Berlins dienstälteste Hure Molly Luft

[suizido]

selbstentlarvende Reportage über ihr langes Prostituiertenleben und ihr trauriges Schicksal aufgrund des bei ihr diagnostizierten Darmkrebses. Ihre Kneipe in der Blücherstraße (gleich in der Nähe der Hinterhof-Filmstudios von der Berliner Pornofirma Inflagranti) gibt es überings nicht mehr.

 

http://www.metropolistv.nl/?lang=en&cat=24

[Ariane]

Das ist traurig zu hören; sie ist doch erst vor einigen Jahren operiert worden, Bandscheiben oder so und laborierte damit lange herum. Der Film muß exakt zu ihrem 65. Geburtstag entstanden sein; genau fünf Jahre zuvor zum 60. hab ich noch mit ihr gemeinsam gefeiert, ich glaube, wir haben sogar am gleichen Tag Geburtstag, und sind in der Stretchlimo zur Geburtstagsparty in den Geburtstagsclub gefahren, wie ich hier schon an anderer Stelle einmal erwähnte. Sie bot mir damals ihren Laden zum Kauf an, ein sehr günstiger Preis, eingelaufene Adresse, sehr viele Stammgäste, aber ich hatte nix auf der Tasche, was sich auch bis heute kaum geändert hat, damals in der Bamberger in Schöneberg, erste Adresse. Dass sie die Nase voll hat von dem ewigen Wechsel der Frauen, hatte sie mir damals auch gesagt, ich bin ja auch nach kurzer Zeit weg, nicht, weil es mir im Puff nicht gefallen hat, sondern weil die Damen netto nach Abgaben und Werbung quasi mit einem Hungerlohn nach Hause gewackelt sind; ich erinnere mich an einem Tag, da hatte ich 16 Zimmer und 180€ verdient, da dachte ich, irgendwas mache ich falsch:lach::lach: Habe unter lautem Gezeter bei einem Streit dann deshalb den Laden verlassen und mußte mir dann noch anhören, ich sei undankbar:lach::lach:, auch hatte sie mir manch persönliche Horrorgeschichten erzählt, die mich traurig stimmten. Meine Rache war dann der "Offene Brief an Berlins größte Pimpernelle" in den Verkehrsberichten. Auch habe ich mit ihrer Töle oft ne Runde um den Block gedreht, ein übermüdeter, altersschwacher Schäferhund, sonst hätte er ins Puff gepinkelt. Eigentlich war es auch ganz schön bei Molly Luft, ich wollte ja unbedingt bei ihr arbeiten, weil sie für mich die Größte war, sehr schlau, sehr lustig, sehr traurig und sie liebte guten Kitsch und Trash, wie ich eben auch; wir haben viel gelacht und viel Sekt getrunken, das ging manchmal mittags schon los, sowas mag ich gelegentlich, obwohl, bin mittlerweile über den Umweg der Froschbrause auf Whisky umgestiegen, ähnlich wie ich über den Umweg des Forenclowns die Bretter, die die Welt angeblich bedeuten sollen, erklimmen werde. Aber wer weiss, vielleicht bin ich in 100 Jahren auch Berlins dienstälteste Prostituierte bzw. mein Klon in zweiter Generation und verrichtet heilige Dienste am Manne, ich werde dann mit zwei Möpsen, auf jeder Schulter einen, spazieren gehen, weil denen meist nach 500m die Luft ausgeht. Ach, bei so traurigen Nachrichten kommt man echt ins Grübeln.

Anbei mein Lieblingsphoto von Molly. Möge sie noch lange unter uns Erdenmenschen weilen, uns mit ihrem blauen Lidschatten, ihrer pinkfarbenen Perücke beglücken und ihre Gäste mit Bonus-Karten und beim 11. Bums ein Porno-Film aus Eigenproduktion wahlweise Kaffeebecher mit Firmenlogo und ihrem Antlitz. Ich wünsche ihr von ganzem Herzen baldige Genesung und Tapferkeit beim Kampf gegen die Krake!

Bearbeitet 5. September 2009 von Ariane