Hallo,
mich wundert, dass Genitalherpes hier bisher noch so gut wie nicht angesprochen wurde, obwohl es sich um eine hochansteckende, unheilbare Geschlechtskrankheit handelt.
Noch in den 70ern gab es zumindest in den USA große Kampagnen, die über die Gefahr, die durch die Krankheit ausgeht, aufklären sollten. Als dann später AIDS aufkam, ist Genitalherpes - wie ja auch andere Geschlechtskrankheiten - deutlich in den Hintergrund getreten.
Dabei lässt sich die Erkrankung bis heute nicht heilen (im Gegensatz zu Tripper, Syphilis etc.).
Genitalherpes wird zumeist durch das Virus HSV-2 ausgelöst. Zwar ist eine Infektion mit HSV-2 für einen gesunden Menschen nicht lebensgefährlich und kann auch ohne oder nur mit geringen Symptomen einhergehen, trotzdem sollte man den Krankheitswert und mögliche Komplikationen nicht unterschätzen:
- HSV-2 ist wie schon erwöhnt nicht heilbar, sondern das Virus bleibt lebenslang im Körper (http://www.onmeda.de/krankheiten/genitalherpes.html)
- durch verschiedene Faktoren (Stress, UV-Licht etc.) kann es immer wieder zu Ausbrüchen kommen
- Medikamente können lediglich die Anzahl und Dauer der Ausbrüche reduzieren
- das Virus wird bereits durch Hautkontakt übertragen, eine Übertragung ist auch außerhalb von Schüben möglich
- Kondome schützen nicht ausreichend, sondern reduzieren das Risiko einer Ansteckung nur um etwa 30 % (http://en.wikipedia.org/wiki/Herpes_simplex#Prevention)
- über 70 % der Prostituierten in Deutschland sind bereits HSV2-positiv (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12005327)
- es besteht die Gefahr einer Übertragung von der Mutter auf das Kind während des Geburtsvorgangs. Eine generalisierte Herpex-Simplex-Infektion kann bei Neugeborenen schwerwiegende Schäden verursachen ([ame]http://de.wikipedia.org/wiki/Herpes_neonatorum[/ame])
- Personen, die mit HSV2 infiziert sind, haben zudem ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Ansteckung (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20948843)
Viele achten hier ja sehr auf ihre Gesundheit, was ich auch überaus wichtig finde, gerade wenn man in diesem Bereich tätig ist. Wahrscheinlich ist vielen die Gefahr aber auch einfach nicht bewusst. So war es jedenfalls bei mir bis ich mich (wahrscheinlich durch einen Kunden) angesteckt habe. Ich möchte übrigens an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, dass ich in meiner Zeit als Escort ausnahmslos nur Safer Sex praktiziert habe!
Ich hatte zu Beginn einige sehr heftige Schübe (Frauen scheinen generell stärker betroffen zu sein). Habe dann Acyclovir verschrieben bekommen, was zwar die Bläschen und den ständigen Juckreiz reduzierte, trotzdem habe ich jetzt nach etwas über einem Jahr immer noch damit zu kämpfen.
Ich habe daraus übrigens die Konsequenz gezogen, meine Tätigkeit erstmal zu beenden. Ich war mir immer bewusst, dass sich ein Risiko nie gänzlich ausschließen lässt, aber die Tatsache, dass ich mir trotz aller Vorsicht doch eine unheilbare Geschlechtskrankheit eingefangen habe, an der man zwar nicht stirbt, die aber trotzdem alles andere als angenehm ist, hat mich dann letztlich zu der Einsicht gebracht, dass es das einfach nicht wert sein kann.
Es geht ja nicht nur um einen selbst, sondern auch um die Verantwortung, die man gegenüber seinem Partner und seinen Kindern hat. Ich finde zb den Gedanken sehr schlimm, dass ich mein Kind später mal dadurch in Gefahr bringen könnte. Außerdem besteht ja nun immer das Risiko, dass man auch seinen Partner ansteckt, was sich wie gesagt selbst durch die konsequente Benutzung von Kondomen nicht vermeiden lässt.
Momentan ist es auch noch so, dass ich Sex nicht wieder wie zuvor genießen kann. Bei den schlimmen Ausbrüchen am Anfang habe ich mich regelrecht vor meinem Körper geekelt. Man sollte daher auf keinen Fall auch nicht die psychischen Folgen, die diese Erkrankung mit sich bringen kann, unterschätzen.
Ich will hier niemandem Angst machen. Vielleicht hatte ich einfach auch nur Pech und es hat mich schlimmer erwischt als andere. Aber ich finde es halt sehr wichtig, darauf hinzuweisen, weil es ja auch in den Medien so gut wie kein Thema ist.
Erst im Internet habe ich viele Informationen und auch Selbsthilfeforen gefunden und ich war teilweise recht geschockt, was ich da so alles erfahren habe.
Mich würde sehr interessieren, wie andere (sowohl Männer als auch Frauen, die in diesem Bereich unterwegs sind) mit dieser Gefahr umgehen. Deshalb hatte ich mich jetzt auch mal hier angemeldet. Viele werden ja wahrscheinlich gar nicht wissen, ob sie bereits HSV2-positiv sind. Ich ging damals auch zunächst von einer Pilzinfektion aus, erst als die Symptome dann sehr heftig wurden (und meine Pilzcreme nichts half), habe ich es dann ärztlich abklären lassen. Standardmäßig wird wohl auch nicht darauf untersucht.
Würde mich also freuen, Erfahrungsberichte von anderen zu hören.
glg
Mel