Kontaktverbotsverordnung

[Ariane]

Die Kriminalisierung von Kunden hält auch in Deutschland Einzug. Zuletzt Dortmund mit der Ausweitung der Sperrbezirkszone auf das Stadtgebiet Dortmund in 2011 inkl. Bußgeld für Kunden. Seit dem 24. Januar soll nun die seit 1980 geltende Sperrbezirksverordnung für den Hamburger Kiez St. Georg mit 5000€ für den Kunden bei Kontaktaufnahme mit einer Sexworkerin auf der Strasse durchgesetzt werden.

 

Wie es mit ihrer Umsetzung und den Kontrollmöglichkeiten aussieht, interessiert mich brennend und die Zukunft wird es zeigen. Parallel der hier im Forum schon diskutierte Fall Frankreich, wo sich eine Mehrheit im Parlament für die Kundenkriminalisierung abzeichnet und nicht nur auf den Strassenstrich begrenzt ist, sondern für alle Formen des P6 gelten soll, auch Escort (sicher auch von Interesse für Escorts, die europaweit agieren).

 

Über diesen Trend in Deutschland und Europa habe ich mir einige Gedanken gemacht und in einem Blog-Post bei Kaufmich veröffentlicht, nicht nur, weil ich dort Userin bin, sondern weil es viele Frauen und Männer erreicht, die in sämtlichen P6 Segmenten unterwegs sind, auch Strasse. Einige interessante Kommentare sind zwischenzeitlich eingetrudelt.

 

Da das Prostitutionsgesetz zur Novellierung ansteht, eine Frau Schwarzer sich mit der Evangelikalen Schröder zwischenzeitlich verschwistert hat, was mich ein wenig beängstigt und nichts Gutes erwarten lässt, ist dieses Thema für mich von Interesse und geht über Strasse und sichtbare Prostitution hinaus.

 

Danke fürs Lesen!

 

herzlichst

Ariane

[Ariane]

Die Sache hat nen Haken. Nein, im Ernst: Danke euch! Hier und anderswo. Ich glaub, ich muss euch bald mal wieder mit einer erotischen, amüsanten Geschichte als Ausgleich beglücken, anstatt euch dauernd politik-lastig auf die Erbsen zu gehen.

 

In diesem Sinne

eure leidenschaftliche Klöten- und Krötensammlerin

Miss Eddy von Schlecky

[haveaniceday]

Ariane, Du hast die seltene Mischung sowohl die "ernsten" Themen mit Sachverstand alsauch die anregenden Themen mit Lebenserfahrung in wortgewaltige Posts zu packen - dafür vielen Dank und weiter so. Ich freue mich jedenfalls auf den stets horizon-erweiternden Austausch auf allen Ebenen!

Zur der politischen Diskussion - die sich abzeichnenden Koalitionen aus "Gut-Menschen", die sich vor allen Dingen dadurch auszeichnen, dass sie wissen, was für andere Menschen "gut" ist, ist wirklich beängstigend. Wenn diese Gut-Menschen es zu ein wenig mehr Lebensfreude und aufrichtigem Genuss bringen könnten, wären sie vermutlich erheblich entspannter - und wir alle dann auch ;-)

[nolensvolens]

Bekanntlich habe ich etwas gegen die verdrehende Verwendung des Begriffs "Gutmenschen" auch wenn mir klar ist, was in diesem Zusammenhang damit gemeint ist. Sagen wir es doch gradheraus. Es sind eifernde Missionare ihrer eigenen Werte, wobei Toleranz, Selbstbestimmung, Vernunft, Pragmatismus und Gelassenheit zu diesen Werten definitiv nicht gehören.

[alfder]

Ich fürchte, diese Tendenzen zur gezielten Einschränkung der Prostitution bis hin zur Freierbestrafung wie in Schweden wird auf beiden Seiten (Kunden und Prostituierte) so lange nicht richtig wahrgenommen bis irgendwann mal in einer Sommerpause ein Gesetz abgenickt wird, das uns skandinavische Verhältnisse beschert.

 

Es wäre schön, wenn verschiedene Initiativen auf Anbieter- und Kundenseite mal wenigstens in diesen Fragen Schulterschluss zeigen würden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.

 

Was heute der Strassenstrich ist, ist morgen die Wohnungs- und Hotelprostitution. Die Auslegung der Sperrbezirksordnung betrifft ja auch die verdeckte Prostitution und das Scheinfreiertum, ob auf Initiative der Ordnungsämter oder der Steuer, weitet sich beängstigend aus.

[nolensvolens]

Es wäre schön, wenn verschiedene Initiativen auf Anbieter- und Kundenseite mal wenigstens in diesen Fragen Schulterschluss zeigen würden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.

 

Unrealistisch.

 

Bei nahezu allen Initiativen, welche ein positives Bild der Anbieterseite in der Öffentlichkeit befördern könnten, besteht auf der Anbieterseite völliges Desinteresse. Es gibt auf der Anbieterseite sogar (durchaus seriös erscheinende) Protagonisten, welche hinter vorgehaltener Hand sich die Zeit vor dem derzeitigen ProstG, also die völlige Illegalität, zurück wünschen. Außerdem hätte man unter dem Aspekt "Freierbestrafung" die Kunden (die ja deshalb nicht wegbleiben werden) auch viel besser in der Hand.

 

Kundenseite? Genau, mach mal einen Aufruf zu einer Freierdemo vor dem Brandenburger Tor :lach:. Auch auf dieser Seite besteht meist keinerlei Interesse an Aktivitäten. Manche freuen sich sogar auf auf das drohende "Halbdunkel". Den meisten sind die gesetzlichen und realen Rahmenbedingungen völlig schnurz. Die bekommt man allenfalls mit der Prognose, dass P6 in der Illegalität wieder teurer werden würde, hinter dem Ofen hervor, allerdings auch nur im Rahmen anonymer Posts und lamentierenderweise.

 

P.S.: Was die in der Praxis zunehmenden Erschwernisse für die Anbieterseite betrifft, warum sollten sich Kunden dafür interessieren? Die Anbieterseite, speziell Agenturen, macht sich ja wohl auch kaum stark für Interessen der Damen und/oder der Kunden (mit gaaaaaanz wenigen Ausnahmen, die ich nicht unterschlagen will). Die Kunden dürften da durchaus pragmatischerweise sagen "machts Euch doch selbst wenn Euch was stört".

Bearbeitet 1. März 2012 von nolensvolens

[alfder]

Ich denke mal dass du da einfach zu wenig Einblick in die durchaus auch positive Szene der Anbieter und Agenturen hast, sonst würdest du keinen so pauschalierten Schmarrn erzählen.

 

Niemand verlangt dass Freier mit erigiertem Penis und bedruckten Kondomen am Brandenburger Tor sonst was schwenken...

 

Es sind die kleinen Dinge die weiterhelfen. Z.B. Gespräche und mails wie schon erfolgreich gemacht mit Hotels, die sicher nicht wollen dass in ihrem Haus 20 Frauen in Scheindates durchgezogen werden incl. Verhaftung. Einige Hotels machen inzwischen von ihrem Hausrecht Gebrauch und vermieten nicht an die diversen Ordnungsämter.

 

Wie wäre es entsprechende Ordnungsämter anzuschreiben.

 

Ach was red´ ich... Wem der Schwanz schwillt, der verliert den Verstand

 

GSD gibt es auch viele Kunden die für die Sorgen der Sexworker Verständnis haben

 

Während manche noch an Termshiets arbeiten, haben andere schon seit Jahren eine vernünftige Agenturphilosophie...

Hatte die Initiative eigentlich auf Wiedervorlage, finde aber den Thread nicht mehr

Bearbeitet 1. März 2012 von alfder

[nolensvolens]

Ich denke mal dass du da einfach zu wenig Einblick in die durchaus auch positive Szene der Anbieter und Agenturen hast, sonst würdest du keinen so pauschalierten Schmarrn erzählen.

 

Niemand verlangt dass Freier mit erigiertem Penis und bedruckten Kondomen am Brandenburger Tor sonst was schwenken...

 

Es sind die kleinen Dinge die weiterhelfen. Z.B. Gespräche und mails wie schon erfolgreich gemacht mit Hotels, die sicher nicht wollen dass in ihrem Haus 20 Frauen in Scheindates durchgezogen werden incl. Verhaftung. Einige Hotels machen inzwischen von ihrem Hausrecht Gebrauch und vermieten nicht an die diversen Ordnungsämter.

 

Wie wäre es entsprechende Ordnungsämter anzuschreiben.

 

Ach was red´ ich... Wem der Schwanz schwillt, der verliert den Verstand

 

GSD gibt es auch viele Kunden die für die Sorgen der Sexworker Verständnis haben

 

 

Ich habe nicht pauschaliert, sondern eine realistische Darstellung gegeben, wobei es selbstverständlich auch Ausnahmen gibt, wie ich in dem Post angegeben habe.

 

Dass es Kunden gibt, welche für Sorgen der Sexworker ein offenes Ohr haben, ist gut und richtig. Und wird manchmal auch sehr gerne genommen, um Dinge regeln zu lassen, welche die betroffenen Personen eigentlich auch selbst regeln könnten bzw. können sollten.

 

Wieviele Agenturen beteiligen sich eigentlich an Diskussionen zum Stichwort "faire Agenturverträge" auf Seiten von Laferlein? 1, 10, 100? Du als Insider wirst das sicherlich einschätzen können. Zumindest weisst Du, welche alle eine Mitwirkung verweigern. Nur mal so als Beispiel.

 

P.S.: Dann schreib doch die Ordnungsämter an. Was hindert Dich?

[alfder]

Ich habe nicht pauschaliert, sondern eine realistische Darstellung gegeben, wobei es selbstverständlich auch Ausnahmen gibt, wie ich in dem Post angegeben habe.

 

Dass es Kunden gibt, welche für Sorgen der Sexworker ein offenes Ohr haben, ist gut und richtig. Und wird manchmal auch sehr gerne genommen, um Dinge regeln zu lassen, welche die betroffenen Personen eigentlich auch selbst regeln könnten bzw. können sollten.

 

Wieviele Agenturen beteiligen sich eigentlich an Diskussionen zum Stichwort "faire Agenturverträge" auf Seiten von Laferlein? 1, 10, 100? Du als Insider wirst das sicherlich einschätzen können. Zumindest weisst Du, welche alle eine Mitwirkung verweigern. Nur mal so als Beispiel.

 

Die Ausnahmen hast du erst bei der Änderung deines Posts eingeräumt.

 

 

 

 

Bei allem wirklich sehr positiven Engagement deinerseits, glaube ich nicht dass du deine Meinung als allein seligmachende Meinung und als einzig realistisch darstellen kannst.

 

Ich mach mal Pause und verweigere mich weiterhin...

 

---------- Beiträge zusammengefügt um 10:31 Uhr ---------- Vorheriger Beitrag war um 10:29 Uhr ----------

 

 

P.S.: Dann schreib doch die Ordnungsämter an. Was hindert Dich?

 

Was ich so in meiner Freizeit alles mache muss ich nicht hier öffentlich machen, das überlasse ich gerne Anderen.

 

 

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen (nicht an ihren Reden)

Bearbeitet 1. März 2012 von alfder

[nolensvolens]

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen (nicht an ihren Reden)

 

Einverstanden.

 

Nur wie politisch Einfluss genommen werden soll ohne Reden und ohne öffentliche Diskussionsbereitschaft, das erschließt sich mir nicht wirklich

[moonbather]

Würde man eine Volksabstimmung machen, wie würde die ausgehen ?

[Benno]

Bekanntlich habe ich etwas gegen die verdrehende Verwendung des Begriffs "Gutmenschen" auch wenn mir klar ist, was in diesem Zusammenhang damit gemeint ist. Sagen wir es doch gradheraus. Es sind eifernde Missionare ihrer eigenen Werte, wobei Toleranz, Selbstbestimmung, Vernunft, Pragmatismus und Gelassenheit zu diesen Werten definitiv nicht gehören.

 

Wer wenn nicht du sollte besser Bescheid wissen ueber den Begriff "Gutmensch"

 

Würde man eine Volksabstimmung machen, wie würde die ausgehen ?

 

Schwierige Frage...

Ich wuerde meinen, sie ginge fuer eine Freierbestrafung aus!

 

 

Dieses Damoklesschwert schwebt schon seit Jahren ueber uns Kunden und wird nach wie vor von vielen Leuten mit denen ich gesprochen habe, die aber brav die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen, schlichtweg ignoriert.

 

In meinen Breiten beschaeftigt mich das Thema schon lange, weil hier gerne "das Kind mit dem Bad ausgeschuettet" wird. Bestes Bsp. das kuerzlich in Wien erlasse Verbot der Strassenprostituion!

 

So weit es mir moeglich ist "bearbeite" ich regelmaessig politische Entscheidungstraeger und im Vorfeld deren Meinungsbildner. Es ist ein muehsames Unterfangen, aber ich gebe nicht auf... zumindest nicht bevor meine Impotenz die Vogelstrausspolitik der Freier uebersteigt

Bearbeitet 1. März 2012 von Benno

[Ariane]

Es wäre schön, wenn verschiedene Initiativen auf Anbieter- und Kundenseite mal wenigstens in diesen Fragen Schulterschluss zeigen würden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.

 

Was heute der Strassenstrich ist, ist morgen die Wohnungs- und Hotelprostitution. Die Auslegung der Sperrbezirksordnung betrifft ja auch die verdeckte Prostitution und das Scheinfreiertum, ob auf Initiative der Ordnungsämter oder der Steuer, weitet sich beängstigend aus.

 

Danke schön.

Stigmatisierte Gruppen (zunächst ohne Lobby) haben nicht automatisch eine schlechte Verhandlungsposition. Z.B. in Indien, dort gibt es eine Gewerkschaft mit 65.000 Sexworkern alleine in einem einzigen Bundesstaat. Eine Frage der Entwicklung und "Reife".

 

Es würde auch schon helfen, wenn man Escort der Prostitution zurechnet und nicht in der Verblendung lebt und den eigenen Werbesprüchen glaubt. Die Trennung ist üblicherweise dem verinnerlichten Prostitutionsstigma zuzurechnen und aus nachvollziehbaren Gründen, was die Zuweisung auf der sozialen Leiter anbetrifft, sehr, sehr wirksam. Ob auf Seiten vieler Frauen im Escort und anderen P6-Segmenten, als auch auf Kundenseite. Wer die Lust sucht, hat üblicherweise keine Lust, sich mit Risiken, Recht etc. auseinanderzusetzen, da es der totale Abtörner ist. Kurzfristig gedacht.

 

Am besten organisiert ist die Betreiberlobby auf Seiten von Bordell- und Clubbesitzern. Die sind zu einem echten Zusammenschluss fähig.

 

http://www.planetherrmann.net/InhaltAnz.html he he Spass beiseite … jetzt im Ernst also der Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland http://www.uegd.de/

 

 

Was die Position von "den" Agenturbetreibern ist, weiss ich nicht wirklich. Die einzige Frau, die sich differenziert und kritisch zum Thema hier im Forum und anderswo ehrlich engagiert einbrachte, soweit mir bekannt, ist die Agenturchefin von Jet. Den Schwarzen Schafen unter den Agenturen, die offenbar nicht eine Minderheit sind, geht vieles am Bello vorbei, solange die Kasse stimmt.

 

 

Denn aus Organisation und dem Willen zur Mitsprache folgen Verantwortungszusammenhänge. Viele verleugnen dies, was alleine dem Prostitutionsstigma anzulasten ist und der daraus resultierenden Scham und fehlenden Outing-Möglichkeit für Sexworker, Kunden, die meisten BetreiberInnen offenbar. Es gibt genügend Gründe, auch soziale Hintergründe, die eine aktive Einmischung komplett verhindern, sowohl auf der Anbieter- wie auch Kundenseite; ich sag nur Stigma und Tabu und die Möglichkeit der Zerstörung der eigenen sozialen Existenz und des Berufsfeldes.

 

Ich habe im Laufe meiner Zeit in diesem Gewerbe aber doch einige Herren kennengelernt, von denen ich weiss, dass sie im Rahmen ihres beruflichen Handlungsspielraums Einfluss ausüben (können) und dies auch tun. Diskret gehandhabt geht damit kein Selbst-Outing einher. Desweiteren gibt es soviele informelle Kommunikationszusammenhänge, wo Männer von Gewicht sich einbringen (auf Frauen- Seite haben mehr die Prostitutionsgegnerinnen Gewicht). Selbst anonymisierte Leserbriefe über diskriminatorische Äusserungen über Kunden in der TV-Berichterstattung (wie kürzlich die Moderation zum Beitrag zu Frankreichs Kriminalisierungspolitik im Auslandsjournal) oder Blogkommentare sind ein Aktionsfeld. Dies sind zaghafte Schritte, eine Öffentlichkeit herzustellen und verschiedene Seiten zu beleuchten, wozu offenbar die meisten Journalisten nicht in der Lage sind. Sie plappern vieles nach, anstatt ordentlich zu recherchieren und auch ihre eigenen Vor-Urteile selbst zu reflektieren. Manchmal sind sie selbst stigmatisierter "Freier".

 

Natürlich gibt es auch jene bigotten Snobs, die die Dienstleistungen von uns konsumieren, sich hinterher für ihr nicht in Paarverbundenheit gelebtes, sexuelles und natürliches Begehren selbst schämen, gar verachten, um dann über die so von manchen sog. Freiern bezeichneten "Erfüllungsgehilfinnen" den zu Stab brechen, indem sie die "Hure" zum Hassobjekt machen. Ähnlich wie rechte feministische Kreise und Fundamentalisten jeglicher Couleur. Alternativ die "Opfer-Schiene" fahren.

Schlimmer als ärgerlich, wenn sie in einer exponierten Stellung sind und an Rahmenbedingungen mitarbeiten, die Sexcort kriminalisiert, mit allen daraus folgenden Nachteilen für alle Beteiligten in diesem Gewerbe. Es sind jene, die sich einbilden, auch mit Verboten jederzeit Zugriff auf "Erfüllungsgehilfinnen" zu haben. Ich befürchte, dass es nicht nur Einbildung ist.http://www.freitag.de/politik/1209-das-kann-ja-wohl-nicht-wahr-sein

 

Nun, was Jakob sagt, ist ja nicht ganz abwegig: von jenen erfahrenen und gewieften Sexworkern abgesehen, die schon längst ihr Vertrauen von Staat und staatlichen Institutionen abgezogen haben und ein paar kritische Zwischentöne in verschwurbelter Expertensprache des Nicht-Verstanden-Werden-Wollens absondern, die nur wenige verstehen und einer eingeschworenen Expertenrunde im Regelfall vorbehalten ist, über manche Aktivisten, die Aktivismus als Ego-Shooting alleinig nützen und nicht der Vernetzung und zielführenden Integration aller beteiligten Parteien dienen (es gibt dafür in der Aktivistensprache den Begriff "Divas", weil die sich alle so furchtbar wichtig nehmen und ähnlich wie manch Gutmenschen der Helferindustrie darüber einen Nutzen-Vorteil alleinig für sich selbst herausschlagen möchten, einem extremen Anerkennungsbedürfnis, Helfersyndrom, Machtwillen gehorchend), über die abwertenden, ja erniedrigenden Wortäusserungen gegenüber sog. "Konkurrentinnen", MitbewerberInnen, gerne Ausländerinnen, die "angeblich" alle Konkurrenzvorteile über Flatrate-Fuck auskosten, die Verhandlungsposition der sog. einheimischen Anbieterinnen unterlaufen, über jene, die, so wurde auch mir mehrfach geflüstert, und von Jakob hier konstatiert, von dem Glauben getragen sind, dass die Illegalisierung ihnen Wettbewerbsvorteile und höhere Preise beschert, ja das alles gibt es, aber ihnen gegenüber stehen sehr viele schweigende Escorts, Streetgirls uvm. gegenüber, die zwar nicht für eine Interessenvertretung mobilisierbar sind, was aufgrund von Konsequenzen des Zwangsoutings auch garnicht nötig ist, aber was in ihre ureigensten Interessen fällt durchaus hellhörig reagieren.

 

Einige wenige Stimmen gibt es, die mit der Materie vertraut sind und auf Kompromissfindung mit Verhandlungspartnern eine realistischen Ansatz suchen. Hierzu zählen auch einige SozialarbeiterInnen der verschiedenen Beratungsstellen, die aber aufgrund ihrer Arbeitsüberlastung (zu wenig Stellen) sich nur teils in aktive politische Lobbyarbeit zugunsten der Sexworker einbringen können.

 

Am stärksten im Organisationsgrad schätze ich derzeit auf der Anbieterseite die Club- und Bordellbetreiberlobby ein, wo es Netzwerke gibt.

 

Auf Agenturseite scheint ja die VOE Interessenvernetzung nicht wirklich zu funzen und wurde schon seit den Anfängen von vielen Seiten torpediert, anstatt in einen konstruktiven Dialog zu gehen. Die jüngsten auch hier in MC formulierten Anstrengungen gehen auf Jakob und Laferlein, Alfder zurück. Andere schreien, viele meckern nur, der Rest ist Schweigen im Walde.

 

Auf Seiten selbständiger Sexworker, ob Escort, Strasse oder im Bordell tätig, sehe ich zwar nur kleine Ansätze für die Bereitschaft zu einer Interessenvertretung, was jedoch keinesfalls als Desinteresse aufzufassen ist.

Warum viele schweigen, habe ich weiter oben ausgeführt. Hinzu kämen in einem offenen und öffentlichen Austausch wie in einem Forum wie diesem Wettbewerbsnachteile.

Dies ähnelt der gesellschaftlichen Gesamtsituation: die wenigsten Bürger und Bürgerinnen in diesem Land sind neben ihrem Jobs an politischen, auch öffentlichen Auseinandersetzungen interessiert oder können sich die Zeit nehmen, sich in ihrer wenigen freien Zeit in die Materie einzuarbeiten, um die Rahmenbedingungen ihrer Berufstätigkeit zu durchschauen, es fehlt weiters der Mut, das Artikulationsvermögen und der Sachverstand und man muss sich auf vertrauenswürdige Akteure beziehen und diese Aufgabe eben delegieren.

Bearbeitet 5. März 2012 von Ariane

[alfder]

Liebe Ariane,

du bringst es ziemlich auf den Punkt. Wobei die "Standesdünkel" in allen Stufen der Hierarchie von Strasse bis Highest Class durchgängig und auch der oft unbegründete Neid nach "oben" und Arroganz nach unten vorhanden sind.

 

Zunächst will jeder das wichtigste Interesse (sein eigenes) vertreten wissen. Basisdemokratisch läuft da vermutlich nichts, das habe ich auch schon selbst erleben dürfen, bei einer sehr kleinen Gruppe, die nicht sooo weit auseinander zu sein scheint.

 

Klar muss und will jede Gruppe, von den Bordellbetreibern bis hin zur Dame am Strassenrand zunächst nur ihre eigenen (oft grossen Probleme) sehen. Den Kunden interessiert hauptsächlich und vielleicht auch verständlich das Angebot.

 

Geht es aber in eine Richtung wie jetzt gerade, über direkte Wege und Umwege quasi die Prostitution mit allen Erscheinungsformen wieder zu ächten, zu kontrollieren und letztendlich wieder in die Illegalität zu treiben, sollte man vielleicht einige wichtige Ziele, nämlich die faktische Legalisierung und nicht eingeschränkte Ausübung als gemeinsame Ziele herauspicken und sich dafür stark machen.

[nolensvolens]

Wer wenn nicht du sollte besser Bescheid wissen ueber den Begriff "Gutmensch"

 

Lese ich da ein bissl, nur ein ganz kleines bissl, Neid mit?

 

---------- Beiträge zusammengefügt um 09:02 Uhr ---------- Vorheriger Beitrag war um 08:53 Uhr ----------

 

Liebe Ariane,

du bringst es ziemlich auf den Punkt. Wobei die "Standesdünkel" in allen Stufen der Hierarchie von Strasse bis Highest Class durchgängig und auch der oft unbegründete Neid nach "oben" und Arroganz nach unten vorhanden sind.

 

Zunächst will jeder das wichtigste Interesse (sein eigenes) vertreten wissen. Basisdemokratisch läuft da vermutlich nichts, das habe ich auch schon selbst erleben dürfen, bei einer sehr kleinen Gruppe, die nicht sooo weit auseinander zu sein scheint.

 

Klar muss und will jede Gruppe, von den Bordellbetreibern bis hin zur Dame am Strassenrand zunächst nur ihre eigenen (oft grossen Probleme) sehen. Den Kunden interessiert hauptsächlich und vielleicht auch verständlich das Angebot.

 

Geht es aber in eine Richtung wie jetzt gerade, über direkte Wege und Umwege quasi die Prostitution mit allen Erscheinungsformen wieder zu ächten, zu kontrollieren und letztendlich wieder in die Illegalität zu treiben, sollte man vielleicht einige wichtige Ziele, nämlich die faktische Legalisierung und nicht eingeschränkte Ausübung als gemeinsame Ziele herauspicken und sich dafür stark machen.

 

Das Problem scheint mir zu sein, dass es (noch) keine Bereitschaft bei durchaus zum Engagement bereiten Protagonisten gibt, im Detail auch Positionen mitzutragen, die nicht immer auch die eigenen sind.

 

Hier ist Lernen von politischen Parteien angesagt. Eine nach außen (meist) einheitlich verfolgte Politik, auch wenns intern mal kracht bzw. Meinungen aufeinander prallen.

 

Kein Ansatz ist m.E. zum Zwecke der Erzeugung einer Konsenssosse auf die Strategie des kleinsten gemeinsamen Nenners zu setzen. Vielmehr müssen auch Protagonisten, welche in Details ganz andere Positionen einnehmen, erkennen, dass die Unterstützung nach außen insgesamt auch für sie Vorteile bringt (so die politischen Konzepte und Ansätze auch gut und gut vermittelbar sind)

[Benno]

Lese ich da ein bissl, nur ein ganz kleines bissl, Neid mit?

 

Wie hast du mich nur so schnell durchschaut...

 

Jeder der mich persoenlich kennt, weiss, dass ich ein von Neid und Hass zerfressener Mensch bin.

[nolensvolens]

Na, nun übertreib mal nicht

[alfder]

Ab und zu gibts auch mal mutige Richter

 

http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/ag-wiesbaden-nachbarn-muessen-erotisches-massagestudio-dulden/