Sexuelle Ausbeutung ist immer zu verurteilen.
Unterhaltung für Erwachsene, Sexarbeit, Prostitution, Frauenhandel - für ein und dasselbe Phänomen gibt es viele Bezeichnungen, deren Verwendung einiges über die Einstellung des Sprechers zum käuflichen Sex verrät. In aller Regel ist der Käufer ein Mann, das Handelsobjekt eine Frau. Es wird einerseits darüber diskutiert, nach schwedischem Vorbild den Kauf von Sex zu kriminalisieren, andererseits erwogen, die Proistitution wie in Holland als Beruf zu akzeptieren, mit betrieblicher Gesundheitspflege und Rentenversicherung.
Prostitution ist nicht illegal, Kuppelei und die Vermietung von Räumen zur Ausübung von Prostitution dagegen sind kriminalisiert. Wir haben sogar Prostituierte, die als Promis gelten, und auch Besitzer von Sexlokalen wagen sich an die Öffentlichkeit, denn es ist kein Verbrechen, Räumlichkeiten für Striptease anzubieten. Die Prostitution ist also ein sichtbarer Teil des heutigen finnischen Lebens.
Ich kenne keine einzige Prostituierte. Ich bilde mir auch nicht ein, ihre Kunden zu kennen, aber da muss ich mich wohl irren. Gelegentlich hört man die Behauptung, zu käuflichem Sex nähmen diejenigen (Männer) Zuflucht, denen anderweitige sexuelle Kontakte versagt blieben: Hässliche, Gehemmte, Arme, Behinderte. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Wie sollen arme Männer Hunderte Euro für die Dienste einer Sexarbeiterin aufbringen? Wie kommt man mit dem Rollstuhl in ein Bordell? Woher nimmt ein Gehemmter den Mut, eine käufliche Frau anzusprechen, die mit Hunderten von Männern Erfahrung hat? Nein, Untersuchungen zufolge handelt es sich bei den Konsumenten sexueller Dienstleistungen um verheiratete, wohlhabende Männer, die nach herkömmlichem Verständnis ihre sexuellen Bedürfnisse auch anderweitig befriedigen könnten, nämlich mit einer festen Partnerin. In der Praxis bietet eine Zweierbeziehung natürlich keine Garantie für ein befriedigendes Sexualleben. Wieviele scheinbar unbescholtene Stützen der Gesellschaft würden plötzlich zu Verbrechern, wenn der Kauf von sexuellen Dienstleistungen kriminalisiert würde?
Die Sexualität gilt heute als Privatangelegenheit. Früher wurde sie durch soziale Kontrolle und die Furcht vor ungewollter Schwangerschaft reguliert, und zumindest in der Theorie gab es Sex nur in der Ehe und nur zum Zweck der Fortpflanzung, nicht des Genusses. Die Sexualität der Frau galt als Kraft, die die Kirche und der Mann unter Kontrolle halten mussten. Der Gedanke, gerade der Mann denke mit dem Unterleib und habe stärkere Triebe als die Frau, ist letzten Endes ziemlich modern. Andererseits gilt die Prostitution als ältestes Gewerbe der Welt, die Problematik existiert also bereits seit langem. Durch die allgemeine sexuelle Befreiung und die zunehmende Gleichberechtigung ist sie lediglich sichtbar geworden.
Inwiefern besteht eigentlich ein Unterschied zwischen dem Kauf sexueller Dienstleistungen und zum Beispiel der Einstellung einer Putzfrau, einem Frisörbesuch oder der Benutzung eines Fitness-Centers? Der Mensch hat Bedürfnisse, die die Konsumgesellschaft nach bestem Vermögen zu befriedigen versucht. Wie unterscheidet sich der Wunsch, einen Orgasmus zu haben, von dem Bedürfnis, sich professionell manikürieren zu lassen?
Und wenn die Prostitution ein legaler Beruf würde? Wie würde die Ausbildung zur Sexarbeiterin organisiert? Würde die Tätigkeit in den Geltungsbereich der Arbeitsgesetzgebung einbezogen, so dass arbeitslosen Sexarbeiterinnen, die keine anderen beruflichen Qualifikationen haben, unabhängig von ihrer Lebenslage ein Arbeitsplatz als Prostituierte angeboten würde? In welchem Alter sollten Prostituierte pensioniert werden? Würde der Beruf von seiner physischen Belastung her dem einer Balletttänzerin gleichgestellt?
Wenn man nur glauben könnte, dass alle Sexarbeiterinnen ihre Tätigkeit aus freien Stücken ausüben. Frauenlager im ganzen reichen Europa, auch hier in Finnland, sprechen eine andere Sprache. Wenn es nur wahr wäre, dass der Kauf sexueller Dienstleistungen allen Beteiligten, ob Mann oder Frau, Glück und Zufriedenheit bringt. Zur Zeit scheint die Prostitution eher die sonstige Kriminalität, zum Beispiel den Drogenhandel, zu fördern und einige Männer in dem Glauben zu bestärken, alle Frauen seien käuflich.
Ich bin zu sehr Realistin, um zu glauben, dass die Prostitution jemals völlig abgeschafft werden könnte. Deshalb ist die Arbeit der Organisation Pro Stützpunkt wertvoll: Es muss möglich sein, Sexarbeiterinnen ärztliche Versorgung und Sicherheit zu bieten und Aussteigewillige zu unterstützen. Sexuelle Ausbeutung ist immer zu verurteilen, ganz gleich, ob es sich um Mann oder Frau, um den eigenen Partner oder eine Professionelle handelt.
Übersetzung: Gabriele Schrey-Vasara
Aus: Me Naiset 28.11.2002
Also ganz einfach....Durch die Tür und der Mut ;) naja wenn der Druck zu gross wird dann muss mann in aktion treten