der Mann kam gerade aus einem Stecherparadies und wollte nicht erkannt werden. Wenn das Arbeitskollegen, Nachbarn oder eventuelle Partnerinnen mitbekommen, dann hat der Typ zuhause aber ganz kräftig Holland in Not!“

„Ach so, “ meinte Markus und setzte sich mit der linken Hand die Sonnenbrille auf.

Jetzt fiel ich vor Lachen fast aus dem Rollstuhl:“Du brauchst Dir de Sonnenbrille nicht aufzuziehen! An uns wird man sich noch in einiger Zeit erinnern, oder glaubst Du es gibt so viele Gruppen wo vier Männer einen Krüppel mit E-Rolli eine Treppe zum Puff hoch wuchten?

Wir haben hier hinter Türen und Fenster mehr Zuschauer, wie wir im Moment ahnen. Das Schauspiel lässt sich so schnell keiner entgehen. Darauf würde ich mal wetten.“

Die anderen Drei hatten längst in das Lachen eingestimmt und so dauerte es noch etwas länger ehe wir die Eingangstüre des Clubs erreicht hätten.

 

Auf unser Klingeln hin passierte an der dunkelbraunen schweren Holztüre erstmal gar nix, und so wurde nach einigen Momenten noch einmal geklingelt. Endlich hörten wir nahende Schritte auf der anderen Seite der Türe, welche immer lauter wurden.

Wir hörten ein knarrendes, schiebendes Geräusch an der Innenseite der Türe, als wenn jemand eine Riegel vor- oder zurückzieht.

Die Türe schien etwas zu klemmen, denn nach einer langsamen Türbewegung wurde sie mit einem starken Ruck aufgewuchtet und landete krachend an meinem Fußbrett. In der nun offenen Eingangstüre bauten sich zwei menschliche „Schrankwände im Meister Propper“-Format auf, denen man schon an ihren Ohrfeigengesichtern ansah, dass sie den Intelligenzquotienten eines frischgebackenen Toastbrotes hatten, aber wenn sie mal zuschlugen, dann konnte man sich den Krankenwagen direkt sparen und sich in eine formschöne schwarze Holzkiste legen.

Zwischen die zwei netten Türsteher drängte sich nun eine ältere Dame, die das Make-up mit einem Spachtel aufgetragen hatte, und deren rot gefärbte Haare von alleine in der Nacht leuchteten. Ich wartete nur noch auf das Pferdegetrappel von Marshall Matt Dillon und seinem Deputy Festus Haggen aus der Westernserie „Rauchende Colts“, denn Miss Kitty stand gerade vor mir.

Vielleicht waren auch die zwei Kraftprotze die Nachfolger der beiden Westernhelden und sie hatten nur infolge ihrer beschränkten Intelligenz Ihre Gäule und ihre Schießeisen vergessen.

„Na! Da seid Ihr ja endlich“, raunzte uns „Miss Kitty“ freundlich zur Begrüßung an.

„Tja! Hätten wir gewusst, dass das Haus hier so weitläufig ist, hätten wir uns einen Hausplan und einen Picknick-Korb mitgebracht!“ antwortete ich in ähnlich schnippischer Weise.

Wenn Blicke hätten Messer werfen können, wäre ich seit diesem Zeitpunkt ein Igel gewesen, aber mit den Stacheln nach innen.

Aufgrund der drei Gestalten an der Eingangstür hätte ich am liebsten wieder ein Rückzieher gemacht und wäre gefahren, aber das konnte und wollte ich meinen Gefährten nicht antun.

Jedoch wohl fühlte ich mich in dieser Situation ganz und gar nicht, aber wie heißt es so schön:“Mit gegangen – mit gefangen – mit gehangen!“

 

 

Die drei Herzchen an der Eingangstüre gewährten uns nun endlich Zutritt zu ihrem Allerheiligsten, aber bevor wir dort waren, tappten wir erstmal an einer Wand entlang, denn beleuchtet war der Eingangsflur nur recht dürftig bis gar nicht. Irgendwann hörte ich Jochen zu Markus sagen:“Markus, geh noch mal mit Deiner Sonnenbrille nach draußen, und fang mal ein paar Strahlen vom Vollmond ein, vielleicht sehen wir dann hier mehr!“

Wieder prusteten wir belustigt durch die Lippen und Markus kommentierte das ganze recht locker:“Ich kann Dir draußen auch ein Glühwürmchen fangen, vielleicht siehst du dann mehr.“

Endlich sahen wir ein mehr als diffuses Licht am Ende des langen schmalen Ganges. Einige Sekunden später standen wir im Kontaktraum, aber in was für einem?

Dieser Raum ließ wirklich kein Klischee offen, wie sich so ein Otto-Normalverbraucher so einen Puff vorstellt.

Hinter der Bar stand einer dieser Türsteher, auf fein zurechtgemacht mit weißem Hemd, schwarzer Fliege und dazu passender Weste. Aber seine eingekleisterten vergelten Haare und der schöne Aufzug wollten so gar nicht zu seinem verkniffenen Blick und seinem Bumsschädel passen. Hinter ihm ragte ein Regal bis zur Decke empor, welches mit allerlei Gläser und Flaschen mit buntem, hochprozentigem Inhalt gefüllt war. Vor Ihm konnte man nur ein Spülbecken, eine Zapfanlage, und ein Kaffeemaschine stehen. In einem Aschenbecher verglühten gerade die letzten Reste eines Zigarettenstummels.

Auf dem Boden lagen dicke zusammen gewürfelte Teppiche, die man wohl billig beim Räumungsverkauf eines persischen Teppichgeschäftes erworben hatte. Dieser unbequeme Bodenbelag erschwerte mir das Fahren mit meinem Wohnzimmerferrari doch enorm, sodass Jochen weiter als „Außenboard-Motor“ herhalten musste.

Der ganze Raum wurde nur von mehreren kleinen Lampen und Kerzen recht spärlich und diffus erleuchtet und überall blinkten irgendwelche rote Herzen wie eine Landebahnbefeuerung auf einen Flugplatz. Vielleicht sollte es sogar so etwas in der Richtung symbolisieren.

In den verschiedenen Ecken standen Fernseher, die alle irgendwelche Hardcorestreifen runter nudelten, um die Kundschaft anzumachen.

An den Wänden hing irgendwie eine billige rosarote Textiltapete, die allerdings auch schon länger ihre besten Tage hinter sich hatte.

 

Unsere reizende „Miss Kitty“ führte uns zu einer Sitzecke und machte uns dann mit den Hausregeln vertraut:“Für eure zehn Mark Eintritt bekommt ihr ein Getränk gratis. Alle weiteren Preise entnehmt ihr der Karte auf dem Tisch. Wenn ihr was von den Frauen wollt, müsst ihr das mit denen selber regeln.“

Nach diesen warmen Worten der freundlichen Begrüßung drehte sie sich auf dem Absatz um und ging.

„Die Berliner sind ein Quell der Freude und der Freundlichkeit“, bemerkte ich bissig, und fügte hinzu, „und außerdem, mit welchen Frauen sollen wir was regeln? Bis auf das rotgefärbte Korkenzieherlöckchen, welches uns so überaus freundlich begrüßt hat, habe ich bisher nichts an Frauen bemerkt!“

Tomekk ließ sich lachend auf die Couch plumpsen, sackte aber leider fast bis zum Boden durch:“Scheiße! Ist das gut für die Bandscheibe!“

Jochen bekam wieder eine Lachattacke:“Du bist und bleibst ne Hohlbirne! Der ganze Laden hier ist notdürftig zusammen gekauft, das sieht doch ein Blinder mit Krückstock und Beinprothese. Die Möbel sind hier in der Umgebung wahrscheinlich vor dem Sperrmüll gerettet worden. Da kann schon mal die ein oder andere Feder im Sitzpolster den gerechten Heldentod sterben!“

Der Kommentar mit dem dazu passenden Gesichtsausdruck war für mich doch etwas zuviel, denn ich schmiss mich nun vor Lachen fast aus dem Rollstuhl. Gott sei dank hatte Jochen neben mir einen blendenden Reflex und er packte mich am rechten Arm und zog mich wieder hoch bevor ich komplett den Halt verlor und auf dem Boden landete.

Ich hatte mich gerade wieder locker zurechtgepuzzelt, da wuchs links neben mir eine Blondine sprichwörtlich aus der Erde. Ich hatte sie weder kommen sehen noch irgendwie gehört. Aber neben Ihr standen urplötzlich sechs weitere Frauen und verteilten sich zwischen uns am Tisch.

„Wo kommen die denn jetzt urplötzlich her?“ raunte ich Jochen zu, aber er machte ebenso wie ich ein überraschtes Gesicht, und zuckte etwas ahnungslos mit den Schultern.

 

„Möchtest Du vielleicht etwas trinken?“ piepste mir nun die Blondine ins Ohr.

Ich nickte mit dem Kopf:“Habt Ihr Kaffee?“

Sie nickte ebenfalls:“Schwarz? Milch? Zucker?“

„Schwarz wie meine Seele!“ gab ich zur Antwort.

Sie lächelte schelmisch und verschwand. Obwohl mir dieser Ort hier ebenso wenig zusagte wie der Russenpuff am Anfang unserer Tour, verspürte ich keinerlei Nervosität oder fühlte mich bedroht.

 

Die Blondine kam zurück und stellte den Kaffee vor mir auf den Tisch. Ganz automatisch griff Jochen blind in meinen Rucksack und zog einen Strohhalm raus und steckte ihn in die Tasse.

„Ihr geht aber auch nicht erst seit gestern auf Tour“, bemerkte die Frau.

„Jepp, sind schon einige Tage“, entgegnete Jochen knapp, während ich den Kaffee probierte. Und der war schwarz, heiß, aber auch sehr stark. Der Strohhalm blieb fast von alleine in der Tasse stehen, aber da der Uhrzeiger schon langsam auf die ein Uhr zu lief, war der starke Kaffee nicht mal so verkehrt.

Die Blondine hatte sich jetzt hingesetzt und stellte sich vor:“Ich bin Heidi.“

Ich nickte kurz:“Freut mich, ich bin Mario.“

„Seid ihr wegen der Loveparade in Berlin?“ fragte sie weiter.

Den Kopf schüttelnd antwortete ich:“Nee! Das ist nun gar nicht mein Ding! Das hier ist unsere Abschlussfahrt der Berufsschule.“

 

Wir unterhielten uns über dieses und jenes. Heidi war keine Superschönheit aber auch nicht hässlich. Ihr schulterlanges, gewelltes, blondes Haar und ihre blauen Augen machten aber etwas mehr her, wie ihr Gesicht nachher hielt. Aber ok: Ich sollte sie ja nicht heiraten, sondern nur ficken!!!

 

Äh!!! Was???

Bei welchem Gedanken ertappte ich mich denn nun? Vor einigen Stunden noch Skrupel pur, und nun schon so abgezockt? Hatte ich es wirklich so verdammt nötig?

Seit dem Ende von Kathleen hatte ich keine Frau mehr angesehen, geschweige denn intim genähert. Seit ihrem Tod waren jetzt sechs Jahre vergangen, und ich hatte bisher auch keinen Gedanken daran verschwendet.

Doch jetzt saß ich hier in einem Etablissement mit eindeutigen Absichten und den dort angebotenen Dienstleistungen. Jetzt saß eine Frau halbnackt und in Strapsen neben mir und mein Kopf fährt Achterbahn!

Wäre nicht spätestens das jetzt der Zeitpunkt gewesen, aufzustehen, meinen Gefährten noch eine schöne und tolle Zeit zu wünschen, und mit einem Taxi wieder Richtung Hotel zu fahren?

Aber ich blieb sitzen.

Ich bin nicht behindert - ich werde behindert! :zwinker::zwinker:

 

Mein Sturschädel ist mir heilig!!!:heilig::heilig::heilig:

 

Mein Blog: http://www.rollimans-erfahrungen.de/

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Eine der anderen Frauen fragte:“Darf ich nen Cocktail haben?“

Tomekk fragte:“Was soll der den Kosten?“

Sie antwortete irgendwas mit „fünf“. Jetzt meldete sich zum ersten Mal an diesem Abend unser Armin zu Wort, ein sehr wortkarger Junge:“Ja!“

Mir schwante nix Gutes, als die Frau an meinem Rollstuhl vorbeikletterte und zur Bar dackelte.

Diese Ahnung wurde prompt bestätigt, als die Dame mit Cocktail und Rechnung zurückkam. Armin wurde kalkweiß wie die Wand und stotterte:“Wo kommt die null hinter der fünf her, oder habt Ihr das Komma irgendwo vergessen?“

Die Frau nippte stolz grinsend an ihrem Cocktail und fragte wenig später mit einer wahren Unschuldsmine:“Wieso? Ich habe doch gesagt fünfzig, oder nicht?“

Da die anderen Damen Ihre Version schlagartig bestätigten, war uns sofort klar, dass der gute Armin gerade mal locker abgezockt worden war.

Aber mit der Erinnerung an „Miss Kitty“ und ihre Bodyguards da an der Türe, wäre Krach schlagen die absolut falsche Entscheidung gewesen.

Daraufhin zog ich einen Zehner aus dem Portemonnaie und legte ihn auf den Tisch:“Wer tut noch was für unseren Zivi dazu?“

Die anderen Drei verstanden Gott sei Dank sofort was ich wollte, und jeder legte ohne zu zögern einen Zehner dazu. Armin legte nun seinen Zehner noch drauf, und damit war der Cocktail bezahlt.

Jedoch war den Damen jetzt auch klar, dass bei uns nicht mehr viel zu holen war, und dementsprechend missmutig griff die Dame nach der Kohle und brachte sie an die Bar.

In mir kroch wieder das Vorurteil hoch, dass man in Bordellen eh nur abgezockt und übers Ohr gehauen wird, und darum beschloss ich, nun noch besser aufzupassen als vorher.

Das Gespräch mit Heidi plätscherte so dahin und eine Smalltalkfloskel jagte die Nächste, und ich wäre auch nicht böse drum gewesen, wenn es denn dabei geblieben wäre, aber da die Gute Geld verdienen wollte, sollte oder musste, begann sie nun mit den intensiveren Fragen:“Möchtest Du denn auch etwas Spaß haben?“

„Könntest Du Dir denn den Spaß, den Du meinst, mit einem Behinderten wie mir vorstellen?“ fragte ich vorsichtig zurück.

Sie legte jetzt doch nachdenklich den Kopf etwas schräg:“Hm, die Frage ist sehr gut. Ich hatte noch nie einen Behinderten.“

„Dann versuche ich Dir das mit mir mal etwas zu erklären, wenn’s recht ist.

Ich bin Spastiker, d.h. ich spüre alles, merke alles, kann alles bewegen, habe aber eine gestörte Feinmotorik und kein Gleichgewichtsgefühl.

Stell Dir ein Malbuch vor, und darin eine Figur zum ausmalen. Eine Zeitlang kann ich mit dem Stift in den Linien bleiben. Nur irgendwann wird der Druck in den Nerven so hoch, dann tobt der Arm übers Blatt wie ein Erdbeben und danach ist der Arm wieder ruhig, bis der Druck wieder zu groß wird.

Das hat für Dich zum Beispiel zu bedeuten, dass ich beim Streicheln nicht merke, wenn ich fester werde.

Wenn Dir der Druck zu stark wird, nimmst Du meine Hand weg, und ich fange von neuem an.

 

Mit dem Gleichgewicht ist das so. Stellst Du mich in die Ecke, wo ich zwei Punkte zum anlehnen habe, da bleibe ich stehen, stellst du mich mitten in den Raum kippe ich um, wie ein angeknockter Boxer.

Ich bekomme ne ganz normale Erektion, Orgasmus, Samenerguss, ect.“

 

Sie atmete tief durch:“Klingt spannend!“

„Ist aber noch nicht alles“, fuhr ich fort, Ich habe noch eine Erbkrankheit denn ich kann nicht schwitzen. Wenn Andere anfangen zu schwitzen, bei warmem Wetter oder körperlicher Anstrengung wie z.B. Sex, steigt bei mir die Temperatur im Körper an wie bei jedem anderen Menschen auch, jedoch durch die fehlenden Schweißdrüsen kann ich die Körperhitze nicht abbauen. Du müsstest also ein nasses Handtuch mitnehmen und mich damit ab und zu mal abreiben, als Schweißersatz sozusagen.“

Jetzt schaute mich die Blondine mit großen Augen an:“Das gibt es wirklich? Jemand der gar nicht schwitzen kann? Habe ich noch niemals gehört! Woher kommt das denn, wenn ich fragen darf?“

„Sicher darfst Du“, nickte ich ihr zu, denn während ich über mein Spezialthema, meiner Behinderung, referierte wurde ich immer sicherer und mein Selbstvertrauen in mir wuchs und wuchs. Es ist schon merkwürdig, wie das Gespräch über seine eigene Behinderung zum Rettungsanker für die Psyche werden kann. Denn niemand kann mir in diesem Thema, der eigenen Behinderung und den Erfahrungen damit, auch nur annähernd das Wasser reichen. So kann ein eigentlicher Nachteil, der sonst tief runterzieht denn wer redet schon gerne über und von seinen Schwächen, etwas geschickt ausgenutzt, zum Vorteil werden.

Eines gebe ich jedoch gerne zu. Man darf nicht allzu zimperlich mit sich und seiner Psyche umgehen, und das können mit Sicherheit nicht viele.

Nachdem ich den letzten Schluck Kaffee von meinem „Freigetränk“ ausgetrunken hatte fuhr ich fort:“Das ich nicht schwitzen kann ist ein Gen-Defekt der auch die Zähne, Haare, Tränendrüsen und die Speicheldrüsen betrifft. Diese Fehler hätte ich auch bekommen, wenn mir die Behinderung nicht noch zusätzlich in die Wiege gelegt worden wäre.

Die Überraschung in Deinem Gesicht verwundert mich nicht, denn obwohl ich viel mit Behinderungen und deren Umfeld zusammentreffe, verwundert es selbst mich, was am oder im menschlichen Körper so alles kaputt gehen kann, wovon der Mensch selber komischerweise noch keinen blassen Schimmer hat. Denn der Mensch weiß eigentlich noch nicht sehr viel über den Menschen.“

Sie sah mich weiterhin verwundert an:“Wie locker Du damit umgehst…“

„Es ist keineswegs alles so locker, wie es ausschaut. Vieles ist hart erkämpft und erlernt!“ widersprach ich, „aber was habe ich für eine Chance? Entweder ich packe den Stier bei den Hörnern und lebe mit dem Scheiß, oder ich kneife, und warte sechzig oder siebzig Jahre tatenlos auf den Sensenmann und das Leben dümpelt so vor sich hin.“

Sie stand auf und meinte beiläufig:“Na dann gehe ich mal ein nasses Handtuch holen, was?“

Ich traute meinen Ohren kaum:“Heißt das jetzt ja? Dass Du eine Runde mit mir spielen möchtest?“

Heidi grinste entschlossen:“Sicher! Wie lange möchtest Du denn aufs Zimmer? Jede halbe Stunde kostet hundert Mark, bezahlbar im voraus!“

Jetzt konnte ich mir den Seitenhieb dann doch nicht verkneifen:“Die hundert Mark für eine halbe Stunde sind ja relativ günstig, wenn man bedenkt, dass ein Cocktail bei euch schon fünfzig Mark kostet!

Lass uns erstmal eine halbe Stunde probieren, dann können wir immer noch weitersehen.“

Heidi nickte und hielt die Hand auf. Ich gab ihr den Hunderter und sie verschwand um kurze Zeit später mit einem nassen Handtuch und einem Schlüssel wiederzukommen.

„Ich denke, dass ich jetzt mal einen von euch brauche für Hebedienste, denn ich bin der jungen Dame garantiert zu schwer.“

Tomekk stand grinsend auf:“Na das machen wir doch glatt mit links!“

 

Während wir Heidi wieder in den langen und unbeleuchteten Flur folgten, wurde ich doch wieder zunehmend nervöser und meine Gedanken fuhren in meinem Schädel Achterbahn:“Was mache ich ihr eigentlich? Habe ich das überhaupt nötig? Betrüge ich damit nicht meine vor sechs Jahren verstorbene Freundin, die mir noch heute fehlt wie am ersten Tag?“

All diese Gedanken schossen mir wie Flashlights durch den Kopf, und sie drohten mich unter Dauerbeschuss zu nehmen, und ich fand nicht das kleinste Staubkorn hinter dem ich Deckung nehmen konnte.

Endlich ging in der linken dunklen Wand eine Tür auf, und in diesem Zimmer brannte recht helles Licht. Heidi ging vor und wir folgten ihr wortlos.

Das Zimmer in dem wir nun waren, war riesig groß, fast doppelt so groß wie Bar, Empfangs- und Kontaktraum zusammen. Dabei war die Einrichtung mehr als spärlich.

Mittendrin stand ein riesiges französisches Bett, daneben war ein Nachttisch, der mit diversen Kleenex-Rollen bepflastert war, und dann war da nur noch ein einfacher Stuhl, auf dem Mann die Sachen ablegen konnte.

Der Raum war verdammt hoch, und die Deckenmalereien wollten nicht so recht zu der sonstigen schlichten Einrichtung passen.

 

Heidi ging zum Fenster und stellte es auf Kipp bevor sie ein riesiges Badetuch über das Bett legte:“So dann zieh Dich mal aus und mache es Dir auf dem Bett bequem. Ich gehe noch was zum trinken holen. Was möchtest Du denn haben?“

„Eine Cola wäre nicht schlecht“, meinte ich leise und schon verschwand sie wieder durch die Türe.

Tomekk hatte mir unterdessen die Schuhe ausgezogen und öffnete mir nun die Hose:“Da hast Du dir vom Aussehen her das beste Gerät geangelt was hier rum rennt.“

„Falsch!“ widersprach ich, „sie hat mich geangelt! Sie ist ja bisher kaum von meiner Seite gewichen, und sie hat mich ja auch gefragt, und ich nicht sie.“

Er zog mir die Hose aus und legte diese über den bereitgestellten Stuhl. Ich drückte ihm meinen Brustbeutel in die Hand:“Steck ihn unter die Jacke in den Rucksack. Dann kann sie wenigstens nicht ganz so unauffällig abhauen, falls sie mich filzt.“

Er nahm ihn grinsend und steckte ihn in den Rucksack. Mir war auch klar, dass ich nie eine Chance hatte, wenn die Frau mit meinem Rucksack abhauen sollte, aber es war wenigstens die Illusion, alles Mögliche getan zu haben, um es so schwer wie nur irgend möglich geht zu machen.

Als mir Tomekk mein T-Shirt ausgezogen und es ebenso wie die Hose auf den Stuhl gelegt hatte, fasste er mich unter den Achseln und zog mich hoch in den Stand. Ich drehte mich langsam mit dem Rücken zum Bett und ging langsam zwei Schritte zurück. Als ich das Bett an meinen Kniekehlen spürte, setzte ich mich vorsichtig auf die Bettkante, und Tomekk gab langsam nach, so dass ich mich hinlegen konnte.

Ich lag jetzt quasi quer zum Bett, was aber bei der Größe dieses Bettes nun vollkommen egal war, da ich hier auch quer bequem zu liegen kam, und ich hatte oben und unten noch immer mehr als genug Platz.

Mein Kumpel wünschte mir viel Glück und viel Spaß, nachdem er sich vergewissert hatte, dass bei mir alles okay war, und er verschwand grinsend aus dem Zimmer.

 

Nun war ich alleine mit mir und meinen Gedanken. Obwohl das Fenster zur Strasse offen war, hörte man auch von dort nur sehr wenig. Wie auch? War ja schon weit nach Mitternacht und man konnte schon wieder eher einen „Guten Morgen“ denn einen „Guten Abend“ wünschen.

Ich hörte schon wieder meinen Blutdruck im Ohr rauschen, und ich wurde immer nervöser. Meine Atmung wurde immer schneller und ich schloss die Augen um mich wieder etwas mehr zu beruhigen.

Aber eigentlich wollte ich nur noch weg doch ich hatte schon bezahlt, und vor den Kumpels, die mich die Treppe hoch gewuchtet hatten, als Feigling und Looser dastehen, wollte ich auch nicht.

Also musste ich da jetzt durch, ob ich wollte oder nicht.

Immer wieder stellte ich mir Szenen aus einem Eishockeyspiel vor, wie zwei und mehr Spieler an der Bande um den Puck kämpften und ich stand ganz alleine auf dem anderen Flügel des Eises und wartete mit zum zerreißen gespannten Nerven auf den Pass, sodass ich dann alleine aufs Tor zustürmen konnte um den Puck im Tor zu versenken.

„So mein Süßer, da bin ich wieder“, riss mich Heidis Stimme total aus meinen Gedanken. Sie trug einen Sektkühler vor sich her, der mit Eis gefüllt war.

Sie stellte ihn neben das Bett und holte Gläser Cola raus:“Damit Dir auch wirklich nicht zu warm wird, habe ich sicherheitshalber noch etwas Eis mitgebracht.“

„Etwas Eis ist gut!“ versuchte ich zu schmunzeln, „damit kannst Du ja eine Hamburger Fischfabrik tiefkühlen! Aber wirklich lieb von Dir, dass Du dir so viele Gedanken machst.“

Sie lächelte leicht, während sie sich langsam Ihr Oberteil auszog.

Grinsend schaute sie auf meine Erektion:“Da freut sich aber jemand!!!“

 

Endlich kam der Puck aus dem Spielerknäuel von der Bande. Ich brauchte mich kaum zu bewegen, denn der Puck kam wie von einem Magnet angezogen auf die Kelle meines Schlägers. Ich schaute in Richtung Tor und sah zu meiner großen Verwunderung, dass der Torwart nicht im Tor war. Es kam auch kein Verteidiger in meine Richtung gelaufen. So trat ich an und lief mit dem Puck Richtung Tor. Niemand konnte das sichere Tor verhindern.

Die Sequenz kam mir nun in Zeitlupengeschwindigkeit vor. Ich berührte den Puck jeweils kurz mit Vor- und Rückhand des Hockeyschlägers und trieb ihn damit weiter ziel gerichtet zum gegnerischen Tor, und als ich bemerkte, das ich die gegnerische blaue Linie schon weit hinter mir gelassen hatte und mir noch immer kein Gegenspieler den Weg zum Tor verstellen wollte, jubelte ich innerlich schon. Der Fluch, der jahrelange Sieglosigkeit bedeutete, schien endlich beendet.

Innerlich überlegte ich nur noch, ob ich die schwarze Hartgummischeibe mit aller Gewalt ins Netz drosch, oder ob ich ihm nur ganz cool Begleitschutz gab und ihn locker über die Torlinie drückte.

Doch wo war der Puck plötzlich? Er klebte nicht mehr wie selbstverständlich an meinem Schläger, sondern er hüpfte schier unkontrollierbar zischen meinen Füßen rum. Elegant versuchte ich ihn mit einer Kufe meines Schlittschuhs wieder nach vorne zu kicken, aber es gelang nicht. Ganz im Gegenteil: Ich trat auf den Puck und geriet ins Straucheln.

Ich verlor die Kontrolle und hatte keine Balance mehr. Der Schläger glitt mir aus der Hand und flog in hohem Bogen weg, um in einigen Metern Entfernung krachend auf dem Eis zu landen und dort in tausende kleine Einzelteilen zu zersplittern.

Ich wusste, dass ich den Sturz nicht mehr aufhalten konnte, dennoch versuchte ich mit purer Verzweiflung diese Blamage zu verhindern.

Ebenso wie der Eishockeyschläger fiel ich krachend zu Boden und mein Selbstvertrauen zersplitterte wie jener Schläger beim Aufprall auf die Eisfläche.

Ich rutschte auf dem Bauch liegend am weit offenen Tor vorbei. Ich verbarg mein Gesicht in den dicken Eishockeyhandschuhen und hörte das schallende Gelächter der Zuschauer auf den vollbesetzten Rängen.

Wo war das Loch im Eis, in das ich versinken konnte?

 

Heidi hatte sich mittlerweile komplett ausgezogen aber ich konnte nicht auf sie achten. Ein Ziehen machte sich in meiner Männlichkeit bemerkbar, und ich versuchte krampfhaft dagegen anzugehen, aber der Druck wuchs und wuchs.

Ich bemühte mich mit allen Kräften dagegen anzukämpfen aber der Druck wurde unmenschlich groß. Das Sperma schoss in mehreren Fontänen aus meinem Penis und klatschte auf meinem Bauch.

Die Frau hatte nicht einmal Hand an mich gelegt und die Sache war schon vorbei. Ich schlug beide Hände vors Gesicht und Scham und Enttäuschung überkamen mich.

Wo war das Loch im Bett, in das ich versinken konnte?

Ich spürte einige weiche Kleenextücher auf meinem Oberkörper, denn Heidi hatte mittlerweile begonnen, die Spuren meines Versagens zu beseitigen. Das war der krönende Abschluss eines Tages den man wohl komplett in die Tonne treten konnte.

 

„Das passiert ziemlich vielen Männern am Ende von einem stressigen Tag“, versuchte mich die Prostituierte etwas zu beruhigen und aufzubauen. Aber zu wissen, dass ich wohl bei weitem nicht die einzige Versagerpfeiffe unter der Sonne war, konnte meinen Gemütszustand, der zu dieser Zeit in einem tiefschwarzen Bereich hing, bei weitem nicht aufhellen.

Nachdem Heidi alle Spuren meines Versagens beseitigt hatte, legte sie sich neben mich und streichelte mich etwas.

Bei mir passierte gar nichts mehr. Ich sah sie nicht an, ich berührte sie nicht, ich atmete noch nicht einmal!

Nach einer Weile wanderte Ihre Hand Zentimeter für Zentimeter weiter nach unten, und schließlich hatte sie meinen Schwanz in der Hand und knetete ihn wie wild durch. Doch das Einzige was steif und hart wurde war ich und nicht mein bestes Stück. Ich verkrampfte zusehends und war bald hart und fest wie ein Stahlbetonträger. Heidi schaffte es irgendwie ein Kondom über mein schlaffes Etwas zu streifen und bearbeitete ihn nun mit dem Mund.

Hatte ich vorher immer davon geträumt französisch verwöhnt zu werden, so passte die jetzige grausige Realität zum Rest des Tages.

Es tat nur noch höllisch weh und es war tierisch unangenehm, doch ich war nicht mal mehr in der Lage, Heidi zu bitten, dieses Schauspiel zu beenden.

Während sie versuchte, meine Männlichkeit wieder in Schwung zu bringen, hielt sie mir ihre frisch rasierte Pussy unter die Nase, doch auch dieser Anblick konnte mich nicht mehr sonderlich reizen. Der Drops war für mich ganz einfach gelutscht und ich wollte eigentlich nur noch weg und alleine sein.

 

Nach einiger Zeit klopfte es an die Zimmertüre und es erklang „Miss Kittys“ Stimme:“Kommt mal langsam zum Ende! Die Zeit ist abgelaufen.“

„Heureka“, dachte ich, „dein persönliches Waterloo findet sein Ende!“

Doch da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn urplötzlich piepste mir Heidi ins Ohr:“Möchtest Du noch dreißig Minuten dranhängen? Wir verstehen uns doch gerade so gut. Ich mache Dir mit fünfundsiebzig Mark für die zweite halbe Stunde auch einen Sondertarif.“

Gut, dass ich schon im Bett lag, denn sonst hätte mich dieser Spruch fast umgehauen.

„Was raucht die denn für ein äußerst merkwürdiges Zeug? Das musste doch ein Blinder mit Krückstock merken, dass bei uns beiden aber auch gar nix passte“, dachte ich schockiert.

Erst mit einigen weiteren Erfahrungen sollte ich später herausfinden, dass es in diesem Business, genau wie in einer Metzgerei oder Bäckerei „darf’s ein bisschen mehr sein“, ebenso bestimmte Verkaufsfloskeln gab. Und das war eben jetzt eine Solche.

Mit einem leichten kopfschütteln lehnte ich ab:“Es ist doch schon sehr spät geworden, und ich bin jetzt schon recht platt. Bitte sei mir nicht böse, wenn ich jetzt aufhören möchte.“

Die Frau nickte verständnißvoll:“Sicher! Wenn ihr schon den ganzen Tag durch Berlin gelaufen seid, dann hat man irgendwann keine Kraft mehr und wird müde. Hat es Dir denn gefallen mit mir?“

Oh! Welch gemeine Fangfrage? Soll ich Ihr wirklich sagen, dass es für mich katastrophal war?

Heidi war ja noch ganz nett, aber alles in Allem war der Tag für mich eher ein Fiasko!

Also versuchte ich diese Frage zu umschiffen:“Du bist sehr lieb, aber da das mein erster Besuch in solch einem Haus ist, muss ich diese gesamten neuen Eindrücke und Erfahrungen erstmal verarbeiten. Aber es war auch sehr spannend, das mal zu erleben.“

Ich bin nicht behindert - ich werde behindert! :zwinker::zwinker:

 

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Gott sei Dank schluckte die Blondine diese Fassung meiner Absage ohne nachzuhaken. Sie wirkte auch nicht erbost über meine Absage, denn Sie nahm wie selbstverständlich das nasse Handtuch, welches sie mitgebracht hatte und machte mich etwas frisch.

Danach stand Sie auf, zog sich etwas über und ging ohne ein Wort zu sagen freundlich und zufrieden lächelnd zur Zimmertür hinaus.

Jetzt war ich wieder allein, mit mir und meinen Gedanken.

Um eine Erfahrung reicher, wie man so schön sagt, aber was war diese Erfahrung wert?

Ich spürte diese abgrundtiefe Leere im Kopf. Wenn nichts mehr geht, wenn man nicht mal mehr in einer Sprache denkt oder vor sich hinträumt.

An diesem Punkt ist man wirklich ganz alleine, denn selbst die eigene Intelligenz und der Überlebenswille hatten mich in jenem Moment im Stich gelassen. Wenn Jemand mit einer Axt gekommen wäre und hätte mich erschlagen wollen, es hätte nicht einmal mehr der „Schreireflex“ funktioniert.

 

Irgendwann stand Tomekk wieder in der Tür, und er grinste bis über beide Ohren:“Was hast Du mit der Kleinen gemacht? Die war ja hin und weg von Dir!“

„Von mir hin und weg? Von meinem zu früh kommen? Die verarschen Dich doch alle, wo du dabei bist!“ Dachte ich. „Sicher weiß schon das ganze Haus, was für eine Flasche du bist, und das Du gerade auf voller Linie versagt hast und voll auf die Fresse geflogen bist!“

Tomekk zog mich grinsend wieder an.

Nachdem ich wieder im Rollstuhl saß und mich gerade wieder etwas zurechtgepuzzelt hatte, stupste er mich nochmals an der Schulter an:“Sag’ doch mal. Wie war’s denn?“

„Hmm“, grummelte ich, „die Kleine ist nett und es war o.k.“

„Eine feine Allerweltsantwort die so dehnbar ist, wie ein endloses Gummiband!“ platzte es aus ihm raus.

Ich schwieg.

 

Wenig später standen wir wieder im Barraum, wo sich mittlerweile einige andere Damen an unseren Tisch dazugesetzt hatten. Heidi kam wenig später dazu und setzte sich direkt und ohne Hemmungen wieder neben mich.

Nun fragte Jochen nach:„Und? Wie seid ihr beiden miteinander zurechtgekommen?“

„Sehr gut!“ platzte es aus Heidi heraus, „Mario war mein erster behinderter Kunde, und ich hätte niemals für möglich gehalten, dass es so gut funktioniert.“

Ungläubig schaute ich rüber. Hatten wir dasselbe Date hinter uns, oder habe ich schlichtweg gepennt?

Mein Hirn fuhr wieder Achterbahn und versuchte Antworten für dieses Verhalten zu finden, aber irgendwie fand ich keine. Doch ich traute mich auch nicht zu fragen. Das Gefühl in mir schwankte hin und her. Wurde ich von der Frau beschützt oder machte sie sich eher lustig über mich? Ich war voller Zweifel und Widersprüche.

 

Für mich war es längst Zeit zu gehen, denn die Uhr raste vorwärts und wir rauschten immer tiefer in die Nacht hinein.

Nun erhob sich Jochen und ging mit einer Frau aufs Zimmer. Das bedeutete noch mindestens eine Stunde Aufenthalt hier in diesem Laden.

Aber da musste ich jetzt wohl oder übel auch durch! Mitgegangen! Mit gefangen! Mit gehangen! So, oder so ähnlich fühlte ich mich.

Heidi brachte mir noch einen Kaffee und legte ihre rechte Hand auf mein linkes Bein. Dieses Gefühl war mittlerweile recht vertraut für mich, denn seitdem wir aus dem Zimmer gekommen waren, war sie nicht mehr von meiner Seite gewichen. Obwohl außer unserer Gruppe noch einige andere Männer im Clubraum saßen, und von mir kein Geschäft mehr zu erwarten war.

Es dauerte eine gute Viertelstunde ehe ich den Mut fasste und ihr ins Ohr flüsterte:“Ich hoffe, ich habe Dir mit meiner Spastik nicht weh getan?“

Sie streichelte mein Bein und flüsterte lächelnd zurück:“Ich habe gar nicht bemerkt, dass Du eine hattest! War es denn o.k. für Dich?“

Ich nickte langsam, obwohl sie fühlen musste, wie sehr mich mein Versagen selbst

enttäuschte.

Heidi streichelte weiter langsam über meinen Oberschenkel während wir uns über verschiedene Sachen unterhielten. Wir ließen die Zeit verstreichen, und während dem Smalltalk und dem ein oder anderem Schluck heißen Kaffee begann ich mich langsam wieder zu entspannen.

 

Nach gut einer Stunde kehrte Jochen dann auch zu uns zurück und trank ebenfalls noch eine Cola. Da es mittlerweile weit nach vier Uhr morgens war, und unser Hotel im Ostteil von Berlin lag, rief uns „Miss Kitty“ dankenswerter Weise ein Großraumtaxi.

Auch jetzt in der Stunde des Aufbruchs wich Heidi nicht von meiner Seite. Ganz im Gegenteil: Sie zog mir noch einen Pulli an, den ich am Abend Sicherheitshalber in den Rucksack gesteckt hatte, und verabschiedete sich sehr herzlich von mir.

Als der Taxifahrer an der Tür klingelte ging doch alles recht zügig. Meine Begleiter trugen mich wieder die Treppe hinunter und während Tomekk mich auf den Beifahrersitz setzte, verfrachteten die anderen vier meinen Elektro-Rollstuhl in den Kofferraum und stiegen hinten ein.

Im Radio liefen gerade die vier Uhr dreißig Nachrichten als der Fahrer das Taxi startete.

„Was? Vier Uhr dreißig?“, schnaubte Markus, „um neun h geht der Bus nach Hause! Pennen ist da wohl nicht mehr!“

„Stell dich nicht an, du Weichei!“ stellte ich fest, „mein Flieger geht zwar erst um zwölf Uhr vierzig nach Köln, aber ich muss ebenso wie ihr um acht Uhr aus dem Hotel raus. Ihr könnt schön die sechs Stunden im Bus pennen, aber mein Flug geht ja nur eine Stunde! Da lohnt es sich gar nicht einzuschlafen!“

Jochen schlug mir von hinten lachend auf die Schulter:“Das nenne ich jammern auf hohem Niveau! Der Herr darf als Einziger von uns fliegen, damit ihm das Hirn im Bus nicht anbruzzelt, und jetzt meckert er rum, dass die Zeit im Flieger zu pennen, zu kurz ist.“

Und schon war wieder die schönste Frozzelei im Gange und das hielt an, bis der Taxifahrer vor der Türe des Hotels den Motor abstellte.

„Fahren Sie um acht Uhr noch und können mich hier wieder abholen und zum Flughafen Tegel fahren?“ fragte ich ihn.

Der Fahrer nickte grinsend und machte sich eine entsprechende Notiz in sein Fahrtenbuch. Währenddessen hatten die Anderen meinen Rollstuhl und unsere Klamotten ausgeladen und Jochen setzte mich nun wieder zurück in den Rolli, während er mich fragte:“Wieso lässt du dich schon um acht Uhr holen, wenn dein Flieger erst um zwölf Uhr vierzig startet?“

„Ganz einfach!“ antwortete ich „von hier bis Tegel sind mindestens fünfundvierzig Minuten, im Berufsverkehr eher noch ne Stunde. Dann haben wir neun Uhr. Ich muss aber wegen dem Rollstuhl anmelden und vermessen lassen, zwei Stunden vor Flugbeginn einchecken. Da wäre es Quatsch wenn ich von neun Uhr bis zehn Uhr vierzig noch groß irgendwo anders hin dackeln würde. Da gehe ich lieber im Flughafen irgendwo in Ruhe frühstücken.

Außerdem ist heute Love Parade! Ist die Frage ob du ab neun Uhr überhaupt noch Taxis oder etwas in der Art bekommst!“

Jochen zog anerkennend die Augenbrauen hoch:“Gar nicht so dumm, der Kleine!“

Während er meine Zimmertüre aufschloss antwortete ich:“Sowas nennt man auch Logistik! Ich werde jetzt den Rolli zum Laden ans Akku hängen und dann was Fernsehen gucken.“

„Gut! Ich nehme dann deinen Schlüssel mit, und komme nachher vorbei, und packe den Rest in Deinen Koffer, abgemacht?“

„Geht klar!“ nickte ich und stellte den Elektro-Rollstuhl neben das Ladegerät. Jetzt rutschte ich vom Rollstuhl aus, auf den Boden, und steckte den Stecker um und schaltete das Ladegerät ein.

Jetzt ließ ich Glotze, Glotze sein und zog mich aus. Danach krabbelte ich auf allen Vieren unter die Dusche und drehte das Wasser auf.

Da ich von der Nachttour doch ziemlich platt war, drehte ich kaltes und warmes Wasser im Wechsel auf und die Müdigkeit schien zumindest teilweise zu verschwinden.

Das Geschehene an diesem Abend ließ mir keine Ruhe. Ich wollte Nachdenken aber irgendwie konnte ich keinen klaren Gedanken fassen.

Das mittlerweile heiße Wasser prasselte wie Trommelwirbel auf meinen Rücken und Gedankenverloren schlug ich immer wieder mit der rechten Hand auf den Seifenspender, aber irgendwie registrierte ich das gar nicht.

Die Bilder von all den Prostituierten und Türstehern kamen mir in das Gedächtnis zurück, und diese Welt schon so anders zu sein, wie die Welt, die ich bisher kannte! Fremd, irgendwie gefährlich und doch faszinierend und aufregend…

 

„Willst Du mit Deiner Schaumparty Ibiza und Mallorca Konkurrenz machen oder was gibt das, wenn das fertig ist?“ riss mich Jochen komplett aus meinen Gedanken und erst jetzt bemerkte ich, dass ich soviel Seife aus dem Spender geklopft hatte, dass der Abfluss die Schaummassen gar nicht fassen konnte!

Ich muss wohl ausgesehen haben, wie Ernie und Bert aus der Sesamstrasse in ihrer Samstags-Badewanne! Fehlte halt nur noch das Quietsch-Entchen!

Jochen meinte:“Mir ging es nach meinem ersten Puffbesuch ähnlich. Das man anfängt nachzudenken ist normal! Ich denke im Moment mit Schrecken dran, wie ich meiner Freundin heute Abend die Kratzer auf meinem Bauch erklären soll.“

„Welche Kratzer?“ fragte ich überrascht.

Jetzt zog er sein Hemd aus und nun sah ich die höchst dekorativen Spuren der Fingernägel. Es waren schon richtig nette Rallyestreifen.

Mir kam irgendwie postwendend die Lösung in den Kopf:“Sag ihr, dass die Hotelduschen so eng waren, dass Du mir helfen musstest. Dabei bin ich Dir leider ausgerutscht, und beim panischen Versuch mich bei Dir irgendwo festzuhalten, habe ich halt zugegriffen und habe dich gekratzt.

Da sie mich ja nun auch kennt, wäre das für sie sogar noch eine logische Erklärung!

Natürlich kannst Du ihr auch ohne Bedenken sagen, dass Du mit mir im Puff warst! Ein Rollifahrer im Puff glaubt Dir eh kein Mensch!“

„Du bist bescheuert! Da nehme ich lieber die erste Variante!“ tippte sich Jochen mit dem Zeigefinger an die Stirn.

 

Den Rest der Zeit verbrachten wir mit anziehen, aufräumen und Koffer packen. Als ich die gebunkerten hundert Mark wieder aus der Schublade nahm und in meinen Brustbeutel steckte, lächelte Jochen:“Das hätte mich jetzt auch gewundert, wenn du keinen Notausgang gehabt hättest. Hattest wohl Angst, dass man dich ausnimmt, wie die berühmte Weihnachtsgans?“

„Nun ja!! So ganz unbegründet war diese Vermutung ja nicht, wenn man für einen Cocktail im der Größe eines Fingerhutes schon fünfzig Mark auf die Theke legen darf, “ versuchte ich mein tun zu rechtfertigen.

Er nickte nur schweigend.

Das vorbestellte Taxi traf um Punkt acht Uhr am Hotel ein und brachte Armin und mich zum Flughafen Tegel. Nach dem Einchecken und dem Anmelden des Elektro-Rollstuhles bei den Sicherheitskräften, suchten wir uns ein Bistro im Gebäude des Flughafens und genehmigten uns ein kleines Frühstück. Nach dem bezahlen stellte Armin fest:“Hmm! Für einen Kaffee sieben Mark? Das sind ja Preise wie im Bordell!“

Ich fiel vor Lachen fast aus dem Rollstuhl als ich antwortete:“Nun Ja! Die Klientel ist ja fast die gleiche! Zählt beides unter die Kategorie Laufkundschaft!“

 

Das Flughafengebäude füllte sich nun zusehends mit irgendwelchen durchgeknallten und zugedröhnten Ravern, die alle zur Love-Parade wollten, um dort Vollgas zu geben. Mir war es sehr recht, dass mein Flieger in die andere Richtung ging.

Um kurz nach elf Uhr fanden sich Gott sei Dank schon die Sanitäter und der Sicherheitsbeamte ein, welche mich und den Rollstuhl flugfertig machten. Die Sanitäter setzten mich auf die komische „Verladekarre“ die so gerade durch die Sitzreihen im Flieger passte. Der Sicherheitsbeamte klemmte den Akku vom Rollstuhl ab, und legte es in eine abgeschirmte Metallkiste und brachte sie mitsamt dem Rollstuhl zum Gepäckladeband. Von dort aus wurde der Rollstuhl zusammen mit dem anderen Gepäck zum Flieger gebracht und dort verstaut.

Etwas sorgenvoll und wehmütig sah ich meinem Rollstuhl hinterher, denn mit ihm ging das letzte Stückchen Freiheit und Selbstbestimmtheit was ich besaß.

Von nun an musste ich mich mal wieder auf andere, wildfremde Leute verlassen und musste drauf hoffen, dass sie ihren Job richtig und vorbildlich ausführten.

 

Doch wenig später saß ich im Flieger der Richtung Köln ging. Als die Maschine vom Rollfeld des Flughafens abhob und die Bundeshauptstadt Berlin unter mir kleiner und kleiner wurde, kamen mir die vergangene Nacht und deren Geschehnisse ins Gedächtnis zurück.

Ich hatte meine ersten Erfahrungen im Rotlichtmilieu gesammelt, und dort die ersten Fußspuren, oder besser gesagt Reifenspuren hinterlassen.

Es dauerte einige Zeit lang bis ich verstand, dass ich in dieser Nacht als Mann vielleicht versagt habe, aber als Mensch eine sehr wichtige Erfahrung gemacht habe.

Ich bin trotz meiner Behinderung ein ganz normaler Mensch, der auch mal Wärme und Zuneigung braucht, und zwar in einer Art und Weise, wie sie Eltern und Geschwister nicht geben können.

Und durch mein Alibi für Jochen konnte ich auch endlich mal einen Freundschaftsdienst zurückgeben…

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Haste aber schööööööööööööön erzählt .... aber sach ma, fand die loveparade in berlin nich vor drei jahren zuletzt statt?

 

icke, die unweit des erwähnten straßenstrichs wohnt (aber nur wohnt, weil so dekadent....................)

 

Wer sagt denn, dass das ganze gestern war? :zwinker::zwinker::zwinker:

Es war 1996, und alles real. Bis auf die Namen.

Ich bin nicht behindert - ich werde behindert! :zwinker::zwinker:

 

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