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lust4fun

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  1. „Sexwork 3.0“ - mit Spannung erwartet, mit Interesse gelesen und sehr überzeugend gefunden: Eine geordnete, konzentrierte denkerische Kraft. Nach vorne gerichtet, anpackend, lösungsorientiert. Klarheit darüber, worum es geht und worum es nicht geht. Wer die Autorin über die Jahre schon als eine der spannendsten Stimmen auf dem Radar hatte, ist nicht überrascht. Sie knüpft mit ihrem Buch an ihre umfangreichen Texte an, die 2012 im Vorfeld des deutschen Gesetzgebungsverfahrens für das Prostituiertenschutzgesetz auf ihrem Blog („nuttenrepublik.com“) entstanden sind. Verändert hat sich vielleicht der atemberaubende Furor von damals („Ich klage an“), nicht aber der Blickwinkel und die Überzeugung. Geblieben ist der analytische, evaluative Zugang. Was tut not in der Sexarbeit? Was hilft? Was hilft nicht? Und warum? Das Verstehen der Abhängigkeiten und Zusammenhänge. Der internationale Vergleich unterschiedlichster gesellschaftlicher Situationen und politischer Settings. Und darin die Betrachtung der universalen Erfahrungen der Menschen in der Sexarbeit. Immer geht es um Solidarität und Hilfe im Sinne einer Selbstermächtigung, um Vernetzung und ein Lernen voneinander. Evaluativ mag man das Buch auch auf einer persönlichen Ebene der Autorin bezeichnen. Was hat Bestand? Sie macht vieles transparent, was sie zu der gemacht hat, die sie ist. Ihren Durchgang durch Initiativen und Organisationen, ihr Alleinsein und ihre Heimat im Internationalen. Und vielleicht ist dieses Wiederanknüpfen an das öffentliche Schreiben auch eine Folge von der Erfahrung, dass sich andere IT-Projekte wie „Candytech“ mit seinem Peer-2-Peer-Ansatz nicht verwirklichen ließen. Längst sind wir alle der unüberbrückbaren gesellschaftlichen Grabenkämpfe müde. Wer gespannt darauf war, wie die Verfasserin sich mit Alice Schwarzer oder Leni Breymaier schlägt, wird im Buch nicht viel dazu finden. Darf ich die Autorin in einem intersektionalen, Sex-positiven Ansatz ohne Verklärungen verorten? Vielleicht genügt das schon. Innerhalb der Sexwork-Community sind die jeweiligen Positionierungen wahrscheinlich empfindlicher. Man fragt sich bei der Autorin schon, wie sie es schafft, derart offensiv und empathisch von den Risiken, den Gefahren und dem Leiden in der Sexarbeit zu reden ohne jeden Impuls zu haben, wie ihn Emma, Sisters etc. haben. Die Empathie ist mit großer Nüchternheit verbunden. Dazu verzichtet die Autorin weitgehend auf psychologisierende Deutungen. Sie bleibt bei der Soziologie. Sexarbeit ist ein Geschäft zum Lebensunterhalt, keine Romantik. Es geht nicht um die Frage nach dem richtigen oder guten Leben, sondern um die akzeptierte implizite Vernünftigkeit der Lebenslinien und um die Selbstermächtigung und Handlungsfreiheit der diversen Individuen in der Sexarbeit. Deshalb spielen die Kund:innen („Freier“) in dem Buch auch kaum eine Rolle. Sie sind einfach die Geschäftspartner:innen, von denen aber auch psychisch und physisch Gefahren ausgehen. Zum Thema werden die Freier, wenn es strukturelle Zusammenhänge gibt zwischen den Bedingungen für Sexarbeit und den Verhaltensweisen der meist männlichen Kunden. Viel Aufmerksamkeit widmet die Autorin hier der Unterschiedlichkeit der Sparten Bordell, Wohnung, Club, Straße, Escort, ohne diese je zu werten oder gegenseitig auszuspielen. (Ein Bonmot zum Schmunzeln: Einmal werden die Clubs ohne weiteren Kommentar als „Paradies für Männer“ bezeichnet. Kann man da etwas Ironie der Autorin heraushören?) Das Buch macht etliche Vorschläge, was strukturell und pragmatisch getan werden muss, wobei die Stichworte „Entkriminalisierung“, „Legalisierung“ und „Nachhaltigkeit“ sehr klar sind. Interessant ist der übergreifende Blick, der im Buchtitel anklingt – Sexwork muss noch viel intensiver als bisher unter den Bedingungen von Internet und Digitalisierung verstanden werden. Exemplarisch seien dafür die Überlegungen der Autorin zum Problemfeld „Anonymität-Diskretion-Sicherheit“ für beide Seiten, Anbieter:innen und Kund:innen, genannt. Es würde nicht verwundern, wenn gerade hierzu sich Diskussionen in den Foren entwickelten. Andere Themen scheinen auf der utopischen Ebene zu verharren. Der „Puff der Zukunft“ als genossenschaftliches Modell fand bislang weltweit nur in Ausnahmen eine Verwirklichung. Bis dahin bleibt viel niederschwellig-pragmatische Arbeit wie die Installierung von Sexboxen beim Straßenstrich, was an den Arbeits- und Sicherheitsbedingungen aber schon viel ändern würde. Das Buch ist ein Angebot, das politische Terrain der Sexarbeit zu begehen, ohne sich in ideologischen Kämpfen zu verlieren. Es ist wissenschaftlich nicht überfrachtet, aber gedanklich fundiert und erfahrungsgesättigt. Man wünscht ihm, dass es in die Handbibliothek aufgenommen wird für alle Referent:innen, Politiker:innen und Vertreter:innen von Runden Tischen, Initiativen und Organisationen, die mit Sexwork lösungsorientiert befasst sind.
  2. Liebe Elouise, alles Gute dir, zärtliche und freie Tage, und einen lieben Gruß l4f
  3. "Der vielleicht ehrlichste Job der Welt" Escort als Mann http://www.zeit.de/kultur/2017-12/sexarbeit-escort-erfahrungen-pascal-schaefers
  4. Ein weiteres Interview mit Stephani: http://www.sueddeutsche.de/leben/ilan-stephani-ich-habe-im-puff-keinen-mann-erlebt-der-sich-wie-ein-gewinner-gefuehlt-hat-1.3716599
  5. Heute in der taz: Interview mit Ilan Stephani, die Sexarbeit machte und wieder damit aufhörte, ein Buch darüber schrieb und heute Körperseminare anbietet und einen Blog betreibt. http://www.taz.de/Archiv-Suche/%215452370/ Auf ihrer Website schreibt sie: "Ist Prostitution gut oder schlecht? Ich weiß es nicht. Aber sie ist eines der besten Dinge, die diese Kultur hervorgebracht hat: Sie ist ein Spiegel, der die Wahrheit sagt. Und dafür liebe ich sie." "Prostitution ist kein Geheimnis. Wir selbst sind dieses Geheimnis... und uns selbst zu heilen ist das Geschenk, das die Prostitution uns machen kann." Mich spricht ihre Sprechweise und Gedankenführung an - ihr Begriff von "sexuellem Feminismus". Website: http://www.kalis-kuss.de Buch: http://amzn.to/2tcYxcj
  6. Mein „Danke“ gilt dem Hinweis auf Fischers Kolumne. Über diesen Text kann man reden. Howards Analyse hingegen finde ich schwach und nichtssagend. Dann doch lieber gleich das Original: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-10/prostitution-freier-schutz-polizei-fischer-im-recht/komplettansicht Als Zitat hier ein Ausschnitt, der besser die Denklinie zeigt: Die Alternative wäre eine rigorose Moral-Politik, wie sie sich etwa bei der Prohibition von Rauschdrogen entfaltet: Kampf dem sittenwidrigen Geschlechtsverkehr; Krieg dem Bezug prostitutiver Leistungen! Schwer zu verwirklichen, während die Bunga-Bunga-Berlusconis und die Pussy-Trumps durchs Fernsehen hüpfen und aus den Privatjets und Bentleys der Mächtigen mit jedem Prinzen zwanzig langbeinige Geschöpfe entsteigen. Und: Wollten wir das? Möchten wir "zurück" in eine Zukunft aus Moral? Wir sollten uns das klar machen: Das ginge durchaus. Zwar gibt es in Pjöngjang auch ein bisschen Prostitution, aber verglichen mit Offenbach am Main ist es nicht der Rede wert. Wir könnten es also schaffen: Knallharte Strafen gegen Freier; Einsatz von Tausendschaften verdeckter Ermittler und Tatprovokateure; lebenslang für Zuhälterei; zwangsweise Umerziehungslager (sorry: Traumatherapie) für alle Prostituierten; Straßenbau-Brigade für Stricher. Das klingt jetzt ein bisschen martialisch, könnte aber menschenrechtlich abgefedert werden. Oder anders herum: Freiheit für die Prostituierten! Nieder mit den Zuhältern! Kampf dem Zwischenhändler! Förderung der Selbständigkeit! Recht auf Irrtum! Beratung, Unterstützung, Förderung, Weiterbildung, Organisationsstrukturen, steuerliche Bevorzugung, Korruptionskontrolle, Wettbewerbskontrolle, Gesundheitsamt und – Respekt. Und knallhartes Durchgreifen gegen jeden hergelaufenen Ausbeuter, Zuhälter, Abkassierer und Schmarotzer. Auch das würde gehen. Stolpernd am Anfang, mit Fehlern und Lücken. Auch hier würden die Dummen verlieren, die Schlauen gewinnen. Man müsste natürlich darüber nachdenken, wie sich das global integrieren ließe: Der DGB oder ver.di oder der Verband der Freiberuflichen müsste sich ein paar Gedanken machen über die Integration und den transnationalen Schutz von schönen, attraktiven, strahlenden, begehrenswerten, teuren Menschen aus der ganzen Welt für die ganze Welt.
  7. "Girlfriend experience" Glanz und Elend der Kurtisanen 2.0 Gut verdienende Männer bezahlen junge, gebildete Frauen für Sex. Als skandalös gilt das Geschäftsmodell "girlfriend experience" nicht. Es fließt eben genug Champagner. http://www.zeit.de/kultur/2016-07/girlfriend-experience-prostitution-macht-10nach8
  8. Nicht zur Verteidigung des Gesetzes oder zur Beruhigung der Betroffenen, nur zur präziseren Einschätzung: § 3: "Wer eine Tätigkeit als Prostituierte oder als Prostituierter ausüben will, hat dies vor Aufnahme der Tätigkeit persönlich bei der Behörde, in deren Zuständigkeitsbereich die Tätigkeit vorwiegend ausgeübt werden soll, anzumelden." Es geht also nicht darum, in welchem Hinterwaldkaff man wohnt, sondern um den Ort der Tätigkeit als Homebase - mit mindestens 35000 Einwohnern. Verstehe ich das richtig?
  9. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die Öffentlichkeit - die Presse und wir, die Bürger. Alles muss immer unmittelbar "klar" sein. Wenn die Politiker zaudern, wird es ihnen als Schwäche ausgelegt. Twitter bestimmt das Tempo. Wir, die Bürger, hätten auch sagen können: Gemach, die Polizei macht hier (hoffentlich) ihre Arbeit, aber beurteilen tut das Gericht. Die Fragen sind gestellt, aber die Antworten gehen nicht mit schnellem Verdacht, mit Augenschein oder Mutmaßung. Das Gericht macht hier (nachvollziehbar) seine Arbeit. Braucht seine Zeit, aber immerhin. Und dann erst sind wieder die Politiker dran...
  10. Über Pflege, Sex und Kapitalismus: Ein Gespräch mit 
einer linken Prostituierten https://www.neues-deutschland.de/artikel/1010289.eine-hure-ist-eine-sexarbeiterin-ist-eine-arbeiterin.html Klasse!
  11. http://werbungetc.de/werbung-etc-news/die-stadt-stuttgart-sagt-zwangs-und-armutsprostitution-den-kampf-an-mit-einer-kampagne-von-werbung-etc/ Analog zu den Verkehrssicherheitsbannern: "Ich fahre mit Abstand - gekuschelt wird zuhause!" Vielleicht so: "Paysex ist Wellness - der Stress bleibt zuhause!" :-)
  12. Vor ein paar Monaten hatten wir diese Geschichte: Jetzt bin ich über diesen Clip gestolpert: http://www.focus.de/auto/videos/fahrt-fuer-eine-schnelle-nummer-legal-gestattet-hollands-fahrschulen-bieten-neuerdings-autofahrten-gegen-sex-an_id_5164623.html Zitat: Die Regierung erklärt, "dass diese Praxis nicht befürwortet, aber toleriert werde. Allerdings nur, solange die Initiative vom Fahrlehrer ausgeht. Dann, so die Erklärung weiter, sei es keine Form der Prostitution, und somit zulässig." Für die kommende Nacht habe genug Stoff zum logisch-semantischen Grübeln...
  13. Gedanken zur Kampagne "Stuttgart-sagt-stopp" Jetzt, nachdem sich die politische und administrative Diskussion um das "Prostituiertenschutzgesetz" langsam erschöpft, entfacht sich die "Wertediskussion" neu. Der neue Hebel ist dabei der Fokus auf die Freier. Es ist ein Unterschied, ob ich die wohlgesetzten Formulierungen der Kampagne (stuttgart-sagt-stopp.de) lese, oder die Äußerungen der Frontleute (Kuhn-OB, Constabel-Beauftragte) höre. Der öffentlich-mediale Duktus changiert zwischen offener Wertediskussion und erzieherischer Ächtung der Freier. Der OB drückt sein Bedauern aus, dass Paysex nicht zu verhindern sei. Die Sozialarbeiterin ist klarer: "Der Freier hat die Wahl - er kann es sein lassen!" Paysex ist in der Schmuddelecke. Paysex ist Sucht - bedauernswert und eigentlich abzulehnen. Paysex ist wie die Notdurft - nicht zu verhindern, aber durch Hygiene in den Griff zu bekommen. Aber keinesfalls ist Paysex Wellness - und soll es auch nicht werden. Schwarze Pädagogik; aus der Position der "Gerechten" heraus. "Wir" gegen "Die da". Wer fühlt sich da angesprochen? Wer fühlt sich motiviert zur Selbstkorrektur? Diejenigen, die die Wahl hätten, aber nicht in der Lage sind, die "richtige" Entscheidung zu treffen? Wirkt da der Ruf an das Gewissen? Oder bewirkt ein schlechtes Gewissen ein verschämtes Abtauchen? Wie Zigaretten-Pädagogik: Warnung, Ermahnung, Abschreckung. Schockbilder. Video im SWR: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/stuttgart/kampagne-gegen-zwangsprostitution-stuttgart/-/id=1592/did=17328828/nid=1592/cp0ren/ Ich stelle mir eine Kampagne gegen Adipositas vor: Schockbilder und das Plakat "Du kannst das Fressen lassen!" Und dann die Gegenbewegung: "So spricht man nicht zu Menschen!" Ich denke kontrastierend an die jahrzehntealte Erfarung in der Verkehrserziehung: Was wirkt, sind Mottos mit Charme und Humor: "Ich halte Abstand - gekuschelt wird zuhause!" Aber Paysex darf nicht als Wellnessoase verharmlost werden? Was wir seit Jahren versuchen: Rotlicht nicht mit Blaulicht zu konnotieren, sondern mit dem Tageslicht zu versöhnen. Lebendiges Stadtleben statt Vertreibung in tote Industrieviertel. Die Wellness-Auszeit aus dem Alltag wertschätzen, lustvoll und achtsam. In Kommunikation zwischen SW und Kunden... Die Stadt Stuttgart will "offen" sprechen? Mit wem? Aus welcher Position heraus?
  14. Du hast aber von dem Fall gesprochen, in dem genau dieses nicht erkennbar ist. Ich sehe eben die Konstellation, in der die SW selbst versucht, ihre prekäre Lage zu verschleiern, weil sie das Geschäft machen möchte. Der Gesetzentwurf bezieht aber diese Konstellation mit ein. Er will genau diesen Fall verhindern, aber die SW will den Paysexkontakt in diesem Moment, und der Freier wird zum Schuldigen in einem Deal zwischen SW und Drittem.
  15. Ein solches Beispiel, das die strukturell bedingte Unwissenheit explizit mit einbezieht, fällt mir nur beim Falschgeld ein. Auch wer es unwissentlich in Umlauf bringt, steht unter Strafandrohung. In der Praxis ist allerdings in der Regel höchstens das „Geld“ verloren. Eine unwisssentliche Bezahlung mit Falschgeld wird meines Wissens nicht extra bestraft, es sei denn, ein Vorsatz ist wahrscheinlich. Hast du denn andere Quellen, dass die unwissentliche Inanspruchnahme einer sexuellen Dienstleistung unter Zwang Dritter explizit bestraft werden soll? Ich habe es, wie gesagt, anders gelesen. (Ändert aber nichts an meiner Kritik des Entwurfs.)
  16. Nein, das ist vermutlich nicht richtig. In den Kommentaren des Justizministeriums wurde der „bedingte Vorsatz“ so erklärt, dass der Freier entweder weiß, dass es sich um eine Zwangsprostituierte handelt, oder es billigend in Kauf nimmt. Als Beispiel wurde genannt, dass Merkmale von Gewaltanwendung zu sehen sind oder das Opfer den Freier ausdrücklich um Hilfe bittet. Was solche Fälle dann aber vom Tatbestand der Vergewaltigung unterscheidet, ist nicht klar. Da wird ein Gesetz formuliert, das seinen Rahmen so weit ausdehnt, dass bereits ein Sachverhalt von „wirtschaftlicher Notlage“ als Kriterium gilt, und gleichzeitig wird schon im Voraus gesagt, dass die konkrete Strafverfolgung eigentlich die Vergewaltigung im Blick habe. Es ist ein Entwurf, der entschieden mit der Symbolik operiert. Aber genau dies ist nicht Aufgabe eines Gesetzes. Die Anforderungen an ein Gesetz sind höher. Irgendwie spielt der Gesetzesentwurf mit Kategorien und Bildern, die wir von Tatort-Krimis kennen: Ich bin ein reicher Schnösel und lasse mir von einem Zuhälterring ein Mädchen in die Wohnung kommen. Dieses Mädchen wollte mich natürlich nicht. Sie weint, ist verzweifelt... Wenn der Zwang von mir ausgeübt wird, ist es Vergewaltigung, klar. Das war bisher schon so. Die Erweiterung um den „bedingten Vorsatz“ meint natürlich etwas anderes. Einen Fall, in dem die Gewalt nicht von mir ausgeht, sondern von Dritten. Die SW selbst will mir ja ausdrücklich ihr Angebot machen. Die Zwangslage wird von mir nicht verursacht, sondern ausgenutzt. Der Gesetzgeber nimmt also in den Blick, dass es Prostitution geben kann, die dem Freier eine Freiwilligkeit vorgaukelt. Es wäre ein sehr moderner Ansatz, denn jedes Produkt braucht, um erfolgreich zu sein, den schönen Schein. Aber gleichzeitig gesteht der Minister ein, dass dieser Zwangshintergrund schwer zu erkennen und deshalb nur schwer justiziabel sei. Es ist eine merkwürdige Sache, weil das, was über den Tatbestand der Vergewaltigung hinausgeht, sich in komplizierten Motivationslagen bewegt. Der Entwurf berührt auch die Motivationslage der Frau – in einer Art Meta-Motivation: Er zielt auf den Fall, dass die SW den konkreten Sex (anbieten) will, ihn im Grunde aber nicht will und nur aus fremdbestimmten Umständen dann doch will. Die Kriterien für die Zwangslage sind im Entwurf Oder-Sätze: Persönliche Notlage oder wirtschaftliche Notlage oder Hilflosigkeit im Ausland. Wenn man das Kriterium „wirtschaftliche Notlage“ heranzieht, wird ein großer Teil der SW zu „Zwangsprostituierten“ erklärt. Sexarbeit als selbstbestimmter Ausweg für Frauen in Zwangslagen wird damit im Grunde unterbunden. Die differenzierte Diskussion der letzten Jahre um Selbstbestimmung in diversen Lebenslagen wird ignoriert. Die Stigmatisierung wird zementiert. Übrig bleiben nur Frauen, die sich im Luxussegment bewegen, schuldenfrei sind, über ein unabhängiges Einkommen verfügen. Wie im Prostituiertenschutzgesetz wird ein Schutz behauptet, aber einer Restriktion der Weg eröffnet… Freier finden sich in einer merkwürdigen Doppelrolle wieder. Einerseits stehen sie moralisch unter dem Generalverdacht, sich in „undurchschaubaren Räumen“ zu bewegen, Komplizen von Zwangshandlungen Dritter zu sein. Gleichzeitig werden sie „umworben“, der Strafverfolgung zu helfen mit dem Deal, bei (Selbst-)Anzeige selbst straffrei zu sein. „Freier, wir brauchen eure Mithilfe!“ Kann das in der Praxis funktionieren? Wird derjenige, der bislang sein „komisches Gefühl“ nicht der Polizei gemeldet hat, dies nun aufgrund des neuen Gesetzes tun? Ist es z. B. nicht so, dass die sensible und emotionale Wahrnehmung einer schiefen Lage verstärkt nach dem Sexakt auftritt, dass im After-Sex-Talk mehr erkennbar wird als vorher? Aber dann ist der Strafbestand schon eingetreten. Wer wird dann unter diesen neuen Umständen in bürgerlicher Überzeugung zur Polizei gehen? Ich galube, Hilfs- und Sicherheitsstrukturen sehen anders aus…
  17. Wollen wir ein bisschen spekulieren? Deutschland tickt etwas anders. Es gibt in Umfragen keine Mehrheit für ein generelles P6-Verbot. Selbst die Abolitionisten sehen dies und gehen anders vor. Die Organisationen bilden eine politisch wirkmächtige, aber in der eigentlichen Praxis unerhebliche Rettungsindustrie. Das Moralschutzgesetz wird weitgehend wie im jetzigen Entwurf durchgehen. Dann beginnt eine mehrjährige konfuse Zeit auf der Basis des neuen Gesetztes, mit der öffentlichen Irritation darüber, dass dieses Gesetz Probleme nicht löst, sondern haufenweise verursacht. Gerichte werden sich schwerpunktmäßig mit dem Datenschutzproblem herumschlagen und ansonsten den Gesetzgeber ermahnen, doch endlich zu sagen, was er denn wirklich will. Nach zwei Legislaturperioden werden sich die Lager noch erbitterter gegenüberstehen: Eines, das sagt: Es war ein Holzweg, den Fokus auf die Sexworker zu legen. Sie wollen sich nicht helfen lassen, sie entziehen sich uns. Also lasst uns den Ansatz verändern und wie die Nachbarländer die Freier bestrafen. Das andere Lager sagt: Es war ein Holzweg, den Fokus auf die Sexworker zu legen. Sie wollen sich nicht helfen lassen, sie entziehen sich uns. Also lasst uns den Ansatz verändern. Die Zustände sind gar nicht so schlimm. Lasst den Opis mit ihrem Bevölkerungsanteil von 60 % in den Altersheimen ihr bisschen Spaß. Die Sexworker wissen schon damit umzugehen. Das Patt bleibt. Und wann wurde in der Geschichte je ein Gesetz wieder komplett eingezogen? Unsere Enkel schlagen sich noch damit herum. Es ist das Jahr 2050… In Frankreich gibt es weniger Altersheime, weil die meisten Opis im Gefängnis sitzen… ***** Wie ich gerade erfahre, ist das Gesetz in Frankreich noch nicht wirklich durch. Und die Abstimmung war: 577 Abgeordnete, 64 ja, 12 nein. :-)
  18. Als fünftes Land in Europa führt Frankreich jetzt die Freierbestrafung ein: http://www.faz.net/aktuell/politik/prostitutionsgesetz-frankreich-fuehrt-geldstrafen-fuer-freier-ein-14164542.html
  19. Nein, das glaube ich nicht. :-) Aber schade, dass ich dich nicht inhaltlich beeindrucken konnte. Danke für die freundlich-kritische Rückmeldung.
  20. Nein, das glaube ich nicht. Wohl versucht der Autor, einen kritischen Aspekt in seinem Artikel unterzubringen - das ist das journalistische Ethos -, aber im Zusammenhang wirkt das anders. Der "kritische Pflicht-Einwurf" ist fast als Fremdkörper erkennbar und dient eigentlich eher als Stichwortgeber für Josefas weitere Ausführungen (und die sind deutlich und gut!). Auch der Video-Einspieler hat ein entsprechendes Gewicht. Wer den Artikel überhaupt bis hierhin gelesen hat, hat längst ein anderes, echtes Interesse entwickelt - es ist tatsächlich das Interesse an dieser "merkwürdigen" Person, die den Standardvorstellungen erheblich widerspricht. Das Problem mit dem Klischee ist hier ein anderes. Die Beweggründe für Josefas Wahl sind doch ziemlich reißerisch dargestellt: Die Nymphomanin hat eine geniale Form gefunden, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Klischee-Generalisierung funktioniert hier nämlich so, dass die Sexarbeit ihre "abnorme" Beweggründe hat - bei den einen ist es erhöhter Sexbedarf, bei den anderen die Missbrauchsbiografie... Es ist schwierig für die Aktivistengruppe, die Sexarbeit in einem banal-rationalen Motivationszusammenhang darzustellen. Das ist aber überhaupt keine Kritik von meiner Seite. Authentisch sind diese Interviews allemal. Der Zeitungsartikel wirkt auf seine Weise. Wer beim nächsten Mal seine Rede von der Zwangsprostitution schwingt, wird, wenn er diesen Artikel gelesen hat, einen Schluckauf bekommen. Er wird eine Wut spüren über diese "anmaßenden Privilegierten", die sein Konzept stören. Und diese Wut werden die Hörer wahrnehmen - da gibt es etwas, was dem Redner nicht ins Konzept passt... Mehr davon!
  21. Emy Fem, Sexarbeiterin und Aktivistin in Berlin Tolles Interview!
  22. Schau auf den augenzwinkernden Smiley von max... Er schlägt vor...
  23. Für den Escort-Bereich eher am Rande, aber für die Sexarbeit insgesamt finde ich den Passus über das Verbot von Arbeitsstätte als Wohnstätte extrem folgenreich. (Hier hatte ich es noch sarkastisch angemerkt: http://www.mc-escort.de/forum/showthread.php?p=438624#post438624) Wie kann für den Bordell/Laufhaus-Bereich das bewährte und notwendige Prinzip ersetzt werden, dass die Sexworker turnusmäßig reisen und im jeweiligen Arbeitszimmer wohnen/übernachten? Ein Hotelzimmer zusätzlich mieten? Eines, das zum Tagesrhythmus passt - um 4 Uhr nachts das Bordell verlassen und im Hotel einchecken, dann bis 12 Uhr schlafen? Werden die Bordellzimmer dann für die Damen 100 Euro billiger, damit Hotel und Taxi bezahlt werden können? Oder sind die Fixkosten dann einfach um diesen Betrag höher (+ 3 Kunden), der dann erst erwirtschaftet werden muss? Ein "Schutzgesetz"? Nein, Paternalismus: "Ich weiß besser als du, was für dich gut ist." Was ist schlimmer: Sie wissen nicht, was sie tun. Oder: Sie wissen es...
  24. Wenn man die Zahlen irgendwie zusammenfassen möchte, wäre das Ergebnis also: 74 % meinen, dass Prostituierte und Freier straffrei bleiben sollten, 7 % geben auf die Frage keine Antwort… (statt: „78 % gegen Prostitution“)... Das Problem ist aber nicht nur die manipulative Interpretation, sondern (wie so oft) die Art der Fragestellung. Die Erfinder der Umfrage haben ihr eigenes Thema nicht verstanden. Sie werfen Zuhälter und Bordellbetreiber in einen Topf. Sie suggerieren damit, dass es bei dieser Antwortmöglichkeit darum gehe, gegen Zwangsstrukturen zu votieren. Wie würden wohl die 59 % antworten, wenn man fragte: „Sexarbeit soll ausschließlich ‚independent‘ möglich sein, d. h. jegliche gewerbliche Logistik Dritter, die dem größten Teil der Sexworker die Sexarbeit bisher in logistischer, kalkulatorischer, sozialer und persönlich-sicherheitsrelevanter Hinsicht ermöglicht, soll verboten werden.“
  25. Das sind wahrscheinlich zwei Scheinfragen: „… legitim?“ – Die einfache Antwort ist: Ja. „… für einen Mann?“ – Die Gender-Frage lenkt wahrscheinlich nur ab. Das ist wahrscheinlich der Knackpunkt: „… aktuelle Gefühlsregung“ Wir reden vom Kontext der Buchungsanfragen – oder, allgemeiner, vom Reden im Paysex. Da sind wir vielleicht schon mitten in einem Spiel. Sind es allgemeine oder spezielle Regeln? Die Komplizierten unter uns sind mit der Wahrnehmung und Beschreibung der eigenen „aktuellen Gefühlslage“ beschäftigt. Wir versuchen die Spielregeln zu verstehen. Wir trennen zwischen dem, was in heißen Sprachbildern auf dem Monitor steht und dem, was die reale Person dahinter wirklich meinen kann. Und dann müssen wir noch herausfinden, was wir selbst wirklich fühlen, was unsere Phantasie mit dem realen Gegenüber wirklich zu tun hat. Schreiben wir zurück, um ein echtes „aktuelles Gefühl“ auszudrücken oder um das Bevorstehende spielerisch zu befeuern? Die Unkomplizierten küssen längst… Die Komplizierten suchen nach geschriebenen Worten, die Bestand haben, die „vorher“ stimmen und „hinterher“ wahr bleiben. Und wundern sich amüsiert darüber, dass hinterher das „Schnucki“ alle Sätze von vorher übermalt hat. Die Unkomplizierten wissen, dass sie Floskeln gebrauchen. Die Ideologiekritik erzeugt bei ihnen nur Schulterzucken – ein Grinsen – sie küssen weiter… Und manchmal suchen die Komplizierten im Paysex genau diese Unkomplizierten, um einmal eine Auszeit von den Gedanken- und Wahrheitsmühlen zu bekommen…

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