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Escort & Gewalt: die Istanbul Konvention


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Da das Thema Gewalt, Übergriffigkeit und einvernehmlicher Sex in einem Nachbarthread aufkam, wollte ich fragen, ob ich mal einen unveröffentlichten Text hier einstellen darf, an dem ich arbeite. Und zwar ist das ein sog. Schattenbericht zum Thema "Sexarbeit und Gewalt", der zeitgleich mit der Regierungserklärung im Juni 2020 zur Istanbul Konvention erscheinen soll. 

Interessiert Euch das Thema?

Falls ja, dann stelle ich den Text hier ein und hoffe auf Euer Feedback. 

 

https://www.kok-gegen-menschenhandel.de/kok-informiert/detail/buendnis-istanbul-konvention-fordert-gesamtkonzept-zur-bekaempfung-von-gewalt-gegen-frauen/

 

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/themen/frauenrechte/istanbul-konvention/

Ziel: Schutz vor Gewalt gegen Frauen

Die Maßnahmen zur Umsetzung durch die Bundesregierung werden dann im Juni vorgestellt.

Vorsicht, ein Bericht ist keine einfache Kost:

 

In unserer Strategiegruppe am 10. November 2019 wurde entschieden, daß ich einen Schattenbericht zur Istanbul Konvention schreiben werde. Der 1. Entwurf wird voraussichtlich am Jahresende in diesem Pad stehen und Feedback eingearbeitet werden. Wenn der Bericht abgesegnet wurde, soll er von BesD u.a. Organisationen unterschrieben und dann zeitlich mit dem Bericht der Bundesregierung zur Istanbul Konvention im Juni 2020 veröffentlicht werden. 
 
 
 
Istanbul Konvention: Schattenbericht über Gewalt an Sexarbeitenden
 
 
    
Prostitutionsgesetze, Verordnungen in Deutschland: Auswirkungen
 
90% aller Sexarbeiter*innen sind Frauen. Sexarbeiter*innen sind weltweit von Gewalt betroffen. Ob in Ländern mit Prostitutionsverboten oder in Ländern mit einer legalisierten Prostitutionspolitik. 
 
Allerdings ist die Gewalt- und Mordrate an Sexarbeitenden in Ländern mit Prostitutionsverboten wesentlich höher (z.B. USA, Afrika). 
 
Gewalt betrifft Sexarbeiter*innen aller Geschlechtsidentitäten, wobei Migrant*innen und Trans*personen zusätzlich mehrfach stigmatisiert und gefährdet sind. Marginalisierte Menschen sind stärker von Gewalt betroffen als die durchschnittliche Gesamtbevölkerung. 
 
Studien über Gewalt und Sexarbeit sind in Deutschland rar. Meist handelt es sich um Stichprobenerhebungen, da die Zielgruppen kaum erreichbar und zugänglich sind und eine Kooperation mit Wissenschaftlern ablehnen (informelle Arbeit). 
 
Alle Zahlen über Gewalt gegen Sexarbeitende, die hier im folgenden zugrunde gelegt werden, sind nicht nach nationaler Herkunft und Geschlechtsidentitäten aufgeschlüsselt, weshalb hier nur Aussagen bezüglich weiblicher Sexarbeiterinnen getroffen werden können, wobei hier Migrantinnen inkludiert, aber nicht extra aufgeschlüsselt sind.
 
In einer Untersuchung über Gewalt gegen Frauen in Deutschland 2004 im Auftrag der Bundesregierung wird die Teilpopulation der Prostituierten systematisch untersucht. Quelle: https://www.bmfsfj.de/blob/84328/0c83aab6e685eeddc01712109bcb02b0/langfassung-studie-frauen-teil-eins-data.pdf
 
 
Auch der Abschlußbericht zum Bundesmodellprojekt "Unterstützung des Ausstiegs aus der Prostitution" beinhaltet einige Kennzahlen und Aussagen. https://www.bmfsfj.de/blob/95446/b1f0b6af91ed2ddf0545d1cf0e68bd5e/unterstuetzung-des-ausstiegs-aus-der-prostitution-langfassung-data.pdf
 
Die Evaluation über Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes von 2002 enthält keine nennenswerten Aussagen über Auswirkungen des Gesetzes auf das Gewaltaufkommen gegenüber Sexarbeitenden. https://www.bmfsfj.de/blob/93344/372c03e643f7d775b8953c773dcec8b5/bericht-der-br-zum-prostg-broschuere-deutsch-data.pdf 
 
Man kann also nicht behaupten, daß die Abkehr von der Sittenwidrigkeit zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen, gar zur Eindämmung von Gewalt gegen Sexarbeitende geführt hätte. Die Stigmatisierung scheint also gleichermaßen hoch zu sein (sowohl vor als auch nach Einführung des Prostitutionsgesetzes), die eine der Grundlagen von Übergriffen und Gewalt gegen Sexarbeitende ist. Man hat also keine Datengrundlage, um zu behaupten, dass das Prostitutionsgesetz von 2002 eine Verbesserung gebracht hat.
 
Die Evaluation des 2017 in Kraft getretenen Prostituiertenschutzgesetzes steht noch aus, weshalb dazu keine Aussagen getroffen werden können. 
 
Auch die sonstige wissenschaftliche Fachliteratur im deutschsprachigen Raum enthält kaum Fallzahlen über Gewalt gegen Sexarbeitenden, was sich dem erwähnten Umstand verdankt, daß diese Zielgruppe außerordentlich schwierig erreichbar ist, da es sich weitgehend um informelle Arbeit handelt und Informationen zum Gewaltproblem schwer zu ermitteln sind. Eine Stichprobe wie in der Studie von 2004 kann jedoch durchaus repräsentiv sein, wenn sie methodisch gut durchdacht wurde. 
 
Auch wenn diese Erhebung somit keinen Anspruch auf Repräsentativität erhebt, so bietet
der Umfang der Stichprobe doch einen Einblick in die Lebens- und Arbeitsbedingungen
sowie auch die Gewaltprävalenzen und besonderen Gewalterfahrungen unserer Untersuchungsgruppe.
Durch die Kooperation der jeweiligen Hilfseinrichtungen konnten insgesamt
110 Prostituierte zur Mitarbeit an dieser Untersuchung gewonnen werden. Die zunächst
angestrebte Anzahl von 250 Untersuchungsteilnehmerinnen wurde nicht erreicht.
 
 
Das bedeutet, daß andere Sexworker außerhalb dieser Stichprobe nicht berücksichtigt wurden. 
 
 
 
Wenn wir von Gewalt in der Sexarbeit bzw. Prostitution sprechen, bedeutet dies mehrere Gewaltformen. Zugrunde gelegt wurde die obige Quelle von 2004: https://www.bmfsfj.de/blob/84328/0c83aab6e685eeddc01712109bcb02b0/langfassung-studie-frauen-teil-eins-data.pdf 
 
Dazu zählen:
    
1. psychische Gewalt: Abwertung, Demütigung, Beschimpfung, Ausgrenzung, Unterdrückung und Verleumdung, Gewaltdrohung und Einschüchterung, Psychoterror (z.B. mißbrauchende Anrufe, Stalking durch Kunden)
2. körperliche Gewalt
3. sexuelle Gewalt
4. geschlechtsspezifische Gewalt -> homophobe und transfeindliche Angriffe
 
Gewalterfahrungen vor dem Einstieg in die Prostitution
  • 84 % hatten seit dem 16. Lebensjahr körperliche Gewalt erlebt
  • 59 % hatten seit dem 16. Lebensjahr sexuelle Gewalt erlebt
  • 52 % wurden als Kind Opfer körperlicher Gewalt
  • 43 % wurden als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs
  •  
Gewalterfahrungen in der Prostitution
  • 92 % wurden sexuell belästigt
  • 82 % wurden Opfer physischer Gewalt
  • 78 % hatten Angst vor Gewalt durch Freier
  • Fast jede fünfte prostituierte Frau erlitt bei der Ausübung der Prostitution schwere Verletzungen wie Knochenbrüche, Verstauchungen, Muskelrisse, Gesichtsverletzungen, Brandwunden und ausgekugelte Gelenke
 
 
Hier ist allerdings nicht die Gewalt beinhaltet, die nicht von Kunden oder Zuhältern ausgeht, sondern von Anwohnern und aggressiven Männergruppen am Straßenstrich sowie die strukturelle Gewalt durch Stigma, Polizei und Anmeldepflicht, die ein Outingrisiko beinhaltet.
 
 
 
Die Situation der nicht-migrantischen Sexarbeitenden
 
Laut den jüngsten Zahlen des statistischen Bundesamtes zur Registrierung nach der Anmeldepflicht von Sexarbeitenden in Deutschland (Ende 2018), beträgt der Anteil deutscher Sexarbeiter*innen etwa 19% an der Gesamtpopulation der Prostituierten, der Anteil migrantischer Sexarbeitender liegt also bei 80%. Allerdings ist hier nur die Gesamtzahl von bislang etwa 33.000 registrierter Sexarbeiter*innen in Deutschland zugrunde gelegt, bei einer Gesamtzahl von geschätzten 200.000. Zu dieser Einschätzung kommt auch folgender Gesetzentwurf zum ProstSchG, die sich auf eine Medienrecherche stützt https://www.bmfsfj.de/blob/119060/d1c54ba07845c6af4bb2f19791fcc71b/prostituiertenschutzgesetz-data.pdf?fbclid=IwAR2F0IUXCvgCOh7zEFgLttTosLpOso00VvDDf6m-ccQf78AOHOY-LNKB0as 
 
Die Gruppe der Sexarbeitenden besteht zu 90% aus Frauen, 7% Männern und 3% trans-, intersex- und nicht-binären Personen. Siehe Tampep Bericht European Network for HIV/STI Prevention and Health Promotion among Migrant Sex Workers TAMPEP VIII Annex 4 National Reports Germany 2008:109.
 
Die Arbeitsumfelder bzw. Kontaktanbahnungsorte sind Gaststätten/Bars, Kinos, Straßenstrich, Wohnungsprostitution, Bordelle, Hotels und Online Plattformen mit einem breiten Preis Spektrum. 
 
Die Gewalt gegenüber Sexarbeiter*innen an unregulierten Straßenstrichen ist unweit höher als z.B. an einem regulierten Strichplatz, der unter Aufsicht von Beratungsstellen steht und etwas bessere Arbeitsbedingungen bietet. Es gibt keine konkreten Zahlen, ob die angeblich so geschützte Arbeit im "Indoor Bereich" tatsächlich ein sicherer Ort der Prostitutionsausübung ist als auf der Straße. Es gibt nur Hinweise, welche Arten der Prostitutionsausübung besonders gefährdet sind. Und das ist ganz klar der Straßenstrich und Privatwohnungen, wo Sexarbeitende alleine Gäste empfangen und so besonders verletzlich sind. 
 
Laut Aussagen einer Ärztin der Gewaltschutzambulanz der Charité kommen jede Woche etwa 2 Prostituierte vom Straßenstrich Kurfürstenstraße in Berlin, der sich mehrheitlich aus Migrantinnen, Trans*Personen und Drogenkonsumentinnen zusammensetzt, mit teils schweren Verletzungen in die Gewaltschutzambulanz. Verantwortlich sind hauptsächlich Zuhälter und Freier. https://www.morgenpost.de/bezirke/mitte/article227333097/Strassenstrich-an-der-Kurfuerstenstrasse-Berlin-Es-ist-ein-grandioses-Politikversagen.html
 
Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Arbeitsumfeld und Gewaltaufkommen: "Aus der Literatur ist bekannt, dass die Form der ausgeübten Prostitution häufig an den Bildungsstand der Prostituierten gebunden ist und durch eine „Rangordnung“ bestimmt wird. Tiede (zit. n. Zumbeck 2001) beschreibt als unteren Bereich der Rangfolge obdachlose und bedürftige Frauen, die unter äußerst schlechten Bedingungen in sogenannten „Türken-Puffs“ arbeiten („bis zu 40 Freier pro Tag“) , gefolgt von Frauen des Straßenstrichs ; die nächst höhere Gruppe bildeten Frauen, die im Bordell arbeiteten, und schließlich jene in den Appartements und Clubs. In den beiden letzten Kategorien, die ein höheres Preisniveau aufweisen, sei auch der Bildungsstand entsprechend höher. Diese Rangkategorie beinhalte nicht nur ein höheres Einkommen und eine geringere Frequenz an Freiern, sondern gleichsam einen besseren, durch das Umfeld bedingten Schutz der Prostituierten (zit. nach Zumbeck 2001: 29). So wird allgemein die isolierte Arbeit von Frauen in eigenen Wohnungen oder Appartements, aber auch auf der Straße von allen Orten als die gefährlichsten eingestuft; dagegen hätten Bordell-Prostituierte noch einen relativen Schutz vor der Gewalt durch Freier. Kinnell (2001) dokumentiert in einer eigenen Studie aus Birmingham, dass Gewalt häufiger von Straßenprostituierten benannt wurde, weniger dagegen von Prostituierten, die in Saunen arbeiteten. Es werde eindeutig erkennbar, dass die Art der Prostitutionstätigkeit, d.h. das Arbeitsumfeld, und nicht das Alter und die Dauer der Prostitutionstätigkeit im Zusammenhang mit dem hohen Gewaltrisiko stünden." Seite 58 https://www.bmfsfj.de/blob/84328/0c83aab6e685eeddc01712109bcb02b0/langfassung-studie-frauen-teil-eins-data.pdf
 
Kurz: isoliertes Arbeiten in einer Privatwohnung oder am Straßenstrich ist am gefährlichsten. Das Prostituiertenschutzgesetz treibt einen Großteil der Sexarbeitenden allerdings in die Isolation, weil sie sich einer Registrierung verweigern. Entsprechend steigt das Gewaltrisiko!
 
Prozentual verteilt sich der Anteil der Sexworker auf unterschiedliche Arbeitssettings wie folgt: "Laut statistischen Bundesamt zählt man 89.500 Sexarbeiterinnen in Bordellen incl. FKK Clubs und Massage Salons.
71.600 SexarbeiterInnen werden auf dem Straßenstrich vermutet und ca. 60.000 im Escort-Bereich, inklusive Selbständige, die im Internet und in Zeitungen werben. 
Experten rechnen 179.000 Personen zum Bereich „sonstige Prostitution“, womit Sexualassistenz, Tantra Massagen, SM Studios und Tänzer in Striptease Bars gemeint sind. Quelle: https://www.kaufmich.com/magazin/prostitution-in-deutschland-zahlen-und-fakten/
 
 
 
Die Situation migrantischer Sexarbeitender
 
Aufgrund von Armut und Bildungsferne sind viele migrantische Sexarbeiter*innen einem noch höheren Gewaltrisiko ausgesetzt als nicht-migrantische Sexarbeiter*innen.  Sie arbeiten häufig an isolierten Orten und Arbeitsstätten, die das Gewaltrisiko erhöhen (Straßenstrich, Wohnungsprostitution). Hinzu kommen Mehrfachstigmatisierungen. Gewalt gegenüber Sexarbeitenden ist generell hoch, aber bei Trans*Personen kommt noch Transfeindlchkeit hinzu. Dies läßt sich auch am Straßenstrich Frobenstrasse/Kurfürstenstrasse in Berlin beobachten, wo trans* Sexarbeiter*innen wiederholt Übergriffen ausgesetzt waren.
 
Da migrantische Sexarbeitende überproportional in der Sexarbeit in Deutschland mit ca. 80% repräsentiert sind - die letzten Fallzahlen zur Registrierung hat das Bundesamt für Statistik kürzlich veröffentlicht -, trifft Gewalt die Migrant*innen entsprechend überproportional. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/11/PD19_451_228.html
 
 
 
EU/Non-EU Bürger ohne Papiere
 
Sexarbeitende aus Nicht-EU-Ländern, die üblicherweise undokumentiert mit einem Touristenvisum einreisen und dann der Prostitution illegal nachgehen, da sie keine Arbeitserlaubnis besitzen, sind besonders gefährdet. Dies zeigen auch Informationen von Sexworker Organisationen aus Frankreich und ganz Westeuropa. Wer keine Papiere und damit keine Rechte hat, kann sich im Notfall auch keine Hilfe suchen, da eine Abschiebung in die Herkunftländer droht.
 
Sexarbeitende aus EU-Ländern, die im Zuge der EU-Osterweiterung die Mehrheit in Deutschland stellen, sind in sehr vielen Fällen nicht krankenversichert, weshalb sie keine medizinische Unterstützung erhalten können. Gesundheitsämter, die anonym und kostenlos Hilfe bereitstellen, sind in Deutschland nicht flächendeckend vorhanden. Unbehandelte STIs (sexuell übertragbare Infektionen) stellen unbehandelt ein hohes Gesundheitsrisiko dar.
 
Wer ohne gültige Papiere und damit illegal arbeitet, hat auch keine Rechte. Diese Menschen sind in der Prostitution nicht leicht auffindbar und deshalb für Hilfsangebote deutlich schwieriger erreichbar. 
 
 
Anti-Menschenhandelspolitik: Razzien und Polizei
 
Die Kontrolldichte und Razzien sind in Deutschland sehr hoch, wobei hier im Regelfall bereits angemeldete und erlaubte Betriebe kontrolliert werden. Ein Großteil der nicht-angemeldeten und damit illegalen Betriebe, wird durch Kontrollen kaum erreicht, auch weil die Adressen häufig wechseln. Dies gilt auch für Escort Agenturen, die ihren Firmensitz ins Ausland verlegen. Ältere UN-Schattenberichte 2010-2013 legen nah, daß es auch bei Razzien vereinzelt Übergriffe durch die Polizei gibt. https://www.sexworker.at/phpBB2/portal
Grundsätzlich ist das Verhältnis zwischen Sexarbeitenden und Sicherheitsbehörden von einem tiefen Mißtrauen geprägt. Die Prostitutionstätigkeit in Deutschland ist in den Familien der Sexarbeitenden in den Herkunftsländern vielfach nicht bekannt. Auch ist Prostitution dort meist verboten und extrem tabuisiert. Hier haben Sexarbeiter*innen auch Angst vor der Weitergabe ihrer Daten und Lebensumstände an Behörden in den Herkunftsländern, wo bei Bekanntwerden repressive Massnahmen drohen. Kranke Rückkehrerinnen können medizinisch oft nicht ausreichend behandelt werden, da zb keine HIV Therapie zugänglich ist, insbesondere in armen und kaum entwickelten, ländlichen Regionen, aus denen viele Rückkehrerinnen stammen. 
 
 
Die Beziehung zwischen Polizei und Sexarbeitenden ist kaum von einem Vertrauensverhältnis geprägt, was die Strafverfolgung erschwert, da viele Opfer keine Aussagen gegen die Täter machen, die sie zuvor eingeschüchtert und bedroht haben.
 
Auch haben Sexarbeiter*innen in ihren Herkunftsländern Erfahrungen mit korrupten und gewalttätigen Polizeien gemacht.
 
Die Aussagebereitschaft kann nur wachsen, wenn migrantischen Sexarbeitenden, die Opfer von Gewalt oder Ausbeutung werden, ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland garantiert wird. Auch ein Zeugenschutzprogramm ist hier zielführend, um die Sicherheit aussagebereiter Opfer zu erhöhen und eine sichere Lebensperspektive zu bieten.
 
Diskriminierung und Stigma
 
Prostitution ist von Diskriminierung und Stigma geprägt und führt dazu, daß Sexarbeitende üblicherweise an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Dies macht sie vulnerabel, auch verletztlich gegenüber Übergriffen und Gewalt. Straftäter wiesen in Interviews immer wieder darauf hin, daß sie sich gezielt Opfer in der Prostitution gesucht haben, da Prostituierte in den Augen der Täter aber auch der Mehrheitsgesellschaft als Menschen 2. Klasse betrachtet werden und als "wertlos" erscheinen. Das gesellschaftliche Stigma wird also von Tätern internalisiert und Übergriffe dadurch ermutigt. 
 
 
Unterdrückung von Menschenhandel
 
Opfer von Gewalt, aber auch Zwangsprostitution und Menschenhandel, wurden bislang in allen Arbeitssettings der Prostitution aufgefunden. Ob legale oder illegale Bordelle oder bordellähnliche Einrichtungen (Cafés/Gaststätten), Straßenstrich oder Escortservice. Daher hilft die viel zitierte Forderung "Sexwork is not trafficking" nicht weiter, wenn tatsächlich Opfer in der Sexarbeit = Prostitutionsbranche aufgefunden werden.
 
Menschenhandel und Zwangsprostitution findet weltweit statt, in Ländern mit und ohne Prostitutionsverbote. Anti-Menschenhandels Politik trifft im Regelfall auch die Vielzahl selbstbestimmter Sexarbeiter*innen, durch Razzien, Prostitutionsverbote, Verbote von Werbung (siehe SESTA/FOSTA USA). Frankreich plant derzeit ein ähnliches Gesetz wie in den USA, um Menschenhandelsopfern zu helfen.
 
Dies zerstört jedoch nur die Infrastruktur von Sexarbeiter*innen, die völlig selbstbestimmt und freiwillig ihrer Tätigkeit nachgehen. Gleichzeitig findet Menschenhandel wie in Schweden weiterhin statt. Es gibt keine seriösen Zahlen, die belegen, daß das Sexkaufverbot in Schweden seit 1999 zu einer Beendigung von Zwangsprostitution und Menschenhandel geführt hat. Auch ist Prostitution nicht verschwunden, wie ein Blick in einschlägige Online Werbeportale eindeutig zeigt. Ähnlich sieht es in Irland aus. Eine Studie der Queens Universität Belfast kommt zu dem Schluß, dass seit Einführung des Sexkaufverbots in Schweden die Verbreitung von Online Werbung für Prostitution gestiegen ist, proportional dazu leider auch die Gewalt gegen Sexarbeitende. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3456633
 
 
Fazit: Mit Prostitutions- und Sexkaufverboten verschwindet weder die Prostitution insgesamt, noch ist damit ein Schlag gegen die (internationale) organisierte Kriminalität erfolgreich. Menschenhandel und Zwangsprostitution, aber auch Sexarbeit/Prostution und Gewalt findet weiterhin statt. Ein Ende der Gewalt bzw. ein Rückgang wäre nur durch eine gesellschaftliche Entstigmatisierung von Prostitution und eine erfolgreiche Entkiminalisierungspolitik wie in Neuseeland möglich, wo sich u.a. auch als ein Effekt das Verhältnis zwischen Polizei und Sexarbeitenden deutlich verbessert hat. 
 
Gleichzeitig müssen länderübergreifende Anstrengungen unternommen werden, um die transnationale organisierte Kriminalität zu stoppen. Sowohl auf Seiten der Strafverfolgungsbehörden bedarf es einen Ausbau der Zusammenarbeit in die Herkunftsländer vieler migrantischer Sexarbeitender. Auch müssen durch Informationspolitik und Beratung vor Ort an Schulen für diese Thematik sensibilisiert werden, um die Methoden der Menschenhändler, Zuhälter/Loverboys in der Bevölkerung bekannt zu machen.
 
 
 
Bekämpfung von Ausbeutung
 
Armut in der Herkunftsländern ist der Motor von Migration weltweit.  Besonders Flüchtlinge und Menschen ohne gültige Papiere sind vulnerabel und Ausbeutung jedweder Form ausgesetzt. Der Hebel muß also bei den sozialen Ungleichheiten und Einkommensunterschieden in einer kapitalistischen Weltordnung angesetzt werden, um in den Herkunftsländern von Migrant*innen existenzsichernde Rahmenbedingungen schaffen.
 
Gleichzeitig kann der Ausbeutung in der Prostitution nur entgegen getreten werden, wenn gefährliche Arbeitsstätten, die Gewalt Vorschub leisten, aufgelöst und Arbeit in Form von Kooperativen und Genossenschaften möglich sind, um die Sicherheit von Sexarbeitenden zu erhöhen. 
 
 
 
Fähigkeit, Sexarbeit zu beenden, wenn man es will
 
Sexarbeiter*innen wenden sich meist an Fachberatungsstellen, wenn sie bereits tief in einer Krise stecken und eine Vielzahl von Problemen sich angehäuft haben. z.B. Schulden, Gewalterfahrungen, partnerschaftliche Gewalt, Wohnungslosigkeit etc. Ein sofortiger Ausstieg muß jederzeit möglich sein und einer Sexarbeiter*in offenstehen, wenn sie dies wünscht. Deshalb müssen Ausstiegsprojekte bundesweit vorhanden und in der Fläche verbreitert werden.
 
Die Transitionsphase von Ausstieg zu beruflicher Neuorientierung beträgt meist über zwei Jahre; so die Auskunft von Sozialarbeiterinnen, die Sexarbeitende beim Ausstieg begleiten. In dieser Zeit, müssen existenzsicherende Maßnahmen getroffen werden und z.B. Strategien gegen die Wohnungslosigkeit oder beim Schuldenabbau getroffen werden. Das Insolvenzrecht ist vielen nicht bekannt, weshalb viele Sexarbeitende sich mit Schulden gezwungen sehen, weiter der Sexarbeit nachzugehen. Die bedeutet natürlich eine extreme körperliche und seelische Belastung, gegen den eigenen Willen zu handeln und macht die Sexarbeitenden besonders vulnerabel gegenüber Gewalt. 
 
 
Zugang zu Gesundheit - Sexuelle und Reproduktionsgesundheitsvorsorge
 
Sexarbeitende haben häufig aufgrund hoher Kosten und wenig Einnahmen keine Krankenversicherung. Krankenversicherungen verweigern die Aufnahme, wenn eine Sexarbeitende für zurück liegende Jahre keine Beitragszahlungen nachweisen kann. Auch können bei einer Anmeldung rückwirkend Zahlungen über viele Jahre wirksam werden. Aber auch hier wurden schon mit Unterstützung von Fachberatungsstellen Vergleiche zwischen Krankenversicherern und Sexarbeitenden geschlossen. 
 
Sexarbeiter*innen ohne gültige Anmeldung, Papiere und Arbeitserlaubnis kommen erst garnicht in den Genuß und damit das Recht, krankenversichert zu sein. Aufgrund bürokratischer Hürden ist die Anmeldung bei einer Krankenversicherung äußerst hoch. Das Resultat ist, daß die Gesundheitskosten einer Vielzahl von Sexarbeiter*innen (z.B. ungewollte Schwangerschaften) auf die Sozialämter umgelegt werden und damit von der Allgemeinheit finanziert werden müssen. Dies ist keine nachhaltige Perspektive, weshalb eine medizinische Grundversorgung für Sexarbeitende garantiert sein muß. Durch Ausbau kostenloser Angebote der Gesundheitsämter und einem niedrigschwelligen Zugang zu Krankenversicherern, die keine rückwirkende Beiträge für Jahre erheben.
 
Da Sexarbeiter*innen ja überdurchschnittlich von den verschiedensten Formen von Gewalt betroffen sind, gibt es hier einen hohen Handlungsbedarf, um medizinisch Hilfe zu leisten und die Folgekosten dieser Gewalt zu finanzieren.
 
 
 
Gleichheit vor dem Gesetz: Integration von Sexarbeitenden in die Gesellschaft
 
Obwohl Sexarbeitende vor dem Steuerrecht gleich sind, sind sie trotzdem eine stigmatisierte Randgruppe. Entstigmatisierung von Sexarbeit/Prostitution ist die grundlegende Voraussetzung, als Bürger*innen in der Mitte der Gesellschaft anzukommen. Zusammen mit einer Entkriminalisierungspolitik von Prostitution muß es nachhaltig wirksam sein, dem Stigma zu begegnen und damit auch die Vulnerabilität und Gewalt in diesem Arbeitsbereich zu senken. 
 
Viele Sexarbeitende leben in prekären Verhältnissen, weshalb sie auch die Unterstützung durch Fachberatungsstellen bedürfen, die wie Bufas.net akzeptierende Sozialarbeit machen. Die Stabilisierung der Lebensverhältnisse trägt dazu bei, sich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft mit allen Rechten zu fühlen und Akzeptanz zu erfahren.
 
 
Recht auf Arbeit, Recht auf wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben, Freizügigkeit
 
Wir leben in einer globalisierten Weltgesellschaft, in der Europäischen Union ist Freizügigkeit selbstverständlich. Das ist ein großer Fortschritt. Damit jedoch auch Sexarbeiter*innen in den Genuß der Freizügigkeit gelangen, bedürfen sie geschützte und sichere Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen, ein Arbeitsvisum für Prostitution bei Nicht-EU Bürger*innen ist ebenfalls notwendig. Die Rechte für deutsche Sexarbeitende müssen für die marginalisierten Sexarbeitenden, Migrant*innen gleichermaßen gelten. 
 
 
Recht auf Bildung/Ausbildung und Gleichheit vor dem Gesetz
 
Alle Sexarbeitenden sollten in den Genuß von Bildung und Ausbildung kommen, wenn sie es wünschen. Sexarbeit sollte nicht nur als prekäre Beschäftigung betrachtet, sondern auch professionalisiert werden. Damit könnte nachhaltig Stigma und Gewalt bekämpft werden, eine berufliche Neuorientierung sollte jederzeit möglich sein, genauso wie Sprachkurse und Wohnungsangebote. 
 
 
 
 
Empfehlungen 
 
 
Keine Gesetze, die Sexarbeiter*innen stigmatisieren, illegalisieren, wie es das ProstSchG bereits tut, damit keine Sexworker in den Untergrund abtauchen, wo sie unter schwierigen Rahmenbedingungen arbeiten müssen, isoliert sind und das Gewaltrisiko dadurch höher ist. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Edited by Ariane
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Wenn ich das richtig verstanden habe, dann legst du im ersten Teil dar, dass es keine validen Zahlen gibt und warum das so ist. Gefolgt von einer Folgerung aus den nicht vorhandenen Zahlen, die Sexarbeiter in die gewünschte Position rückt und schließt das Ganze dann mit Forderungen ab, die selbst den leistungsfähigsten Sozialstaat der Welt in die Knie zwingt, wenn man unterstellt, dass diese Forderungen nicht auf Sexarbeiter beschränkt sind, sondern allen Menschen zur Verfügung stehen sollen.

Man muss kein Pessimist sein um erkennen, dass das Ganze eine maximale Wahrscheinlichkeit von 0,0% hat, ernsthaft diskutiert zu werden.

Trotzdem, viel Glück.

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Am 7.2.2020 um 17:15 schrieb Ariane:

Armut in der Herkunftsländern ist der Motor von Migration weltweit.  Besonders Flüchtlinge und Menschen ohne gültige Papiere sind vulnerabel und Ausbeutung jedweder Form ausgesetzt. Der Hebel muß also bei den sozialen Ungleichheiten und Einkommensunterschieden in einer kapitalistischen Weltordnung angesetzt werden, um in den Herkunftsländern von Migrant*innen existenzsichernde Rahmenbedingungen schaffen.

@Achim Mit Deiner Kritik meinst Du wohl die oben zietierte Passage. Auch ich sehe eine Koppelung von Forderungen mit der "kommunistischen Weltrevolution" kritisch, weil damit auch die durchaus berechtigten und konkret umsetzbaren Forderungen bei nicht-Linken gleichsam diskreditiert werden als "sozialistische Spinnereien" (nach dem Motto "alles Quatsch").

Problemlos umsetzbar halte ich beispielsweise:

- Anmestie zu einem Stichtag bezüglich aller bekannten und unbekannten Steuerschulden von SW, also sozusagen auf null stellen und "ab jetzt gilts aber".

- Ausbildungsförderungen für ausbildungswillige SW, welche die SW Tätigkeit aufgeben wollen, beispielsweise ähnlich Bafög, verbunden mit Kinderbetreuungsangeboten für SW mit Kindern (in Berlin gab es mal ein Projekt für alleinerziehende Frauen, quasi eine größere WG, in welcher es den Frauen organisatorisch und finanziell ermöglicht wurde einen Ausbildungsabschluß zu erwerben, ich komme nicht mehr auf den Namen)

- Ausdrückliches Diskriminierungsverbot von SW, ahnlich wie bei Schwulen, Lesben, etc. (Signalwirkung)

- Bezahlbare (Pflicht-)Krankenversicherung (ich weiss, bei "Pflicht" wird wieder aufgeheult)

Bei anderen konkreten Forderungen gibt es natürlich Feintuningbedarf, beispielsweise ein "Arbeitsvisum" für nicht-EU-Bürger erfordert stets eine Arbeitsplatzzusage, was im P6 Bereich kaum erhältlich sein dürfte. Es wäre auch nicht einzusehen, warum SW diesbezüglich besser gestellt werden sollten gegenüber nicht-SW.

Ansonsten, man kann auch für konkrete Verbesserungen eintreten, ohne notwendigerweise den Weltkommunismus zu fordern bzw. zu fördern :classic_wink: (Ariane: :classic_tongue:).

Edited by Jakob
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@Jakob - Deine Vorschläge sehe ich mehr als kritisch. Warum? Nicht wegen des Ziels, sondern wegen der Beschränkung auf Prostitution. Warum sollen nur Prostituierte von einer Amnestie profitieren? Warum Ausbildungsförderung nur für Prostituierte. 

Das muss dann für den gesamten Niedrig(st)Lohnsektor gelten. Ähnliche Probleme gibt es auch in anderen Bereichen. Einfach mal auf dem Bau schauen oder im Reinigungsgewerbe. 

Prostitution sollte ein "ganz normales" Gewerbe sein - ohne besondere Bevorzugung ohne besondere Benachteiligung. Und die Einhaltung der Regeln muss halt je nach Anfälligkeit des Gewerbes weniger oder mehr kontrolliert werden. Aber da will unsere Staat nicht ran. weder bei der Prostitution noch bei anderen anfälligen Gewerben. Leider.

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@Jakob
Auch die von dir angeführten Förderungen sehe ich größtenteils als unrealistisch an, speziell dann wenn sie auf SW beschränkt sind. Aber dieser Dissens kann noch der unterschiedlichen politischen Färbung geschuldet sein. Muss man nicht diskutieren. 
 

Was ich wirklich kritisch sehe ist die gesamte Argumentationslinie. 
Diese „Sex-Gewalt-Opfer“ Argumentation, spielt den Prostitutionsgegnern in die Hände. Sie untermauert ihre Hypothesen und die logische Folge wird nicht das SW-Paradies, sondern das SW-Verbot sein. 
 

Wenn Alice das in die Hände bekommt, wird sie vor lauter Begeisterung unserer Ariane ein Küsschen auf die Stirn drücken. 
 

Wird doch aus berufenem Munde attestiert:
- Sexwork ist die Folge kindlicher Gewalt und sexueller Übergriffe
- die überwiegende Anzahl der SW sind auch in ihrem Beruf Opfer von Gewalt
- Deutschland ist der Puff Europas
- Kunden zählen zu den Gewalttätern
- PostGes und ProstSchGes sind wirkungslos

Zudem klingt das so dramatisch, dass unmittelbarer Handlungszwang gegeben ist. 
 

Fassen wir mal zusammen:
Der BesD und Emma sind einhellig der Meinung, dass Sexwork menschenverachtend und zerstörerisch ist, die bestehenden Gesetzte unwirksam (lt. BesD sogar Teil der Gewalt) sind und die momentane Situation unhaltbar ist. Der einzige Unterschied liegt also im Umgang mit der Situation. 
 

Was glaubst du wird die Folge sein?

PS: was hat die ganze Darstellung eigentlich mit Escort zu tun?

Edited by Achim
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vor 57 Minuten schrieb Alice_:

Escort ist Sexwork, also gehört das auch dazu.
Die Probleme betreffen Escort genauso wie alle anderen Teile der Prostitution.

 

 

Escort ist Prostitution, stimmt. 

Aber der Umkehrschluss ist logisch falsch. 
 

Künstler und Weißbinder arbeiten beide mit Farben. Aber nicht Jeder der mit Farben arbeitet, ist ein Künstler. Und ihre Probleme dürften sich auch stark unterscheiden. Mit Ausnahme, dass ihnen beiden die Farben eintrocknen. 

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vor 47 Minuten schrieb Alice_:

Hä?

Willst du damit andeuten, dass auf Escort diese Probleme nicht zutreffen?

 

Ja. Oder würdest du dich als Opfer von Gewalt sehen? Hab ich hier allerdings noch nie gelesen. 
 

Wenn dem so wäre, dann buche ich ganz sicher keine Escorts mehr und wechsele umgehend zu den Prostitutionsgegnern. 

Edited by Achim
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Auf mich persönlich trifft nichts von den Problemen zu, was aber nicht heißt, dass dies also die komplette Escortschiene ausschließt.

Natürlich erfahren auch Escorts Gewalt (wir erinnern uns an Jan Ullrich in der Villa Kennedy), genau wie viele andere Frauen und Prostituierte besteht teilweise Erfahrung von Gewalt in der Jugend etc. Nur weil hier alles teuer ist und glitzert, nimmt uns das doch nicht aus der Gefahrenzone. 

Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier jemand so naiv ist und denkt, Escort wäre eine Prostitutionsparallelwelt. 

Mag sein, dass hier dir Prozentzahlen niedriger sind, weil das Arbeiten sicherer ist und viele Frauen das Glück hatten in besseren Verhältnissen aufzuwachsen, oft auch mit besserer Bildung. Aber auf null werden diese Zahlen auch nicht sinken.

Jetzt entsetzt zu den Prostitutionsgegner zu wechseln ist doch auch, sorry, absolut hirnrissig. Als wenn ein Verbot von Prostitution die Verhältnisse verbessern würde. :classic_blink::au:

Was wirklich hilft: Wenn das Klassendenken zwischen Escort (hui), Rest der Prostituierten (pfui) mal aufhört. Von Bucher und Anbieterseite!
Bessere Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, Abbau des Stigmas durch Sichtbarmachung und Aufklärung, verlässlichere Kontrolle und Hilfe bei Gewalterfahrung, Menschenhandel und Zwangsprostitution. Und generell - größere soziale Gerechtigkeit, faire Löhne überall, so dass nur die Menschen im Sexwork arbeiten, die es wollen und dies nicht als letzten Ausweg sehen. 

edit: doch, eine Sache trifft auch auf mich zu: "Psychoterror (z.B. mißbrauchende Anrufe, Stalking durch Kunden"
Mehrfach. Sogar durch ein Mitglied dieses Forums. Ich habe aber Hilfe bekommen und das ist sehr gut ausgegangen.

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Alice macht 'ne Pause.

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Nun, es gibt nicht wenige Frauen, die als Escort auftreten, aber dennoch in eher prekären finanziellen Verhältnissen leben. Warum das so ist, sei dahingestellt. Teilweise sicherlich auch selbstverschuldet, aber eine solche Feststellung ändert an einer aktuellen Situation auch nichts (hätte hätte, Fahrradkette).

Warum "speziell für  Prostituierte"?

Beispielsweise Steueramnestie. Hier ist echter Bedarf, weil durch Blauäugigkeit (von mir aus auch Dreistigkeit) die Frauen in einer Situation sind, zwecks Schuldenabbau meinen dem Business weiter nachgehen zu "müssen", auch wenn sie eigentlich nicht mehr wollen. Die Beträge um die es geht sind für viele von uns (Buchern) "Peanuts", aber wenn Du beispielsweise einen Steuerbescheid, ohne Möglichkeit der Ratenzahlung oder Stundung, über 5.000,-- bekommst, zahlbar in 14 Tagen, und schlichtweg nichts gespart hast (warum auch immer), dann hast Du ein echtes Problem. Auch denke ich nicht, dass ein Hoeness diesbezüglich unserer besonderen Fürsorge bedürft hätte. "Ungerecht" mag es dennoch sein. "Ungerecht" ist auch, dass ich mehr Steuern zahlen muß, als die meisten anderen Steuerpflichtigen. Egal. Nicht um mich geht es, sondern um Menschen, die in einer subjektiv empfundenen, mitunter auch objektiv gegebenen, Notlage sind. Bei dem 5.000,-- Beispiel, in der Not werden finanzielle Abhängigkeiten fragwürdiger Art eingegangen, es wird womöglich die Zahlung der Miete verschleppt, der Handyvertrag wwird nicht mehr bedient (und die SIM folglich deaktiviert), und und und. Das ist auch keine Frage einer politischen Orientierung, wenn ich sage, dass eine Frau (gilt natürlich auch für Stricher, Transpersonen usw.) in erheblichem Maße entlastet wird bzw. werden kann, wenn die Möglichkeit eines steuerlichen "Resets" gewährt wird, wohingegen die Belastung der Allgemeinheit dadurch minimal bzw. kaum spürbar ist, wenn überhaupt.

Diskriminierungsverbot bezüglich SW ist der spezifischen Diskriminierung von SW geschuldet, also auch kein "Privileg".

Pflicht-Krankenversicherung auch für Einzelunternehmer, OK, sollte nicht nur auf SW beschränkt sein, stimme ich zu.

Ausbildungsförderung, insbesondere im Falle von Alleinerziehenden, OK, auch das könnte allgemein angestrebt werden. Natürlich geknüpft an Leistungsnachweise in der Ausbildung. Wenn eine SW oder Aldiverkäuferin eine Ausbildung beispielsweise zur Installateurstechnikerin abschließt und in dem Job tätig wird, wird sie die Aufwendungen mit der Zeit mehr als erstatten, über Steuern und Sozialabgaben. Gekackt wird immer und versuche derzeit mal einen Installateur zu bekommen.

 

 

 

In Bezug auf Arianes Beitrag fand ich es auch fraglich, ob es tatsächlich so ist, dass Prostituierte generell einem erhöhten Gewaltrisiko ausgesetzt sind. Auch die zitierte Studie kann das nicht unmittelbar belegen. Alle Befragungen beispielsweise zur häuslichen Gewalt haben ein schwer bis gar nicht abzuschätzendes Dunkelfeld. Eine Prostituierte wird eher eine Gewalterfahrung durch einen Freier mitteilen (aus welchen Gründen auch immer), als eine "normale" Partnerin in einer Zweierbeziehung, womöglich noch als Hausfrau und mit Kindern. Die jeweiligen Dunkelfelder halte ich für extrem unterschiedlich. Eine Annahme, dass Frauen in der Prostitution mehr und häufiger Gewalt ausgesetzt sind, als in anderen Bereichen, läßt sich m.E. nicht unmittelbar belegen, auch wenn ich "gefühlt" dem zuzustimmen tendieren würde (was aber als "gefühlt" auch Quatsch sein kann)

ABER. Es ging in dem Beitrag (und der Studie) um Gewalt an Frauen. Ob und in welchem Kontext das erfolgt, ist eigentlich egal. Und ein Verbot der Prostitution läßt sich m.E. ebenso wenig daraus herleiten, wie ein Verbot der heteronormativen Zweierbeziehung (oder was auch immer, diese nur als Beispiel der Absurdität Gewalt durch Verbote verhindern zu wollen)

vor 21 Minuten schrieb Alice_:

Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier jemand so naiv ist und denkt, Escort wäre eine Prostitutionsparallelwelt.

Och, das habe ich aber sinngemäß schon oft hier gelesen, nicht nur zu Karneval, dem 01.04., oder sonstigen Spaßterminen, also wohl durchaus ernst gemeint. Das ging ja so weit, dass Escort von vielen (auch Anbieterseite) als nicht zur Prostitution zu rechnen "bewertet" wurde (und vermutlich noch wird).

Deswegen ja auch die Empörung, wenn entdeckt wird oder würde, dass eine Escort auch mal für 14 Tage beispielsweise in der Schweiz in eine "Wohnung" geht, um dort sichere und schnelle Kohle zu machen.

Wir Männer hier wären ja nie nicht "Freier" :classic_cool: :classic_wink:

Edited by Jakob
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@Jakob sorry aber Steueramnestie  weil ...... Blauäugigkeit? Das trifft nicht nur auf SW zu. Hatte mal eine zeit lang einen jungen Mann als Haushaltshilfe beschäftigt. Legal 450,-- € angemeldet. Auf die Frage wieso er das denn macht kam die Antwort - Verwechslung. Ähm Verwechslung? Er war selbständig und hat Brutto und Netto verwechselt. auch er hatte Steuerschulden wegen Blauäugigkeit. Und das FA gewährt hier gerne Ratenzahlung, wenn sie denn überhaupt noch was bekommen. Aber wieso das nur bei Blauäugikeit bei SW gelten soll erschließt sich mir nicht, da für mich SW ganz normales Gewerbe ist (sein sollte).

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Nun, ganz einfach, weil es früher sozusagen "Gewohnheitsrecht" war im P6 Bereich Brutto für Netto zu arbeiten.

Ein weiterer Grund, weil insbesondere bei Frauen, die in einen "bürgerlichen" Beruf umgesattelt haben, die Risiken vergleichsweise hoch bis hin zu existenzvernichtend sein können. Wenn heute eine Frau als Chefsekretärin arbeitet, die vor 5 Jahren Escort war (und damals halt brutto für netto gemacht hat, ebenso wie ihre Agentur), und heute die Agentur einer Betriebsprüfung unterworfen wird, dann kommt das FA auch auf diese Frau zu, und zwar mit einer Schätzung, die je nach Gusto der bearbeitenden Person im FA völlig überzogen hoch, realistisch, oder freundlich niedrig ist (alles drei schon gesehen). Oder wenn sie in einem Bordell gearbeitet hat, genauso. Wie das wohl beim Chef ankommt? Wenn womöglich noch das Gehalt gepfändet wird?

Wenn es keine Diskriminierung und Stigmatisierung gäbe, dann würde ich Dir zustimmen, dann würde "Dein" junger Mann als Argument ziehen. Es gibt sie aber. War er als Stricher selbstständig? Bzw. ob er das wohl erzählt hätte, wenn?

Ratenzahlung und FA kann so oder so sein. Angefangen damit, dass es Fristen für die Stellung eines Ratenzahlungsantrages gibt. Jedenfalls wenn diese versaubeutelt wurde (wegen Nichtwissen), dann hängt es sehr von der Vollstreckungsstelle bzw. der sachbearbeitenden Person ab, ob das läuft oder nicht. Ich kenne Fälle, wo die Ratenzahlung oder Stundung abgelehnt wurde (was wirklich akute Probleme machte, weil mittlerweile nicht mehr im P6 tätig), und Fälle, wo die Vollstreckungsstelle äußerst entgegenkommend war.

Edited by Jakob
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vor einer Stunde schrieb Alice_:

Auf mich persönlich trifft nichts von den Problemen zu, was aber nicht heißt, dass dies also die komplette Escortschiene ausschließt.

Natürlich erfahren auch Escorts Gewalt (wir erinnern uns an Jan Ullrich in der Villa Kennedy), genau wie viele andere Frauen und Prostituierte besteht teilweise Erfahrung von Gewalt in der Jugend etc. Nur weil hier alles teuer ist und glitzert, nimmt uns das doch nicht aus der Gefahrenzone. 

Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier jemand so naiv ist und denkt, Escort wäre eine Prostitutionsparallelwelt. 

Mag sein, dass hier dir Prozentzahlen niedriger sind, weil das Arbeiten sicherer ist und viele Frauen das Glück hatten in besseren Verhältnissen aufzuwachsen, oft auch mit besserer Bildung. Aber auf null werden diese Zahlen auch nicht sinken.

Jetzt entsetzt zu den Prostitutionsgegner zu wechseln ist doch auch, sorry, absolut hirnrissig. Als wenn ein Verbot von Prostitution die Verhältnisse verbessern würde. :classic_blink::au:

Was wirklich hilft: Wenn das Klassendenken zwischen Escort (hui), Rest der Prostituierten (pfui) mal aufhört. Von Bucher und Anbieterseite!
Bessere Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, Abbau des Stigmas durch Sichtbarmachung und Aufklärung, verlässlichere Kontrolle und Hilfe bei Gewalterfahrung, Menschenhandel und Zwangsprostitution. Und generell - größere soziale Gerechtigkeit, faire Löhne überall, so dass nur die Menschen im Sexwork arbeiten, die es wollen und dies nicht als letzten Ausweg sehen. 

edit: doch, eine Sache trifft auch auf mich zu: "Psychoterror (z.B. mißbrauchende Anrufe, Stalking durch Kunden"
Mehrfach. Sogar durch ein Mitglied dieses Forums. Ich habe aber Hilfe bekommen und das ist sehr gut ausgegangen.

Sorry, dazu bin ich zu realistisch. Im Großen und Ganzen bin ich mit der Welt in der ich lebe zufrieden und gestalte sie im Rahmen meiner Möglichkeiten. Den Wunsch nach einem Prostituierten-Sozialstaat kann ich nicht nachvollziehen und glaube deshalb nicht an eine realistische Chance.

Wohingegen ich den Prostitutionsgegnern durchaus eine realistische Chance einräume.

Deutschland geht (noch) seinen eigenen Weg in Sachen Prostitution. Es waren mutige Entscheidungen. Gegen die EU-Empfehlung und gegen den Main stream. Verrate mir einen Grund, weshalb man diese Linie gegen den Widerstand der Prostitutionsgegner und der Prostitutionsbefürworter beibehalten sollte?

Der "Sexworker-Aller-Länder-Vereinigt-Euch" Ruf, erscheint mir genau so dämlich wie Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen, denn genau mit der "Sex-Gewalt-Oper" Argumenttion spielt ihr den Gegnern in die Hand.

Ariane hat ihren Bericht hier eingestellt und um Rückmeldung gebeten. Meine hat sie. Und so wie ich sie einschätze, pfeift sie drauf.

Also, trotzdem viel Glück.

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Na ja, einen Widerspruch kann ich da nicht unbedingt erkennen. Diskriminierung erhöht das Risiko der diskriminierten Personen Ziel von Gewalt zu sein. Das dürfte unstreitig sein.

Das als "Hebel" für ein Verbot zu nehmen, erschiene mir von der Logik her eher bizarr. Anstatt die Diskriminierung "verbieten" zu wollen (also Prostitution als "ehrbares Gewerbe" anzuerkennen), wird die Diskriminierung durch ein Prostitutionsverbot eher zementiert. Was wiederum das Gewaltrisiko der Betroffenen erhöht.

Einen "Prostituierten-Sozialstaat" ist ja nauch nicht nötig, sondern m.E. Maßnahmen, welche den Frauen, Männern, Transpersonen etc. Alternativoptionen eröffnen. Da fehlt es mir eben erheblich an Konzepten bei den Prostitutionsgegnern. Die sind rein "moralisch" unterwegs. Ohne Kohle nutzt auch die beste Moral nichts.

 

Edited by Jakob
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vor 2 Minuten schrieb Jakob:

Na ja, einen Widerspruch kann ich da nicht unbedingt erkennen. Diskriminierung erhöht das Risiko der diskriminierten Personen Ziel von Gewalt zu sein. Das dürfte unstreitig sein.

Das als "Hebel" für ein Verbot zu nehmen, erschiene mir von der Logik her eher bizarr. Anstatt die Diskriminierung "verbieten" zu wollen (also Prostitution als "ehrbares Gewerbe" anzuerkennen), wird die Diskriminierung durch ein Prostitutionsverbot eher zementiert. Was wiederum das Gewaltrisiko der Betroffenen erhöht.

 

Erzähl das mal den Prostituionsgegnern. Immerhin schützen sie die Damen auch vor Diskriminierung und Gewalt, indem sie die Gewalttäter kriminalisieren.

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Gewalttäter können nicht "kriminalisiert" werden, sie sind schlicht kriminell. Und dafür sind nicht Prostitutionsgegner zuständig, sondern die Staatsanwaltschaft.

Paternalismus ist m.E. ansonsten auch ein Form der Diskriminierung. Dass die Prostitutionsgegner das anders sehen (außer sie selbst würden "Paternalisierungsopfer") ist mir klar.

Edited by Jakob
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vor 6 Stunden schrieb Jakob:

Pflicht-Krankenversicherung auch für Einzelunternehmer, OK, sollte nicht nur auf SW beschränkt sein, stimme ich zu.

 

 

 

 

 

Wurde diese generelle Pflicht zur Krankenversicherung nicht schon vor Jahren eingeführt oder bin ich da falsch informiert?

Edited by Preiselbär
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vor einer Stunde schrieb Preiselbär:

Wurde diese generelle Pflicht zur Krankenversicherung nicht schon vor Jahren eingeführt oder bin ich da falsch informiert?

Ja, so habe ich das auch in Erinnerung. Müsste unter der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt vor ca. 15 Jahren gewesen sein. Aber immer wenn in den Medien mal wieder über die Anzahl von Personen ohne Krankenversicherung berichtet wird, habe ich den Eindruck, dass es massive Umsetzungsprobleme gibt.

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Also es gibt in d seit 2007 (gesetzl) bzw 2009 (Privat) eine Krankenversicherungspflicht. Seit 2009 gibt es in der PKV auch den sogenannten Basistarif, der ein Wahlrecht ermöglichen soll. Umsetzungsprobleme gibt es an zwei Ecken. Zum einen bei Personengruppen, die kein Einkommen haben, aber keine Sozialleistungen beantragen (hier würde Vater Staat die Versicherung übernehmen). Zum anderen bei Kleinverdienern oder Gelegenheitsjobbern, die sich auch nicht der staatlichen "Fürsorge" unterwerfen wollen. Ob das sinnvoll ist oder nicht, darf jeder selbst entscheiden.

Die Steuerpflicht gibt es schon ein paar Jahrhunderte länger. Und sorry, da hält sich mein Mitleid für Menschen die meinen "schwarz" arbeiten zu müssen oder Schwarzgeld anlegen in argen Grenzen. Und das gilt sowohl für den, der seinen Millionen schwarz auf den Caymans geparkt hat ebenso, wie für die "Chefsekretärin" die schwarz nebenher bumst. Beide schaden unserer Solidargemeinschaft und wenn sie erwischt werden .... Pech für Kuh Elsa. 

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vor 1 Stunde schrieb huber37:

Die Steuerpflicht gibt es schon ein paar Jahrhunderte länger. Und sorry, da hält sich mein Mitleid für Menschen die meinen "schwarz" arbeiten zu müssen oder Schwarzgeld anlegen in argen Grenzen. Und das gilt sowohl für den, der seinen Millionen schwarz auf den Caymans geparkt hat ebenso, wie für die "Chefsekretärin" die schwarz nebenher bumst. Beide schaden unserer Solidargemeinschaft und wenn sie erwischt werden .... Pech für Kuh Elsa. 

Ich sehe das ein bissl differenzierter (aus rein "moralischer" Sicht, Steuerhinterziehung ist immer rechtswirdrig, das ist völlig klar). Wenn jemand auf H4 ist und schwarz bissl nebenher arbeitet (was auch immer), um beispielsweise seinen Kindern "Luxus", wie Klassenfahrten etc. zu ermöglichen, dann fällt mir persönlich die "moralische Verurteilung" schwer, auch wenn es falsch ist, klar. Ganz anders in allen Fällen, wo ein Nachkommen der Steuerpflicht und der Sozialabgaben (der größere Teil bei niedrigen Einkommen) keinen wirklichen Einfluß auf das persönliche Wohlergehen hätte.

Die Folgen eines Auffliegens sind auch sehr unterschiedlich. Die H4 Frau mit Kind, die gelegentlich bissl dazu verdient, beispielsweise "erbumst", hat echte Probleme, wenn sie erwischt wird. Strafverfahren wegen Sozialbetrug mit Strafzahlung, Sperre beim H4, Rückzahlungsforderung der Sozialbehörde für die Vergangenheit. Da geht nur noch Privatinsolvenz, oder P6 bis die Vagina qualmt. Die Aldikasse wäre keine realistische Option, weil kaum über H4, wenn überhaupt.

Der wohlhabende Steuerhinterzieher wird demgegenüber eher selten zum Sozialfall. Das größte Problem ist ggf. nachzuweisen, woher das Geld kommt, mit dem die Nachzahlungen und ggf. Strafzahlungen geleistet werden. Jedenfalls in der Vergangenheit haben da die Finanzbehörden eher nicht nochmal nachgehakt, keine Ahnung wie das heute ist.

Dass so oder so die jeweilige Situation selbstverschuldet ist, ist auch klar. Dieses Resume ändert aber nichts an der jeweiligen akuten Situation, sondern taugt nur dazu, es zukünftig besser zu machen.

Wer immer da "dogmatisch" ist (was ich ja eigentlich auch bin), möge aber versuchen sich vorzustellen wie es ist, wenn sagen wir jemand beispielsweise beim Schwarzfahren erwischt wird und die 60,-- für das erhöhte Beförderungsgeld einfach nicht da sind (wegen H4 + Kind und keine Schwarzarbeit). Und dann noch zu allem Überfluß aus den 60,-- ganz schnell 250,-- (Inkasso etc.) werden. Das bedeutet dann Besuch vom Gerichtsvollzieher und Erteilung der Vermögenauskunft (früher: Offenbarungseid) und ggf. Privatinsolvenz. Wegen 60,--! Und das läßt sich letztendlich nur dadurch vermeiden, dass etwas schwarz verdient wird. Um beispielsweise solches "Luxusvergnügen" bezahlen zu können. Sowas denke ich mir nicht aus, das ist Lebensrealität. Die sich natürlich niemand vorstellen kann (oder mag), der 2.000,-- für eine Nacht Vögeln ausgibt, ohne mit der Wimper zu zucken. Das hat auch nichts mit meiner "politischer Ausrichtung" (welche das auch immer sein mag) zu tun. Auch hier, klar, wäre die "blöde Trude" doch einfach zu Fuß gelaufen, anstatt schwarz zu fahren, denn das Risiko war ja vorhersehbar (wenn man unterstellt, dass alle Menschen immer alles bis zum Ende durchdenken). Da sage ich dann wieder "hätte hätte, Fahrradkette".

Solche Probleme sind nicht charakteristisch für SW, aber es ist halt ein häufiges Szenario, und zwar auch im Escort. Wer sich wundert, wieso das bei den Preisen so ist, zum Einen haben viele Escorts möglicherweise weniger Sex als die meisten "bürgerlichen" Frauen, zum Anderen ist es keineswegs selten, dass beiseite gelegtes Schwarzgeld (natürlich nicht bei der Bank, sondern unter dem Kopfkissen o.ä.) aus dem persönlichen "Umfeld" schlicht gestohlen wird. Und den Sinn einer Anzeige, selbst wenn man/frau belegen könnte, wer es war, kann sich jeder denken.

Und bei diesen Diskussionen mag immer bedacht werden, dass es ganz seltene Ausnahmen sind, wenn das soziale Gefälle im Verhältnis SW/Kunde zu Gunsten einer SW verläuft. Meist ist es krass zu Gunsten des Kunden, jedenfalls im Escort. Bei manchen Kunden könnte das ja auch Teil des Kicks sein, wenn man so hört, wie manche sich im Date verhalten (nämlich so wie gegenüber Kellnern, denen man(n) zeigen will, wer das Sagen hat, klar, alles nur Hörensagen, dabei war ich noch nie :classic_wink:).

 

Edited by Jakob
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@Jakob sorry aber ich kann dir da nicht folgen. Ich frage mich hier wo und wie du die Grenzen ziehen willst. Ich bin ein Freund des Grundsätzlichen. GG, 10 Gebote, etc. Vor dem Gesetz sind alle gleich. Kann ich das für "Oben" verlangen, wenn es für "unten" nicht gelten soll? H4 ist kein Wohlfühlprogramm, soll es aber auch nicht sein. Man dort gerne über die Höhe der Regelsätze diskutieren. Und aus H4, gibt es bis auf Sonderfälle, nur einen Weg und der heißt Bildung und Eigeninitiative. Und nochmals Bildung. 

Und um auf Dein Beispiel mit dem Schwarzfahren zu kommen. Warum soll jemand der im Niedriglohnsektor jeden Tag 10 Stunden arbeitet, kaum mehr Geld hat, wie jemand in H4 dann 60€ zahlen? Warum soll der Steuern zahlen wenn er mit den Steuern doch besser seinen Kindern "Luxus" finanzieren würde? Genau solche Menschen, die wenig Geld verdienen, werden von Steuer- und Sozialbetrug am härtesten getroffen. 

Gelöst werden müssen diese Probleme sicher, aber nicht in dem man bei Steuer und Sozialversicherungsbetrug an manchen Ecken einfach die Augen zudrückt. 

Aber jetzt sind wir gaaannnnnzzzz weit OT.

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Nun, so weit OT sind wir gar nicht.

Eine "Grenze" kann und will ich natürlich nicht ziehen, zumal Du "grundsätzlich" recht hast.

Nur stelle Dir einfach mal vor, Du würdest im Rahmen einer ehrenamtlichen Schuldnerberatung (wie ich es gelegentlich mache) vor der Frau sitzen, die schwarz gefahren ist. Das war ein konkreter Fall. Würdest Du wirklich der Frau sagen "Du hast halt betrogen" (was ich gesagt habe), da kann man nichts machen, ich gebe Dir die Nummer eines Anwaltes, der Dir die Privatinsolvenz einleitet (kostenpflichtig natürlich)? Wegen der 250,--? Die Frau ist wegen einer Eselei für Jahre gezeichnet, selbst wenn sie eine Arbeit findet, deren Gehalt über dem Selbstbehalt liegt? Wie willst Du die Frau motivieren nicht sich auf Dauer ins soziale Netz zu begeben? Oder NICHT schwarz zu arbeiten (whatever) um das zu bezahlen? Geht nicht! Zumal sich "H4-Karrieren" gerne auch noch vererben.

Da komme ich dann wieder auf das "auf null stellen". Dies habe ich beispielsweise in diesem Fall gemacht, indem ich die 250,-- als zinslosen Kredit gegeben habe, zurück zu zahlen sobald es geht (und zur Vermeidung von Mißverständnissen, ohne !!! jegliche !!! sonstige "Erwartungen"). Und glaube mir "solche Leute" haben eine erheblich bessere "Rückzahlungsmoral" in solchen Fällen, als manche andere Menschen, und sind dann wirklich motiviert die Rückzahlung zu packen, sich "ehrlich zu machen" und sich zu diesem Zweck aktiv um die Verbesserung der eigenen Gesamtsituation zu bemühen.

Natürlich ist das ungerecht gegenüber Leuten, bei denen halt einfach mit der Schulter gezuckt wird. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass "mein Ansatz" da einen erheblich Beitrag dazu leistet, eine schon fast am Boden angekommene Abwärtspirale nicht nur anzuhalten, sondern ins Positive zu drehen. Nicht immer, aber selbst wenn es selten wäre, lohnt es m.E. schon. Zumal man für 250,-- im Escort kaum mehr als einen "kurze Fuffzehn" Job erwarten kann, da sage ich mir "kann ich auch selbst und die hypothetisch im P6 ausgegebene Kohle ist dann schon wieder drin (falls es nicht zurück gezahlt wird)" :classic_tongue:

Edited by Jakob
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