Ich frage mich immer wieder, wenn ich solche Artikel lese, wie die Journalisten denn so schlecht recherchieren können.
Falsch in den Artikel ist:
"...Durften etwa Bordellbetreiber früher Prostituierten überhaupt keine Vorschriften machen, haben sie nun ein eingeschränktes Weisungsrecht - zum Beispiel bei Arbeitszeiten oder Preisen."
Vor dem Prostitutionsgesetze durften Bordellbetreiber gar kein Bordell aufmachen, denn das wäre Förderung der Prostitution gewesen und die war ja sittenwidrig. Es gab natürlich trotzdem Bordelle, aber die waren alle nur geduldet. Der Betreiber stand eigentlich immer mit einem Fuß im Gefängnis. Außerdem durfte er keine "schönen" Arbeitsplätze für die Frauen schaffen, denn das würde sie ja am Aussteigen aus dem Job hindern. So gab es auch fast nur miese Absteigen damals, und dies ist heute wesentlich besser. Der Betreiber hat damals mehr oder weniger gemacht was er wollte, denn er war ja eh im rechtsfreien Raum unterwegs. Das ist heute absolut nicht mehr so. Es ist völlig problemlos möglich ohne Zuhälter zu arbeiten und sich auch ein Bordell mit den persönlich angenehmsten Arbeitsbedingungen zu suchen.
Theoretisch hätte früher jederzeit das Bordell dicht gemacht werden können. Somit waren die Arbeitsplätze der anschaffenden Frauen nicht sicher. Es war definitiv nicht alles besser früher.
Das im Artikel beschriebenen eingeschränkte Weisungsrecht reicht viel weiter als dort genannt. Die Sexarbeiterin darf z.B. entscheiden welchen Gast sie machen will und welchen nicht. Sie könnte also theoretisch den ganzen Tag im Bordell sitzen und bei jedem Gast sagen, dass ihr gerade nicht danach ist. Sie würde im Angestelltenverhältnis trotzdem ihr Gehalt bekommen. Ich sehe nicht, wo das das Problem sein soll was in der Zeitung beschreiben wird.
Das einzige, was der Betreiber (und es gibt auch eine Menge Betreiberinnen) vorschreiben darf ist die Uhrzeit und der Ort, wo sie zu arbeiten hat. Also, solche sensationellen Arbeitnehmerrechte gibt es in keinem anderen Job.
Es gilt nämlich auch der Kündigungsschutz nicht. Natürlich nur einseitig. Also, die Sexarbeiterin kann ohne Angabe von Gründen einfach nicht mehr zur Arbeit erscheinen.
An Kontrollen mangelt es in München übrigens gar nicht. Ich selber bin vor zwei Monaten in einem der besten Domina-Studios Münchens von der Sitte kontrolliert worden. Sie sind mit dem Dietrich eingedrungen - reine Routinekontrolle. Sechs Wochen später waren sie schon wieder da. Noch nie wurden irgendwelche Auffälligkeiten in dem Etablissement verzeichnet. Ich kann wirklich nicht verstehen, wie bei solche eine Kontrolldichte immer wieder davon geredet wird, dass dies problematisch sei.
Und ich frage mich, wieso sie denn nicht Tausende von "Zwangsprostituierten" finden, wenn sie jeden Laden so filzen wie den meinen. Es scheinen ja doch mehr Frauen diesen Job freiwillig auszuüben als die Sitte zugeben will.
Gruß,
Johanna Weber
http://www.johannaweber.de