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lust4fun

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  1. Wenn jemand erkennen lässt (wie du es tust), dass er sich dessen bewusst ist, dass er (nur) eine Sache herausgreift, habe ich überhaupt kein Problem damit. So wird gleichzeitig an den größeren Zusammenhang erinnert und man selbst oder andere können jederzeit wieder an andere Gedanken anknüpfen. Wir treffen uns immer wieder an diesem Punkt. Ich glaube, wir gebrauchen den Begriff der Sexualität auf unterschiedlichen Ebenen. Bei dir ist es die "verzichtbare Partykomponente", der fürs Überleben nachgeordnete Trieb gegenüber den Grundbedürfnissen wie Nahrung und auch menschlicher Nähe. Ich meine mit Sexualität eine grundlegende Lebensenergie, Antriebskraft, die nicht in Konkurrenz zu zwischenmenschlicher Nähe, Hinwendung, Achtsamkeit, Liebe etc. steht, sondern diesen eher zugrunde liegt - meinetwegen im Sinne von Reich, Freud, Jung, Deleuze..., in östlicher Tradition Tantra, Chi etc., mehr als gerichtete Energie denn als körperlich-genitales Verhalten... Lass sie doch! Wer wie sie wirklich etwas zu sagen hat, darf auch mal ins Fettnäpfchen treten... Pennys Gesamtduktus ist nicht moralisierend oder herablassend.
  2. Aus dem Interview mit Laurie Penny "Männer sind oft unglaublich einsam" taz 22.12.14 http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2014%2F12%2F22%2Fa0118&cHash=c65bae73835581dc0b7b3ee4f812a77b Kommt daher auch der erbitterte Widerstand gegen die Prostitution? Ja, wir sind beherrscht von der Idee, dass die weibliche Sexualität ein Verhandlungsdruckmittel sei. Sexarbeiterinnen drücken in dieser Vorstellung den Preis, weil sie Sex zu billig verfügbar machen. Sex ist etwas, was Männer den Frauen antun. In unserer gesellschaftlichen Vorstellung wollen wir aber nicht, dass es leicht ist, Sex zu haben. Wir alle müssen für Sex bezahlen, aber nicht mit Geld. Frauen handeln Sex gegen Wohlstand, Wohlbefinden oder Sicherheit. Die Prostitution bedroht diese gesellschaftliche Konzeption. ***** Hm, klingt klug. Sind Wohlstand, Wohlbefinden oder Sicherheit (als "Mehrwert") für uns so schwer zu bekommen, dass wir unser wertvollstes Naturgut, die Sexualität, dafür als Tauschwert einsetzen müssen? Und sind die Geschlechterrollen da so eindeutig? Es gibt entgegengesetzte Gesichtspunkte: 1. Die weibliche Seite, die über das "Verhandlungsdruckmittel" verfügt, hat nicht nur Macht, sondern leidet gleichzeitig darunter - weil Sex, als "Währung" eingesetzt, Frauen wie Männern den einfachen Tausch von Sex gegen Sex verwehrt. 2. Gerade weil "Männer oft unglaublich einsam sind", haben sie ebenso die Sehnsucht nach "Wohlstand, Wohlbefinden oder Sicherheit". Die Sehnsucht nach dem Nest (der Homebase), das ihnen nur die Frau schaffen kann. Das bekommen sie dann, wenn sie eine monogame Beziehung eingehen. (Und dabei ihrer Partnerin deren sexuelle Bedürfnisse einigermaßen befriedigen können. Also auch hier Sex als Leistung.) 3. Wenn ich mir die vielen Leute der Lebenspase "Getrennt - nach Familien/Kinderzeit" anschaue, habe ich nicht den Eindruck, dass sie ein besonders hohes Selbstbewusstsein angesichts ihres Kapitalwerts "Sexualität als Verhandlungsdruckmittel" hätten. Die rufen keine hohen Preise für "Wohlbefinden und Sicherheit" auf und vögeln trotzdem nicht wild und frei herum. Sex ohne Bedingungen ist da eher der Glücksfall - für beide Geschlechter. Will heißen, ich bin mir nicht sicher, ob es so stimmt, dass wir "in unserer Vorstellung nicht wollen, dass es leicht ist, Sex zu haben". 4. Vielleicht wollen wir Sex schon gern "leicht", aber vielleicht wollen wir "Wohlbefinden und Sicherheit" genauso sehr. D. h., nicht als Tausch, sondern als Kombipaket. Aber damit sind wir auch wieder bei Pennys These von der religiösen Dimension in der Suche nach dem perfekten Partner...
  3. O, ich meinte die Zustimmung zur Relativierung durch Bayernbulle und Michelangelo... :-)
  4. Weil mich die Zustimmung echt überrascht, gestehe ich - abseits jeder Diskussion um Anatomie, Trends und Magersucht: Es gibt nicht so viele Sachen, die mir bei Frauen schneller auffallen und die meine Sinne derart ansprechen... Gibt es da einen Zusammenhang mit der (männlichen) Vorliebe für Cunnilingus? Ich vermute das bei mir...
  5. Kann man über dieses Buch überhaupt reden? Wer in welcher Funktion? Aus welcher Perspektive? Mit welcher Sprache? Wie reden über das, äh, ...? "'Milieu' willst du sagen, nicht wahr? Was soll das sein. Ein 'feuchtwarmes', wie mein Geschäftsfreund A. immer zu sagen pflegte?" Wer kann da mitsprechen? Der beobachtende, Anteil nehmende Bürger, der auf 550 Seiten mit Empörungsfutter versorgt wird; der beim Lesen ahnt, dass er da ein einmalig tief recherchiertes Buch in Händen hält, der schreien will "Sprengt den Stein!" und sogleich – vielleicht – gewahr wird, dass er selbst ein Teil davon ist und nicht mehr weiß, wohin er mit seinem Finger zeigen soll? Der professionelle Akteur mit nostalgisierendem Blick auf die letzen dreißig Jahre, der selbst nur atemlos dem Strukturwandel seiner "Aktie Rot" nachrennen kann, der alles und nichts versteht, der das "saubere" Tageslicht für seine Geschäfte braucht und sich gleichzeitig in den unterirdischen Tunnels so gut es eben geht eingerichtet hat? Die Sexworker, die bei dieser Tageslicht-Berufsbezeichnung kaum realisieren, dass sie gemeint sind? Die in Symbiose mit den Syndikaten leben und arbeiten, die als Teil der Pipelines in Strömen von Champus durch den Untergrund gespült werden; die als empfindlichste Verschleißteile der Maschine wie Edelsteine umsorgt werden und doch allein sind. "Es geht weiter. Einfach weiter."; die - immerhin - entscheiden, ob sie Old-School sind oder FO und Co anbieten; die ein Teil ihrer selbst abspalten oder, wenn sie schlau sind, die Geldmaschine als kurzes Lebensabschnittsprojekt abmelken und sich dann in die Unsichtbarkeit absetzen? Die Kunden? Wir kommen im Buch doch am wenigsten vor. Unser Leben, unsere Motive, unsere Erfahrung interessieren nicht. Wir sind einfach da, ein Teil des Steins, kein Grund für ein moralisches Urteil. Marx beschreibt die Zahnräder der Maschine "Markt". Alle diese Gruppen werden den Impuls verspüren zu widersprechen. Keiner wird wissen, wie er widersprechen soll. Wir verstummen alle. Ariane sagt, ihr "Ich klage an" wird zitiert. Aber wer ist das Subjekt, wer ist der Adressat? Das IHAMAZ-Prinzip: Irgendwie hängt alles mit allem zusammen. Und doch ist alles segmentiert, sind die Claims und die Verantwortlichkeiten abgesteckt: Der König der Wohnungen, der Herr der Clubs - alle arbeiten sie autonom, halten sich an die Reviergrenzen. Aber alle graben im selben Stein, dem umfassenden Untergrund. Alle träumen von dem allumfassenden Syndikat, dem geordneten und "sauberen" Abschöpfen der großen Maschine. 460 Seiten gelesen. Wir haben alles verstanden – und nichts. Dann kommt ein fulminantes Aufklärungskapitel "Hinter den Spiegeln" (die halbdurchlässigen Verhörzimmerspiegel/die Fassaden). Der große Chef der Engel lässt sich befragen. Wie funktioniert das Sytem? Wie die Syndikate? Wie der Menschenhandel? Stimmen die Tatort-Plots? Die anschließenden Diskussionen im Gasometer? ("Wie antwortest du A. Schwarzer?" "Gar nicht. Es hat keinen Sinn.") Und der Befrager lässt sich abspeisen mit Exkursen in private Lebensgeschichten und mit philosophischen Versatzstücken von sokratischem Nichtwissen. "Aber es gibt doch Fakten, die sich nicht bestreiten lassen..." "Niemand streitet. Niemand bestreitet." Keine Chance. Wie lest ihr das Buch? Das erste Kapitel las ich noch mit Widerstand, mit Trotz: Clemens Meyer, du „weißt" zu viel! Wieder ist es ein Mann, der die Innensicht der Frau erzählt. Es ist deine Interpretation! Du bist es nicht selbst! Den Widerstand habe ich dann aufgegeben. Es ist zu gut geschrieben. Und ja, okay, ich selbst komme nicht wirklich vor, aber man kennt es doch. Ich verstehe alles... Ich komme nicht wirklich vor? Oder bin ich da nicht vielmehr mitten drin in der steinernen Welt? In den Schlusskapiteln sind wir Freier dann doch plötzlich dran: "Die Ruhelosen, die Wanderer, die Notgeilen, die Alkoholgeilen, an denen sie sich einen Muskelkater wichsen werden, eine Maulsperre blasen, die feinen Herren, die eben nochmal raus wollen. Die Preisdrücker. Die Perversen. Die Stammgäste, die Einsamen, die Zärtlichkeit Suchenden. Die Hardcore-Ficker. Die Streichler. Die Ungehobelten. Die Schmeichler. Die Irren." Der "Nette", der das Wörtchen "Bitte" kennt. "Nette Umgangsformen am Arbeitsplatz verbessern das Betriebsklima." Aber er nervt, weil er sich so sehr ankuscheln will... Man liest das Buch mit einer Sehnsucht nach Helligkeit, raus aus der Nacht, endlich an den Tag. Und dass endlich der Stein gesprengt würde... Aber wir bleiben in der Dauer-Melancholie. Man weiß alles genau. Es ist so. Es ist auch anders... "Literatur muss weh tun", sagt der Autor in einem Interview. Derart präzise hat den "Stein" noch keiner beschrieben. Ein grandioses Buch.
  6. Und wie sieht deine Antwort aus? Ich denke ja eher nicht, dass dies die zentrale Frage ist. Um das zu erklären, mache ich zwei Vorbemerkungen: 1. Aus eigener Anschauung kenne ich das Milieu, wo es einen Dumpingpreiskampf gibt, nicht wirklich. 2. Ich glaube nicht, dass dieses Szenario maßgeblich zum Bild des Paysex in Deutschland gehört. Wo ist das konkret so? Im Straßenstrich? In den üblichen Innenstadt-Laufhäusern wie Stuttgart, Mannheim, Frankfurt etc. ist das Preisgefüge doch eher ziemlich fix. 30 Euro sind der Einstiegspreis, den jeder kennt. In den „besseren“ Häusern gibt es dafür Blasen oder alternativ GV für maximal 20 Minuten. In den „billigeren“ Häusern evtl. beides und bis zu einer halben Stunde. Kennt jemand Häuser, wo der generelle Tarif anders wäre? (Zum „Feilschen“ s.u.) Jetzt zur moralischen Frage: Ich probiere den Gedanken aus, stelle mir die prekären Verhältnisse vor mit einem Clientel, das z. B. Sabine Constabel betreut. Gibt es ein „Verkaufen unter Preis“? Ist ein konkreter Billig-Deal, der zustande kommt, nicht eher ein Zusammentreffen von den sehr eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten eines Freiers und der Kalkulation einer SW, für die dieser Preis immer noch die „bessere“ Wahl ist? Dürfen die ärmeren Freier ihre Möglichkeiten nicht auf dem Markt checken? Mir scheint, es ist auch eine Frage der demokratischen Partizipation wie analog beim Tourismus. In früheren Zeiten war das Reisen ein Privileg der Reichen im Sinne eines Bildungsprojekts in einer bestimmten Lebensphase. Dann kam der Massentourismus mit allen seinen Problemen. Aber es ist eben auch der kulturgeschichtliche Schritt weg vom Privileg, hin zur allgemeinen Teilhabe. Wenn das Preisgefüge trotz Fulltimejob den Lebensunterhalt nicht mehr „mit aufrechtem Gang“ sichern kann, ist dies dann unmoralisch? Und für wen eigentlich? Für die SW oder für den Freier? Ist das naheliegende beschreibende Attribut in Richtung SW dann nicht zunächst „unklug“? Ist es dann nicht eine ziemlich komplexe soziologische Frage, warum jemand an dem Konzept eines vermeintlich leicht verdienten Geldes festhält? Und richtet sich die moralische Frage dann nicht eher an den Staat, der offensichtlich keine geeigneten Alternativen bereithält? Ist es eine „moralische“ Antwort für einen Staat, wenn er versucht, seiner Fürsorgepflicht mit einem Verbot Genüge zu leisten? (Beim Milchbauern, der seine Milch unter seinen Produktionskosten verkaufen muss, würde man vielleicht sogar von „Idealismus“ sprechen – verrückte Welt…) Wie gesagt, ich kenne das nicht aus eigener Erfahrung, und ich kann mich deshalb sehr täuschen. Ich habe halt nur SW getroffen, die mit völliger Selbstverständlichkeit zu ihrem jeweiligen Tarif stehen und darüber nicht weiter verhandeln... Der Begriff „Verkaufen unter Preis“ suggeriert, dass „teures“ Verkaufen okay ist und zu „billiges“ Verkaufen falsch ist. Dabei ist doch der Begriff des „Verkaufens“ an sich schon das Falsche. Allein die Höhe des Preises hat noch keine moralische Qualität. Der wohlhabende Freier, der sein Schäferstündchen ohne finanziellen Druck aus der Portokasse zahlt – ist der moralisch aus dem Schneider? Es geht um einen Begriff von Würde, der individuell und subjektiv bleiben muss. Auf beiden Seiten. Auch wer als SW 500 Euro für die Stunde aufruft, hat nicht per se mehr Würde, sondern vielleicht einfach nur bessere Marktbedingungen. Das Maß an Geld kann auch in höheren Sphären „unwürdig“ sein. Neulich habe ich den O-Ton gehört: „Da war ein Millionär, der hat mir einfach so ein teures Auto geschenkt. Warum hat er sich nicht um mich bemüht, mich umworben… Es war schrecklich, ich konnte mich nicht richtig wehren. Er hat mein Hirn gefickt!“ Das Problem im Paysex sind die schrecklichen Menschen, die meinen, MIT ihrem Geld Forderungen stellen und vorgefundene Grenzen überschreiten zu können. Aus persönlicher Erfahrung noch ein umgekehrtes Beispiel eines „unwürdigen“ Umgangs: Vor 10 Jahren habe ich mich selbst so erlebt. Ich war in einer Geschichte festgefahren, wo ich meine Balance nicht mehr sicher finden konnte. Ich hatte Tagesbuchungen zum Club-Tarif, die mich finanziell an eine empfindliche Grenze brachten. Doch bei meinem ehrlichen Ansprechen meiner Bedenken wurde ich nur konfrontiert mit der Äußerung: „Du denkst nur immer an das Geld!“…
  7. Mögen tue ich diese Satire auch nicht. Sie ist mir als Satire zu unentschieden. Sie will zu viel argumentieren, sich als Beitrag im Streitgespräch verstehen. Sie will präzise sein und überzeugen mit Argumenten und Zahlen - und dann stimmt die Logik der Vergleiche nicht. Das befreiende Lachen einer guten Satire habe ich da nicht. Dazu müsste sie die Ebene entschiedener wechseln... Andererseits denke ich, dass sich EMMA nicht wundern muss. Sie bewegt sich in ihren Äußerungen oft genug auf derselben Mischebene, auf der ihre Argumente vermengt sind mit Bildern und Vergleichen, die ebenfalls "weit hergeholt" sind. Das bekommt sie hier gespiegelt. Zu deiner Bemerkung über die feilschenden Freier: Wie geht dein Gedanke weiter? Denkst du an garantierte Mindestpreise? Gesetzlich festgelegt? Ein Frair-Trade-Siegel im P6? Wo ist der legislative Hebel - abseits eines Verbots? Da gibt es Segmente, wo SW und Freier beiderseits in prekären Verhältnissen aufeinandertreffen. Kann/will man ordnungspolitisch garantieren, dass jeder, der es möchte, in diesem Geschäftsmodell (Mietzimmer zum P6) erfolgreich über die Runden kommt? Und: Ist die moralische Legitimität von P6 von einem Mindest-Tauschwert abhängig?
  8. Alice Schwarzer wird von Dona Carmen mit der Ehrenkarte in Gold für herausragende Leistungen im Dienste des Polizeifeminismus geehrt: http://www.donacarmen.de/wp-content/uploads/2014/12/Alice-Schwarzer-als-Polizeifeministin-1PDF.pdf http://www.donacarmen.de/?p=539 :-)
  9. Zunächst möchte ich "gestehen": Ich bin auf den Artikel gestoßen und dachte, er sei neu. Er ist aber von Anfang des Jahres und spiegelt eben die damalige Diskussion wider. Meine Aufregung ist da jetzt ein bisschen unpassend... Du nimmst einen Punkt heraus und kommentierst ihn isoliert in juristischer Hinsicht. (Danke für die wohltuende Sachlichkeit.) Was ich dazu meine? Du findest meine Kommentare jedenfalls ziemlich müßig, oder? Ich weiche der Frage aus, ob da "verwerfliche Gesinnung" ist. Meine private Einschätzung hat da keine Bedeutung. Ja, manchmal denke ich so. Ich werde mich hüten, konkrete Urteile zu fällen. Und ja, es besteht Vertragsfreiheit. Trotzdem mein Kopfschütteln über die Machtverhältnisse im Immobilien- und Mietmarkt im Bereich von Paysex. Aber mein Kopfschütteln ist egal. Mein Punkt war, dass ich der Klage der Betroffenen Raum geben wollte. Und dass ich dafür nach einer geeigneten Sprache suche. Die kriminalisierende Sprache der P6-Gegner schüttet das Kind mit dem Bade aus, wenn man sagt, dass das horrende Mitverdienen Dritter zwangsläufig Ausbeutung ist und die SW ausgeliefert (und deshalb durch Verbot zu schützen) sei. Da hat der Autor schon recht. Aber dessen ironische Gegenrede hilft halt auch nicht. Denn viele SW haben da ein reales Problem... Der Autor nimmt ihnen den Raum es zu erklären. (Und, um in meiner Unbedeutsamkeit ganz persönlich zu reden - als Freier habe ich das Unbehagen, Systeme mitzufinanzieren, die sich mit ihrer Macht ins Fäustchen lachen...) Das Eckpunktepapier der Bundesregierung mit ihrer bemühten Beteuerung, das Gesetz zum Schutze der SW zu gestalten, nennt explizit das Ziel, "Wucher bei der Zimmervermittlung effektiv zu bekämpfen". Gedacht ist an eine verpflichtende Vorlage eines Betriebskonzepts. Ob's helfen würde? Wie denn, wenn's der Markt regelt und es gar keine besonders "verwerfliche Gesinnung" dazu braucht? Der BesD und andere sagen schon richtig, dass der beste Schutz in einer Normalisierung, Entkriminalsierung und Beseitigung von Sonderparagraphen liegt, die die bedenklichen Machtverhältnisse erst erzeugen (z. B. Zusammenhang zwischen Sperrbezirk und Mietbedingungen). "Normal" ist da vieles noch lange nicht. Die Gegner wenden das gegen uns. Und wir versuchen trotzdem, uns die gelebte Normalität in unserer Privatheit und im konkreten Kontakt untereinander (SW-Gast) nicht nehmen zu lassen. Darüber zu reden und Widersprüche nicht zu ignorieren. Wie auch beim "Gewalterfahrungs"-Thema. Aber ich weiß, das ist Feuilleton. Ich rühre - wie öfters - in der ganzen Soße herum; ich reagiere auf Argumente, Schreibstil, Haltung, Überzeugungskraft, Kommunikationskiller, Diffamierung, Dummheit und was ich halt sonst noch sehe. Ist es besser, still zu sein? Langweilt mittlerweile einfach alles?
  10. Ein streitbarer Theologe thematisiert den ideologischen Schulterschluss von Emma-Feminismus und konservativer Kirchlichkeit. http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001609 ***** Gut gemeint - trotzdem: mich öden solche Texte mittlerweile an. Ich bin mir sicher, dass der Text für viele nachdenklich-besorgte Menschen keinerlei Überzeugungskraft hat. (...Gestern Abend in der SB...) Der Autor hat sein Thema in seiner Auseinandersetzung mit seinem eigenen "Verein", der Kirche mit ihrer paternalistisch-sexualkritischen Tradition. Ich kenne das zwar aus der lebensgeschichtlichen Innensicht genau, denke aber inzwischen: Es ist halt sein Problem... Die ideologiekritische Analyse der argumentativen Nähe von feministischem und kirchlichem Fundamentalismus ist doch eine Binse. Inzwischen kennt doch jeder das Phänomen der extremen Gegensätze, die sich, im Ringmodell gedacht, an einer Stelle wieder treffen. Aktuell ist es die alte und neue Friedensbewegung, die dies mit rechts und links austrägt... Die Analyse von Schwarzers Motiven erzeugt bei mir nur ein Schulterzucken. "Wenn es nach Frau Schwarzer ginge, würde Sex zwischen Mann und Frau wahrscheinlich vollständig verboten werden." Ach je, nein, das sagt sie nicht. Und eine gesellschaftliche Resonanz hat das schon gar nicht... Zum Thema Paysex hat der Autor nicht wirklich etwas zu sagen. Wir haben jahrelang P6-kritische Argumente dekonstruiert. Aber mit den ganzen Vergleichen von P6 und Friseur-Geschäftsmodellen kommen wir nicht weiter. Die realen Tagesmieten sind wirklich ein Problem, und sie wirken sich empfindlich auf die Lebenswelt der SW aus. Kann man das nicht anders beschreiben, als nur auf die "Normalität" zu verweisen? Das Problem ist auch die alte Zwickmühle, wenn man einen Text gegen ein P6-Verbot schreiben will. Da gibt es die obligatorische Floskel, dass man nicht bestreiten will, dass es Strafbestände gibt. Das ist auch langweilig. Aber, wie kann man von den Gewalterfahrungen reden, die auch für Freier bei jedem einfachen Zuhören ahnbar werden? Wohlgemerkt: Gewalterfahrungen, die nicht so einfach justiziabel sind (ein Verbot rechtfertigen würden), die aber ein Teil einer realen Lebenswelt darstellen? Ob die Ursachen als "Machtausübung" oder "Mangel" tituliert werden, verschleiert nur das Problem. Der Schluss des Artikels stinkt mir gewaltig: "Für viele Männer sind Pornographie und Prostitution Orte der Flucht vor ihrem wirklichen Leben, in dem sie ihre Bedürfnisse nicht befriedigt finden. Anstatt aber diese mitunter völlig natürlichen Bedürfnisse zu kriminalisieren und die Männer damit umso mehr in ein Doppelleben zu treiben, sollte man ihnen lieber Mittel und Wege an die Hand geben, diese Bedürfnisse in gesunder Form ausleben zu können. Das wäre ein wahrer Akt christlicher Nächstenliebe." Dankeschön für dein einfühlsames Verständnis. Wie war nochmal deine "gesunde" Lösung?
  11. Ariane, deine Rezension ist unglaublich stark! Ich hab' das Buch jetzt angefangen - und lese parallel dazu immer wieder mal deinen Text. Danke
  12. Gangbang-Partys sollen verboten werden. Was passiert in so einem Etablissement, in dem viele Männer mit wenig Frauen Sex haben? Und warum tun die das? Besuch in einer "Erlebniswohnung" taz, 29.11.14 http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=hi&dig=2014%2F11%2F29%2Fa0107&cHash=2e94c5f391fc832d99c71176032e49bd Ich finde den Artikel von Heide Oestreich gut: Sie nimmt sich Zeit (und bekommt genügend Raum in der Zeitung), schaut genau hin, nimmt Kontakt zu ihrem journalistischen Gegenstand auf, denkt intelligent nach, bezieht ihre eigenen Reaktionen mit ein, manipuliert den Leser nicht.
  13. Ja wie jetzt? Wenn man das Gefühl hat, dass man seine Ansprüche nicht erfüllt bekommen kann und sich selbst verdächtigt, dass man schauspielert (oder schauspielern müsste), statt Wahrheit zu erleben, dann ist es gerade alles andere als einfach, sich in eine Traumwelt zu begeben. Oder umgekehrt: Wer sich leicht und oft in einer Traumwelt wiederfindet, hat vermutlich keine Probleme mit den Ansprüchen und vermutlich kein Problem mit Spiel und Wahrheit...
  14. Ich finde, es gibt "Geschenke", die schenkt man sich selbst - wenn man weiß, dass man es (wirklich) möchte. Dann übernimmt man selbst die Verantwortung: Ich habe mich dazu entschieden und, falls es eine "Bremse" darstellt, die finanzielle Hürde selbst überwunden. Hilf ihm, eine Agentur oder eine Begleiterin zu finden, aber lass ihn der Aktive sein und derjenige, der entscheidet. Oder spielt da der Gedanke mit, dass ein geschenktes Date ein bisschen von der eigenen (moralischen) Entscheidung entlastet, quasi "das Schicksal hat es mir so 'geschenkt' und ein Geschenk kann man ja nicht ausschlagen"? Im konkreten Fall hier geht es jedenfalls nicht um ein Geschenk von etwas, das man erträumt, sich aber nicht leisten kann. Eine andere Ebene wäre noch, wenn man eine andere Person durch ein Geschenk anstoßen und zu etwas bewegen möchte, wo der Andere (noch) nicht so richtig will. Wie einen Gutschein fürs Fitness-Center: "Es würde dir bestimmt gut tun!" Ich persönlich mag solche Geschenke nicht.
  15. Was wäre der Sinn eines "professionellen Feedbacks"? Wenn es um eine Rezension geht - die sind oft ohne Bezahlung, aber gegen Überlassung des Leseexemplars - dann stellt sich noch die wesentliche Frage, wo die Kritik erscheinen soll. Hier auf MC?
  16. Vorabexemplare sind für Rezensenten, die das Buch besprechen, bekannt machen und im besten Falle empfehlen/bewerben. Da ist das Buch aber bereits fertig und wird nicht mehr verändert. Die Frage nach dem Realitätsbezug bzw. nach der Meinung von Dritten ist seltsam. Das wäre die Aufgabe des Lektors in dem Stadium vor der Drucklegung. Das Anliegen kann also nur das Interesse an öffentlichkeitswirksamer Kritik oder Werbung sein. Ein "Check" suggeriert irreführend die anschließende Überarbeitung.
  17. Berliner Szene: Anni Porsche Für jemanden (wie ich) aus dem süddeutschen Raum mit dessen rigiden Sperrgebieten hat die Berliner Szene ein ganz eigenes Flair. Die vielen Modellwohnungen/Bordelle sind mehr oder weniger sichtbar und ganz selbstverständlich in den Straßenzügen integriert. Diese Form der Wohnungen dominiert hier den Paysex, wenn man vom Escortbereich absieht. Was es dagegen fast gar nicht gibt, sind Laufhäuser, die anderswo eine große Rolle spielen. Eine zweite Besonderheit in Berlin ist der Fortbestand von Flatratekonzepten, die es im Süden fast gar nicht mehr gibt. Zwei fast identische Läden, das „King George“ und das „Caligula“ bewerben ihr Konzept sehr reißerisch: Als radikale Sexdiscounter mit Sex-Garantie, in dem es keinen Zeitstress durch einen Minutentakt mehr gibt. Aber die Berichte in den Foren gleichen sich alle: Diese angepriesene erotische Atmosphäre, die das Kopfkino zum Laufen bringen soll, gibt es vor Ort nicht. Die Atmosphäre ist eher von Tristesse und latenter Traurigkeit geprägt. Die berühmte „Erlebniswohnung“ versucht ein Konzept von Dauerparty mit der Betonung des Pornografischen. Schließlich gibt es noch ein Projekt „Anni Porsche“, das sich eine eigene Nische gesucht hat: „Entspannung und Anspannung mit allen Sinnen fühlen, sich fallen lassen in eine Welt ohne Scham, in eine Welt wo das zeigen und ausleben sexueller Gefühle und Regungen nicht nur erlaubt, sogar erwünscht ist. (…) Das sexuelle Spiel ist am besten in der Gruppe möglich. Das beobachten der nackten Frauen im Spiel um die Reaktionen der nackten Männer, das befreiende Erlebnis mit oder ohne Erektion umher zu laufen und jeder Zeit mitmachen zu können, ist eine Befreiung bis tief in unsere Köpfe. Männer können sich bekanntlich schneller in diese Welt fallen lassen als Frauen. Aus anatomischen Gründen entdecken Frauen die selbe Befreiung später und nur im Umfeld von Einfühlsamkeit. Meine Freundinnen haben das wie ich gelernt und so sind alle Voraussetzungen für eine ausgewogene Sexparty - die auch intensive Zärtlichkeiten, zudem auch sexuelle Zweisamkeit und das gute Kennenlernen ermöglicht - gegeben.“ An normalen Tagen finden sich die „Freundinnen“ zeitlich gestaffelt ein, so dass immer ein bis drei Frauen für circa drei Stunden anwesend sind. Die „Freundinnen“ stellen sich auf der Website persönlich vor – als semiprofessionelle Frauen „von nebenan“: „Unsere Girls haben große Lust auf zärtlichen Girlfriendsex, der sich dann gern ekstatisch steigern darf. Wenn du ein netter Typ bist, wäre das für uns super. Wir sind total zugänglich, erlebnishungrig und dennoch im Alltagsleben völlig normale junge Frauen. Wir suchen das, was du auch suchst!! Du wirst es fühlen.“ Das hat mich interessiert. Was ich gefunden habe, lässt sich vielleicht als Mischung von Swingerclub und Flatrate beschreiben. Da ist das zentrale Zimmer mit der Liegewiese. Über dem Zimmereingang hängt ein Zettel: „Wenn du Sex möchtest, sei freundlich!“ Es herrscht völlige Ruhe. Auf der Matratze vielleicht sechs bis sieben Menschen. Im inneren Teil der Gruppe sind die Leiber enger in sich verschlungen. Ein äußerer Kreis auf der Matte verharrt und wartet auf die Chance zum Aktiv werden. Um die Matratze herum ein weiterer Kreis von sitzenden Männern, die diese Chance erkennbar weniger sehen und sich aufs Zuschauen eingerichtet haben. Ich vermute bei einigen von ihnen, dass sie öfters hierher kommen, nur um peripher Anteil zu nehmen. Im Zentrum eine junge hübsche Frau, die mit geschlossenen Augen von vier bis sechs Händen gestreichelt wird. Eine zweite Frau, reifer und korpulenter, geht offensiver vor, sucht sich ihren Gespielen, den sie in sich spüren will. Ein sehr junger Mann, der vor Erregung fast platzt, findet bei der jungen Frau Erbarmen. Sie kümmert sich um ihn und verfällt anschließend wieder in ihren passiv-genießerischen Modus, wo sie gestreichelt und massiert wird. Es ist klar, dass sich einige hier gut kennen. Das Sich-fallen-lassen und die verweilende Sinnlichkeit haben einen vertrauten Hintergrund. Ich bin neu hier. Ich suche nach einer „Lücke“, wo ich mich integrieren könnte. Die junge hübsche Frau weicht meinem Blick konsequent aus. Ich akzeptiere, dass ich für sie Luft bin und ziehe mich zurück. In der Raucherkammer spreche ich zwei Kollegen an. Ich möchte wissen, was sie erleben, wie es ihnen geht. Die Antworten sind etwas verhalten, indifferent, auch etwas irritiert. Man akzeptiert den Rahmen mit seiner Atmosphäre, aber… Eine weitere Frau kommt dazu – nett, eher unscheinbar. Ich begrüße sie und suche den Kontakt zu ihr. In den Menüs der Paysex-Seiten würde ich sie mir nie als Gespielin aussuchen. Aber sie fängt den Faden auf, intensiviert sofort den Kontakt zu mir. Wir lassen uns aufeinander ein – und es ist okay. Für mich ist das interessant, weil ich normalerweise das Gefühl habe, dass ich mit meiner Lust sehr wählerisch bin. Für mich ist es eine offene Sinnlichkeit füreinander, ohne Geilheit und ohne Elektrizität. Anni Porsches Selbstdarstellung ist nicht falsch. Die Chance auf Sinnlichkeit, Hautkontakt und Sensitivität ist real. Das Konzept wirbt mit einer ekstatischen Phantasie, die ich so nicht erfahren habe. Aber die sensitive, rücksichtsvolle Atmosphäre ist klar vorhanden. Es ist gewissermaßen das Gegenmodell zum Porno-Gangbang; rücksichtsloses Drängeln hat keine Chance. Es ist aber auch professioneller als der Swingerclub, der – ernst genommen – keinen Dienstleistungscharakter hat. Es ist trotzdem eine gebrochene Wirklichkeit. Da ist abgesehen vom kleinen Kreis der vertrauten Stammgäste ein „Männerüberschuss“, der sich auf ein rücksichtsvolles Warten eingestellt hat, und der dennoch eine latente Unzufriedenheit ausstrahlt. Ich wollte es mal wieder wissen, wie es mir dabei geht. Nehme wenig überrascht zur Kenntnis, dass ich nicht einfach die Situation dominieren kann, sondern nur über eine Randposition mich in das Geflecht von Vertrautheiten und Bedürfnissen integrieren kann. Was ich klar vermisst habe, ist eine kommunikative Motivation für mich als Gast. Ich habe versucht, das mir Mögliche daraus zu machen, aber das hatte enge Grenzen. Ich weiß, wie wichtig mir die Präsenz der Person ist. Ich will nicht jemanden besitzen, aber ich möchte seine polarisierte Aufmerksamkeit in dieser Zeit. Hinterher noch das Nachdenken darüber, dass vermutlich auch solche Projekte wie „Anni Porsche“ vom kommenden Verbot für Flatrates betroffen sein werden. Es wäre absurd. Selbstbestimmter, ehrlicher und „braver“ geht Paysex gar nicht…
  18. Das Eckpunktepapier (14.8.14) für das neue Prostituiertenschutzgesetz ist im Netz wieder zugänglich: https://researchprojectgermany.files.wordpress.com/2014/08/eckpunkte-prostituiertenschutzgesetz.pdf
  19. Eine Antwort auf den "Pro-Prostitutions-Vorwurf": Sonja Dolinsek, menschenhandel heute http://menschenhandelheute.net/2014/08/22/was-ist-pro-prostitutions-lobby-pladoyer-fur-eine-differenzierung/
  20. Ich beschränke mich mit der Antwort auf diesen Satz: Nein, ein solches Recht des Freiers gibt es nicht. Es ist ein Angebot auf der Grundlage eines kalkulierten Geschäftsmodells, das manchen Frauen bisher entgegenkam. Die Schärfe deines Arguments entsteht durch das Wort "beliebig viele/oft". Die Konnotation ist dabei, dass nicht nur der Freier eine Flat hat, sondern dass auch die Frau "beliebig" oft, d. h. über das für sie erträgliche Maß hinaus zur Verfügung stehen muss. Man hörte von solchen Zuständen, aber Betroffene und Beobachter sprachen auch davon, dass dies nicht die Regel war. ***** Ich bin nicht so sicher, auf wie viel Interesse die politische Diskussion hier im Forum stößt. Ich befürchte, dass ich für einige schon nervig bin und dass Beiträge eher Unfrieden stiften. Ich gehe trotzdem einen Schritt weiter. Der Hauptpunkt der aktuellen Diskussion geht um die Meldepflicht der Prostituierten, die von Betroffenen als Zwangsregistrierung erlebt wird. Dona Carmen hat dazu ein Papier mit 56 Seiten verfasst, von dem ich die zusammenfassenden Thesen hier zitieren möchte: 14 Thesen gegen eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution (1) Diskriminierendes berufsgruppenspezifisches Sonderrecht Eine berufsgruppenspezifische Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution ist diskriminierendes Sonderrecht. Keine andere Berufsgruppe wird einer derartigen Sonderüberwachung unterstellt. Diskriminierendes Sonderrecht verbietet sich grundsätzlich. Es widerspricht rechtlicher Gleichbehandlung. (2) Rechtstaatlich bedenklich und verfassungswidrig Meldepflichten betreffen in der Regel nur Personen, von denen eine Gefahr ausgeht. Von Sexarbeiter/innen in der Prostitution geht aber nachweislich keine Gefahr für die Gesellschaft aus. Selbst Prostitutionskunden können sich jederzeit schützen, wenn sie es denn wollen. Auch wenn von Sexarbeiter/innen eine Gefahr ausgehen würde, wäre die Einführung einer Meldepflicht für eine gesamte Berufsgruppe rechtstaatlich bedenklich und verfassungswidrig. (3) Stigmatisierung als „schutzbedürftige Prostituierte“ Wird eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution mit der Annahme gerechtfertigt, Prostitutionstätigkeit an sich sei stets und grundsätzlich mit Risiken und Gefahren verbunden, so dient diese Argumentation allein der Verfestigung des Klischees der hilfs-und schutzbedürftigen Frau in der Prostitution. Weder entspricht dieses Bild der Realität, noch haben Sexarbeiter/innen jemals um die Einführung einer Meldepflicht gebeten. (4) Meldepflicht für Prostituierte – kein Schutz vor Irgendwem und Irgendwas Selbst wenn die der Prostitution zugeschriebenen Gefahren existieren würden – warum sollte ausgerechnet eine Meldepflicht vor ihnen schützen? Der Wahrheitsgehalt der Behauptung, eine Meldepflicht schütze vor sexuellen Übergriffen, vor Ausbeutung oder vor dem so genannten „Menschenhandel“ ist genauso hoch zu veranschlagen wie der Wahrheitsgehalt der der Behauptung, Hustenbonbons würden vor Schwangerschaft schützen. (5) Meldepflicht für Prostituierte – das Gegenteil von Schutz Eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution beraubt die Frauen in Wirklichkeit eines faktisch vorhandenen Schutzes: des Schutzes vor gesellschaftlicher Diskriminierung durch Anonymität. Sie wird all jene Frauen, die diesen Schutz nicht missen wollen, in die Grauzone der Illegalität drängen und sie für jede Form der Unterstützung schwer erreichbar machen. (6) Meldepflicht führt zur Kriminalisierung von Sexarbeiter/innen Jede Meldepflicht ist sanktionsbewehrt. Wer sie nicht befolgt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Beharrliches Zuwiderhandeln wird zweifellos eine Kriminalisierung der Betroffenen, wenn nicht ein Tätigkeitsverbot zur Folge haben. Migrantische Sexarbeiter/innen werden mit Abschiebung bedroht werden. Eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution wird Anlass für vermehrte und willkürliche Kontrollen werden und die Knäste mit Prostituierten füllen. Die Meldepflicht schützt nicht die Frauen. Sie ist nur ein weiterer vergeblicher Versuch, die Gesellschaft vor Prostitution zu schützen. (7) Meldepflicht ohne ersichtlichen Grund Die Annahme eines „kriminogenen Umfelds“ von Prostitution, die vielfach als Begründung für eine Meldepflicht von Sexarbeiter/innen in der Prostitution herhalten soll, findet immer weniger empirische Bestätigung. Die Kriminalitätsraten einschlägiger Milieudelikte im so genannten „Hellfeld“ sinken auffällig und seit Jahren. Studien zum mutmaßlichen „Dunkelfeld“ von Milieukriminalität existieren gar nicht. Die geplante Meldepflicht für Prostituierte lässt mithin jegliche objektive Begründung vermissen. (8) Ausdruck polizeilich-behördlicher Überwachungsbedürfnisse Eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution, für die keine hinreichend empirisch belegten objektiven Gründe benannt werden können, ist nichts weiter als Ausdruck polizeilich-behördlicher Überwachungsbedürfnisse. Sie machen Sexarbeiter/innen zu Objekten und entmündigen sie. (9) Abschreckung und Eindämmung Eine Meldepflicht schützt keine Sexarbeiterin, sie ist direkt gegen die Angehörigen dieser Berufsgruppe gerichtet. Sie soll davon abschrecken, den Beruf der Sexarbeiterin zu ergreifen und lediglich zur „Eindämmung“ von Prostitution beitragen. (10) Verstoß gegen das informationelle Selbstbestimmungsrecht Die behördliche Registrierung von Sexarbeiter/innen zielt auf ein zentrales Register aller im Prostitutionsgewerbe tätigen Frauen. Sie führt nicht nur zum Zwangsouting der einzelnen Sexarbeiterin, sondern zu einem umfassenden Bewegungsprofil und einer behördlichen Total-Registrierung. Sie verstößt gegen das grundgesetzlich geschützte Recht auf informationelle Selbstbestimmung. (11) Im Widerspruch zum Recht auf freie Berufsausübung Eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution schränkt durch die billigend in Kauf genommene, weitgehende Aufhebung der Anonymität als eines bislang fraglos zugestandenen Schutzes vor gesellschaftlicher Diskriminierung die grund-gesetzlich geschützte freie Berufsausübung von Sexarbeiterinnen in der Prostitution in unverhältnismäßiger Weise ein. Die bekannte Mobiltät unter Sexarbeiter/innen zieht bei jedem Ortswechsel erneute Meldeprozeduren nach sich – eine speziell das Prostitutionsgewerbe treffende massive, bürokratische Einschränkung der Berufsfreiheit. Eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution steht für jeden erkennbar im Widerspruch zu Art. 3 GG. (12) Ungleichbehandlung gegenüber anderen freiberuflichen Tätigkeiten Gesellschaftlich anerkannte Meldepflichten ergeben sich aus einem sozial-versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Prostitution wird jedoch in aller Regel selbständig und freiberuflich ausgeübt. Eine Meldepflicht freiberuflich Tätiger besteht bestenfalls gegenüber einer berufsständischen Vertretung, in der sie Mitglied sind. Eine generelle staatliche Meldepflicht hingegen entspricht einer diskriminierenden Ungleichbehandlung gegenüber anderen freiberuflich Tätigen. (13) Im Widerspruch zu geltendem europäischen Recht Eine Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution widerspricht geltendem europäischem Recht, wie es in Art. 8 (1) der Richtlinie 95/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24.10.1995 formuliert ist: „Die Mitgliedstaaten untersagen die Verarbeitung personenbezogener Daten, aus denen die rassische und ethnische Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder philosophische Überzeugungen oder die Gewerkschaftszugehörigkeit hervorgehen, sowie von Daten über Gesundheit oder Sexualleben.“ (14) Statt Gleichstellung: Rückfall in vergangene Zeiten Die Meldepflicht für Sexarbeiter/innen in der Prostitution ist ein Rückfall in längst vergangene Zeiten. Sie knüpft an überwunden geglaubte, rechtlich diskriminierende und stigmatisierende Kontrollstrategien an, wie sie im deutschen Kaiserreich und im Nationalsozialismus gegenüber Frauen in der Prostitution praktiziert wurden. Sie ist das genaue Gegenteil einer rechtlichen Gleichstellung von Sexarbeit mit anderen Berufen. http://www.donacarmen.de/wp-content/uploads/2014/07/Kontrollm%C3%A4dchen2.0.pdf
  21. Irgendwie muss ich da jetzt wohl durch und mich weiter erklären, bis wir es stehen lassen können, auch ohne uns gegenseitig zu überzeugen. Meine Unterscheidung von Gangbang und Flatrate überzeugt nicht. Dabei will ich gar nicht mal eine Abgrenzung, will gar nicht die "Rettung" des einen auf Kosten des anderen. Mir geht es darum, eine Argumentationskette zu dekonstruieren, weil ich glaube, dass die einzelnen Glieder (bzw. bereits das erste Glied) der Kette fehlerhaft sind. Obwohl Flatrate und Gangbang nur ein Randphänomen in der P6-Debatte sind, werden diese Segmente angeführt, wenn es um die Akzeptanz der generellen Neuregelung geht. In meiner Sicht geht das Argument so: Gangbang ist außerhalb jeder moralisch vertretbaren Position und Praxis, sowohl für SW als auch für Freier. Wenn wir uns darauf verständigen, werden wir auf dieser Basis analog auch die Flatrate gemeinsam bekämpfen und unterbinden, denn da bestehen nur marginale Unterschiede. Beide Modelle leben von Sexualkontakten, die nicht individuell-persönlich vereinbart und honoriert sind. Wenn dies nicht vorauslaufend "bestimmt" ist, gibt es ergo auch keine "Selbstbestimmung". Bei individual vereinbarten Sexkontakten im Bordell und im Escort hingegen kann die Selbstbestimmung nicht kategorisch ausgeschlossen werden, deshalb ist hier der politische Weg die Eindämmung und die gesetzliche Akzeptanz unter den Bedingungen von Erlaubnispflicht und Anzeigepflicht etc. Aber die Auswüchse müssen radikal eleminiert werden... Zur Einschätzung des Gangbangs (@ Anubis): Von "zwingenden" Gegebenheiten beim Gangbang rede ich nicht, aber von beschreibbaren Szenarien. (Reden wir von "zwingenden Gegebenheiten" bei den Schlachthof-Arbeitern, dass ihre Arbeit zumutbar ist, dass sie so bezahlt werden, dass sie von dieser Arbeit leben können, dass sie jederzeit eine berufliche Alternative hätten? Wenn daran Zweifel bestehen, verbieten wir ihnen diese Arbeit?) Deine kritische Gegensicht überzeugt mich auch nicht. Was schließt du daraus, wenn es beim Gangbang Frauen gibt, "die beinahe täglich ein Event haben"? Ist das ein Marker dafür, dass diese Frauen davor bewahrt werden müssen? Könnte es nicht auch bedeuten, dass diese Frauen genau dieses in ihrer Kalkulation als Positivum verbuchen? Ich kann mich natürlich täuschen. Aber mein Einblick in das Gangbang-Modell ist so, dass gerade hier das Urteil der fehlenden Selbstbestimmung extrem spekulativ und von einer befremdeten Außensicht gesteuert ist. Wichtiger als die persönliche Bekannschaft zwischen OrganisatorIn und Teilnehmerin ist für mich der Gesichtspunkt, dass diese teilnehmenden Profis (a) präzise wissen, was sie beim Einsatz erwartet und was sie verdienen, und (b) dass diese Profis wirtschaftlich am wenigsten von diesem "besonderen" Event eines Gangbangs abhängig sind. Die meisten dieser Gangbangstars wären in anderen P6-Segmenten konkurrenzfähig, wenn sie es denn wollten. Deinen Satz zu der Kritik an Flatrate verstehe ich nicht ganz. Widersprechen wir uns da? Ich sage doch auch, dass hier arbeitsrechtliche und moralische Gesichtspunkte vermengt sind. Ich bin d'accord mit dir, wenn du sagst, dass Verbesserungen ein "lobenswerteres Ziel" wären als ein Verbot. Zur Einschätzung der Gesetzesinitiative (@ lolo): Von Moral keine Rede? "Menschenunwürdige Geschäftsmodelle wie Flatrate-Sex und Gangbang-Partys werden verboten", erklärte Schwesig ihre Absicht laut Spiegel. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/prostitution-koalition-will-per-gesetz-regeln-fuer-bordelle-aufstellen-a-986198.html In dem neueren Text steht das Verbot von Betriebskonzepten, die "das Selbstbestimmungrecht gefährden". Mal so, mal so. Austauschbar. Wachsweich. Aber als Konsequenz ein Verbot. Eine "Gefährdung" begründet ein Verbot? Anstatt die Gefährdung zu minimieren? Nochmal: (a) Mir reicht ein bloßer Argwohn gegen die Gangbang-Idee nicht. Ich habe versucht, es zu begründen. (b) Gibt es dokumentierte Fälle von verweigertem Selbstbestimmungrecht beim Gangbang, die so verallgemeinert werden können, dass ein gesetzliches Verbot unumgänglich ist? Ich denke, dass ein Verbot im Eckpunktepapier ein Teil des Deals ist, um andere Forderungen wie Mindestalter und Gesundheitsprüfung zu verhindern. Das ist politisch nachvollziehbar. Ich denke aber auch, dass eine Verurteilung des Gangbangs für die Zauderer eine politisch-moralische Brücke darstellen soll, um sie in den restriktiven Kurs in Sachen Paysex einzubinden. Das ist aber ein rhetorischer Trick, bei dem ich sehr empfindlich bin. Wenn schon das erste Glied in der Argumentation nicht stimmt...
  22. Auch wieder wahr. Können wir uns darauf verständigen, dass in diesem Diskussionsfeld moralische Urteile eine sehr große Bedeutung haben und dass diese moralischen Urteile nicht nur in der Presse, sondern auch im legislativen Prozess oft und leichtfertig mit dem Begriff der Menschenwürde "ummantelt" werden? Die Funktion sehe ich darin, dass durch diese "Ummantelung" einer pluralen moralischen Wertung der Boden entzogen wird, denn über "Menschenwürde" lässt sich weniger gut streiten. Wenn man z. B. Gangbang als "menschenunwürdig" erklärt, braucht man über das reale Maß an "Selbstbestimmung" der SW nicht zu reden - dann wird mit dem Verbot einfach über sie bestimmt.
  23. Nein, ich denke, wir liegen sehr weit auseinander. Schreibe ich so unklar? Genau das habe ich doch in zwei Beiträgen (#17 u. #19) versucht zu beschreiben. Das war keine moralische Bewertung (auch @ Anubis), sondern eine Beschreibung der unterschiedlichen Arbeitsstruktur. Die Menschenwürde habe nicht ich ins Spiel gebracht. Ich habe sie zitiert aus den Verlautbarungen der Ministerien. Vielleicht treffen sich hier unsere Kritiken. Im Unterschied zu dir erkenne ich in der Gesetzesdebatte aber, dass die legislativen Motive stark moralischer Natur sind und es wenig Anlass gibt zur Hoffnung, dass die Neuregulierung die SW stärkt bzw. deren Arbeitssituation verbessert. Verbessern ließe sich bestimmt manches, wenn man den Paysex nicht einfach dem (freien? kapitalistischen?) Markt überlassen möchte. An dem einen Beispiel, dass in jüngerer Zeit ständig von Flatrate und Gangbang synonym geredet wird, wollte ich zeigen, dass die Denkweisen und das Instrumentarium nicht hilfreich sind. ***** Das Eckpunktepapier wird konkreter: Erlaubnispflicht für Betreiber, Anzeigepflicht für SW, Verbot von Flatrate und Gangbang... http://www.welt.de/politik/deutschland/article131340431/Schwesig-will-Prostituierte-vor-Mietwucher-schuetzen.html
  24. Ach, so einfach ist das? Ich schätze, die gesetzliche Begründung wird viel weniger formal ausfallen, als deine Begründung mit Kriterien. Die "Menschenunwürdigkeit" ist weniger von kaufmännischen Gepflogenheiten her gedacht, wonach ehrbare Geschäfte zwischen zwei Personen mit Handschlag vereinbart werden, sondern mehr von der Phantasie einer dekatent gelebten wahllos-beliebigen Sexualität von Männern, die mit ihrer Phantasie die Frau dominant zum Objekt degradieren. Geschäftlich gesehen, sind Gangbangs (meinem Einblick nach) ziemlich formal und selbstbestimmt geregelt. Eine Organisatorin macht einen Rundruf bei ihren Kolleginnen, die sie gut kennt und mit denen zusammen sie sich so eine Veranstaltung zutraut: "Ich habe eine Location in x Wochen gemietet. Hast du Zeit und Lust? Du kennst die Regeln. Wir erwarten 80 Männer, wir sind vier oder fünf Frauen, die Veranstaltung geht drei Stunden, Security ist anwesend, du bekommst x Euro, Verkehr mit Gummi, wir lassen es krachen, aber Pausen für uns nach Bedarf..." Mir ist nicht bekannt, dass es in diesem Segment einen Kläger (als betroffenes "Opfer") gegeben hätte. Es gibt SW, die probieren das aus und machen es nie wieder. Andere regelmäßig. Man liest Berichte, wonach SW beim Gangbang über ihre Grenzen gegangen seien. Und von anderen, die stolz auf ihre Reputation als Gangbangerin sind. Ist es nicht wie überall im Sex-Bizz? Es geht um Entscheidungsfreiheit... Jetzt meinst du aber, dass es darum gar nicht ginge, sondern dass dieses spezielle P6-Modell nicht zulässig sein könne, weil eine sexuelle Handlung nur persönlich-individuell vereinbart werden kann. Dummerweise passt Gangbang nicht so recht ins vorgegebene Raster. Wer legt dieses fest? An der Stelle finde ich es auch einfach: Wer bin ich denn, dass ich anderen Erwachsenen verbieten könnte, was diese tun wollen?
  25. Eine Rückmeldung: Du bezichtigst in jüngerer Zeit andere ziemlich oft des "Geschwurbels". Ich denke, ich bin da mitgemeint. Not amused, falls es dich interessiert...

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